Aktualisiert (Anhang "Lumumba"): Weihnachtsmärkte und der "DEUTSCHE GLÜHWEIN-INDEX" - Das ist KEINE Satire!
Eigentlich wollte ich am Freitag Mittag die Gelegenheit nutzen, um einmal (1) - wirklich nur ein (1) einziges (1) Mal - über den Ravensburger Weihnachtsmarkt zu gehen, um die Anzahl der Glühweinstände zu zählen. Mein eigentliches Anliegen war, mir ein Buch zu kaufen und zuvor ein paar Bankgeschäfte zu erledigen. Das dieses Buch im Rahmen von "Weihnachtsmärkte" in Deutschland (hoffentlich nicht in Ravensburg) noch eine nicht unerhebliche Rolle spielen wird, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Siehe Anhang!
Doch nachdem ich ich mein Geldinstitut verlassen hatte und da mitten auf dem mittleren Marienplatz stand, bemerkte ich bei meiner 360 Grad Rundumschau nur Stände, welche ganz explizit einzig Glühwein und Punsch anboten, oder solche neben anderen Produkten über den Christkindles-Tresen gehen ließen. Und es waren nicht etwa nur vier dieser Buden, sondern weit über zehn, die meine "Rundumkamera" erfasste.
Übrigens eine unglaubliche optische und visuelle Präventivmaßnahme der Verantwortlichen gegenüber Kindern und Jugendlichen hinsichtlich der bevorstehenden Fasnet und des kommenden "Rutenfestes". Und auch jedem anderen Besucher wird bei diesem feuchtfröhlichen Eingangsportal klar, worum es auf dem "Christkindlesmarkt" Ravensburg eigentlich geht.
Mich ekelte, weshalb ich mir den weiteren mir vorgenommenen Rundgang über den Rest dieses Glühevents mit weihnachtlicher Außenfassade ersparte - nur, um feststellen zu müssen, dass das mit den Punschbuden noch nicht alles war. Dabei rühmt sich gerade die Stadt Ravensburg mit einem bei In- und Ausländern begehrten "Weihnachtsmarkt", welcher deshalb auch noch eine Stunde länger (21 Uhr) geöffnet hat.
Dabei kosten die Tasse "heißen Alkohols mit Zucker", oder die Variante ohne Promille zwischen vier (4 Euro) und "Vier-Euro-fünfzig" (4,50 Euro) - 0,50 Euro mehr als im Vorjahr. Das ist eine Preissteigerung von immerhin zwischen 12,5 und 9,5 Prozent.
Doch das ist bundesweit das Übliche. Wobei Ravensburg sogar noch recht "günstig" davon kommt. Und damit sind bei dem im Aufmacher genannten Glühwein-Index, den es tatsächlich gibt.

www.coupons.de
In knapp 60 (genau: 59) deutschen Städten - Ravensburg ist nicht dabei, wohl aber Konstanz - wurden entsprechende Daten erhoben.
Dabei kam das folgende heraus [Quelle: www.coupons.de]
Glühweinpreise im städtischen Vergleich:
Westdeutschland: Auf 19 Märkten lag der Durchschnittspreis bei 4,51 Euro, nahezu identisch mit dem Bundesschnitt.
Ostdeutschland: Hier ergibt sich bei 14 befragten Städten ein etwas günstigerer Durchschnitt von 4,27 Euro pro Tasse Glühwein.
Süddeutschland: Die höchsten Preise finden sich in den 15 Städten im Süden der Republik - durchschnittlich werden 4,73 Euro pro Tasse fällig.
Norddeutschland: Mit 4,41 Euro liegt der Norden im moderaten Mittelfeld des Glühweinpreisindexes. 11 Städte wurden für die Befragung herangezogen.

Ravensburg?
Rechnen wir die Summe aller Glühweinpreise durch die Anzahl der befragten Städte bzw. Buden, so ergibt sich ein Durchschnittswert von 4,54 Euro pro Glühwein. Im Vergleich zu 2024 entspricht das einem Anstieg von rund 7%. Noch deutlicher fällt der Unterschied zum Jahr 2023 aus: Damals kostete eine Tasse Glühwein im Schnitt 3,96 Euro, also fast 60 Cent oder 14,65% weniger als heute.
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Anhang von Stefan Weinert, 8. Dezember 12:55 Uhr
Wie die Deutschen - vor allem die deutschen Weihnachtsmarktbesucher - "ticken", und dabei auch im Rausch vor Rassismus keinen Halt machen, zeigen die Horden deutscher Frohgesinnter auf den Weihnachtsmärkten in Kassel und Bremerhaven. Dort nämlich - wie übrigens auch in anderen deutschen Städten - wird neben Glühwein und Punsch auch das Getränk "Lumumba" ausgeschenkt. (Siehe hier)Dabei handelt es sich um heißen Kakao mit einem Schuss Rum. Nun haben die Stadtverantwortlichen den Standbetreibern untersagt, dieses Getränk so zu benennen, da diese Bezeichnung den Namen des kongolesischen Widerstandskämpfer und ersten 1960 demokratisch gewählten Präsidenten dieses Staates, Herrn Patrice Lumumba, in den Dreck ziehe. Lumumba wurde übrigens wenige Monate nach seiner Ernennung zum Präsidenten, im Rahmen eines Putsches ermordet.
In jenem Buch, welches ich oben im Rahmen meiner peripheren Begegnung mit dem Ravensburger Weihnachtsmarkt erwähnte, befasst sich der Autor Wolfram Frommlet ("Johann Sebastian Bach geht über den Sambesi") gerade auch mit dem großartigen Patrice Lumumba. Für mich ist - nach dem Lesen des hervorragenden Buches - völlig unklar, wieso überhaupt jahrelang (Jahrzehnte?) ein solches Getränk unter diesem Namen firmieren konnte. ???
Die Antwort darauf aber findet sich in den Kommentaren jener "weiß ich wie tickenden" Weihnachtsmarktbesucher wieder. Sie schreiben zu dem Verbot, das sie nicht akzeptieren wollen: „Es ist einfach nur noch peinlich“ oder „Haben wir eigentlich keine größeren Probleme?“, oder: „Ihr tickt doch nicht mehr richtig. Mehr hab ich zu dem Unsinn nicht zu sagen. Ich bestelle weiter Lumumba. Punkt“. Oder: „Nur noch lächerlich.“ Und: „Ich schmeiß mich weg. Das glaub ich jetzt nicht.“ Es gab nur wenige Personen, die die Namensänderung positiv kommentierten. (a.a.O.)
Ob es auf dem Ravensburger "Christkindlesmarkt" ein Getränk namens "L" zu kaufen gibt, entzieht sich meiner Kenntnis. man/frau kann nur hoffen, dass dies nicht so ist und wenn doch, es unter "Kakao mit Schuss" firmiert. Denn es geht hier nicht nur um Rassismus, sondern auch um die Ehrverletzung Toter:
Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener
Wer das Andenken eines Verstorbenen verunglimpft, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.