Röschenwald/Oberschwaben: "Waldumwandlungs-(-zerstörungs?) genehmigung" vom Landratsamt für vier Windkraftanlagen hinterlassen Klima-Traumata ... Quo vadis, Bürgerinitiative? Windräder gehören niemals in den Wald!
Durch den oberschwäbischen "Röschenwald" bin ich aus beruflichen oft gefahren, wenn ich meine Klientel zunächst in Wolperstwende und anschließend in der Nähe von Zollenreute aufsuchte. Wenn es gegen die Mittagszeit war, dann hielt ich an einem Waldweg und verbrachte dort die halbe Stunde Mittgaszeit. Ich rieche noch heute das Harz der Kiefern.
Doch das ist über 15 Jahre her, und seit dieser Zeit werden unsere Wälder mehr und mehr durch Windkraftanlagen geschändet. Diese Windumwandler müssen eigentlich als "WaMo" (Waldmonstren) bezeichnet werden, denn sie sind doppelt so hoch wie der Turm des Schleswiger Doms (112 Meter), der Stadt in der ich geboren wurde und aufgewachsen bin. Selbst der Ulmer Münster (weltweit höchster Kirchturm, 162 Meter) erreicht nur 2/3 des Monstrums.
2019 hieß es, hier werden sechs WaMos gebaut, 2020 waren es nur noch fünf, und aktuell wird gerade damit begonnen, nur noch ein "Mühlenquartett" aufzubauen.
Das Ulmer Münster fast mickrig gegenüber einem Windrad ...
Im WALDREPORT/WALDSCHÄDEN.de heißt es (Stand 1.1.2020): Bürgerinitiative aktiv: Nein
Das Landratsamt hat inzwischen die Genehmigung für vier Windkraftanlagen im Rahmen einer "Waldumwandlungsgenehmigung" im Röscherwald genehmigt:
Ob eine Anfechtungsklage erhoben wurde - und wenn ja, warum sie negativ beschieden wurde - ist mir nicht bekannt. Der Begriff "Waldumwandlung" klingt auf jeden Fall so vernichtend (!), wie die Aktion in Wirklichkeit ist: WALDZERSTÖRUNGSGENEHMIGUNG wäre realistischer, oder? Das jedenfalls ist meine persönliche Meinung. Immerhin spricht auch die "Schwäbische Zeitung" heute hier von "klaffenden Löchern", welche die Bauarbeiten für die Windräder hinterlassen. Das hört sich nicht gerade befürwortend an.
Zwar berichtet das Ravensburger "Wochenblatt" aktuell, dass dem Naturschutz mit Ausgleichsmaßnahmen Rechnung getragen wurde, in dem über 140 Nist- und Fledermauskästen installiert und Wassertümpel für Amphibien angelegt wurden. Drei Hektar Wald Erstaufforstung in der Region werden vorgenommen, und über 1,5 Hektar Waldumbau im angrenzenden Forstrevier umgesetzt. Das klingt gut, ist wohl aber auch gesetzlich vorgeschrieben und keine Wohltat.
Trotz meiner Recherchen, fand ich nichts über eine "Bürgerinitiative gegen Windräder im Röschenwald" oder ähnlich formuliert. Aber auf jeden Fall gehören diese Windmonstren grundsätzlich nicht in den Wald. Das ist der springende Punkt, warum der etwas südöstlich gelegene "Altorfer Wald" von Klimaaktivist/innen seit Jahren permanent besetzt wird. Zwar vorrangig zunächst, um den drohenden Kiesabbau zu verhindern und um das saubere Trinkwasser zu erahlten, aber auch, um gerade diese Art von Schändung zu verhindern. Viele von ihnen wohnen nicht weit weg von diesem unglaublich natürlichen Wald. Andere haben sich mit ihnen solidarisiert. Warum hat niemand aus Wolpertswende oder Zollenreute, oder Aulendorf und Bad Waldsee eine solche Waldbesetzung organisiert?
Der NABU aus Sachsen-Anhalt schreibt zu dem Thema "Windräder in Wäldern" das Folgende:
Die Probleme beginnen dabei schon während des Baus. So verändern in den Wald geschlagene Zufahrtswege und Bauplätze das Mikroklima und die Nährstoffkreisläufe des umliegenden Gebiets. Höhere Temperaturen, fehlende Feuchtigkeit und irreversible Bodenverdichtung senken den Wasserspeicher – fatal, gerade in Anbetracht der Trockenheit vergangener Jahre. Und aufgrund der unterirdischen Verankerung und anderer Recyclingprobleme bleiben diese negativen Folgen auch nach Rückbau alter Anlagen bestehen.
Infolge der Veränderungen kommt es zudem zu einem Verlust von Lebensraum und einer Beeinträchtigung zahlreicher Tiere, darunter auch nach europäischem Recht streng geschützten Arten wie Seeadler, Rotmilan, Mäusebussard und Schwarzstorch. Doch besonders Fledermäuse wie der großen Abendsegler leiden unter der Anwesenheit von Windkraftanlagen. Schätzungsweise 200.000 der nachtaktiven Flugkünstler fallen in Deutschland jährlich Windrädern zum Opfer – sei es in der Luft von den Rotorblättern getroffen oder durch Schallwellen mit schweren Organverletzungen niedergestreckt.
Darüber hinaus sind Wälder wichtige Verbündete in Zeiten des Klimawandels. Sie dienen als Wasserspeicher in Trockenzeit, kühlen die Landschaft bei Hitze und binden große Mengen von Kohlenstoff – Kohlenstoff, der bei Verlust des Waldes als Treibhausgas in die Atmosphäre gelangt. Ein Ausbau von Wind- und Solarenergie zulasten der Waldbestände ist damit auch unter Aspekten des Klimaschutzes fragwürdig. Dabei bieten unsere Wälder bereits ohne Windkraft Grund zur Sorge. So zeichnete der Waldzustandsbericht 2021/22 ein düsteres Bild und zeigte, dass unsere Forste jetzt schwer unter Dürren, Übernutzung und Schädlingsbefall leiden.
Die Wahl unkritischer Standorte ist entscheidend. Geeignet wären beispielsweise Flächen entlang von großen Verkehrstrassen, nahe von Industriestandorten und für den Solarausbau die Dachflächen von Wohn- und Gewerbekomplexen sowie öffentliche Gebäude. Schöpfen wir dieses Potential aus, haben wir mit den Erneuerbaren Energien und unseren grünen Wäldern zwei mächtige Verbündete gegen den Klimawandel.