Atombomben auf Japan: Vor 80 Jahren / und 80 Jahre danach - Werden sich Hiroshima und Nagasaki wiederholen? ...
Veranstaltungshinweis:
Am Mittwoch, 6. August 2025 um 17 Uhr, findet vor dem Rathaus der Stadt 88250 Weingarten eine Kundgebung zum Gedenken an die Atombombenabwürfe über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki statt:
FÜR FRIEDEN UND GEGEN ATOM.
Es wird eine entsprechende Flagge gehisst. Die Veranstaltung ist angemeldet und genehmigt.
Quelle: Erika Eichwald, Weingarten
------------------------------------------
Stefan Weinert, Blogger
Am 6. August 2016 gab es auf dem Ravensburger Marienplatz vor dem Lederhaus eine Gedenkveranstaltung aus Anlass des Gedenkens an den Abwurf einer Atombombe über der japanischen Stadt Hiroshima. Veranstalter war der Kreisverband der Linken. Es kam damals kein einziger Stadtrat oder Stadträtin zu dieser Veranstaltung. Nur ein einziges SPD-Mitglied war anwesend, das aber noch am selben Tag abends zum Mitglied der Linken wurde. Pax Christi war vertreten und die ÖDP.
6. August 2016, Marienplatz in Ravensburg, Foto: Heiko Thamm (+)
Gestört wurde die Veranstaltung von Rutentrommlern (Nachtrommeln), die meinten, zur selben Zeit am gleichen Platz vor der Ratsstube dermaßen Krach machen zu müssen, dass weder die Redner und Rednerinnen, noch die Musikanten zu verstehen waren. Der damalige Kreisvorsitzende Heiko Thamm (+) musste die Polizei bemühen, damit die bei der Ravensburger Stadtverwaltung angemeldete Gedenkveranstaltung doch noch einigermaßen würdig abgehalten werden konnte.
Vor genau 80 Jahren wurden im Zweiten Weltkrieg zwei Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen. Heute erzählt ein 12-Jähriger die Geschichte seiner Uroma – und kämpft so für eine Welt ohne Atomwaffen.
"Hibakusha" werden Menschen in Japan genannt, die die Atombomben im Zweiten Weltkrieg erlebt und überlebt hatten. Am 6. und 9. August 1945 warfen die USA zwei Atombomben über den Städten Hiroshima und Nagasaki ab. Damit sollte die japanische Regierung - drei Monate nach dem Sieg der Alliierten in Europa - zur Kapitulation gezwungen werden. Bis zu 230.000 Menschen starben bei beiden Detonationen.
Heute gibt es in Japan immer weniger Augenzeugen, die aus eigener Erfahrung über die Horrorszenarien der Atombombendetonation und über die Spätfolgen berichten können. Nach einem im März veröffentlichten Regierungsbericht leben nur noch 99.130 Hibakusha, 7695 weniger als im Vorjahr. Das Durchschnittsalter der Überlebenden beträgt 86,13 Jahre.
Aus Sorge, dass das Ausmaß und die Auswirkungen der Zerstörung durch eine Atombombe in Vergessenheit geraten könnten, engagieren sich viele Organisationen und Privatpersonen in Japan dafür, dass die Erlebnisse und Erfahrungen der Überlebenden mit Atombomben weitererzählt werden.
Einer von ihnen ist Shun Sasaki. Er will dazu beitragen, dass dieses dunkle Kapitel nie vergessen wird. Sasaki spricht sehr gutes Englisch. Seit August 2021 berichtet er ausländischen Besuchern im Friedenspark Hiroshima über Krieg und Atombomben. Sasaki ist heute 12 Jahre alt.
"Als ich in der ersten Klasse war, kam ich an der Atombombenkuppel vorbei und fragte mich, warum sie noch dastand, obwohl sie so kaputt ist", erzählt Sasaki im Gespräch mit der DW. Die so genannte Atombombenkuppel war eine Industriehalle gewesen. Bei der Explosion 1945 brannte sie bis auf die Grundmauern nieder. Heute erinnert die Ruine im modernen Stadtbild daran, alle Atomwaffen weltweit abzuschaffen. "Ich habe im Internet recherchiert, bin ins Friedensmuseum gegangen und habe etwas über die Atombombe gelernt, die hier abgeworfen wurde."
Die Urgroßmutter von Sasaki erlebte den Atombombenabwurf am 6. August 1945 über Hiroshima. Sie hieß Yuriko. "Meine Uroma war 12 Jahre alt, als die Bombe abgeworfen wurde. Sie befand sich in ihrem Haus, etwa 1,5 Kilometer vom Explosionszentrum entfernt", sagt der Urenkelsohn heute. "Sie erlitt keine Verbrennungen, weil sie sich innerhalb des Hauses befand. Aber sie war heftiger Strahlung ausgesetzt. Als sie evakuiert wurde, fiel der 'schwarze Regen' auf sie."
Der so genannte "schwarze Regen" kam, als der Feuerball abgekühlt war. Aus dem Wasserdampf, der sich um die radioaktiven Partikel in der Luft bildete, wurde ein schmierig-öliger Regen. Das Regenwasser blieb an der Haut und der Kleidung der Menschen kleben. Am 6. August 1945 hatte es stundenlang in Hiroshima geregnet.
Sasaki hat seine Uroma nie umarmen können. Yuriko erkrankte im Alter von 38 Jahren an Brustkrebs. Als sie 60 Jahre alt war, wurde Darmkrebs diagnostiziert. Sie starb im Alter von 69 Jahren.
Sasaki erzählt ausländischen Besuchern, wie die Uranbombe, "Little Boy" genannt, fast direkt über dem heutigen Atombombendome mit einer Energie von etwa 15.000 Tonnen TNT explodierte. Im Umkreis von 1,3 Kilometern wurden praktisch alle Menschen sofort getötet. Schätzungen zufolge starben insgesamt bis zu 140.000 Menschen bei dieser ersten Atombombenexplosion im Krieg an schweren Verbrennungen oder durch die Strahlenbelastung - noch während des Krieges und in den darauffolgenden Jahren.
"Viele Leute sagen mir, dass sie nach Hiroshima gekommen sind, weil sie dachten, sie wüssten, was passiert war, und dass nur die Stadt schwer beschädigt wurde", sagt Sasaki. "Nach dem Besuch sagen sie, dass sie nicht gewusst hatten, was tatsächlich passiert war."
"Alle sagen mir, dass wir so etwas nie wieder tun dürfen. Ich glaube, Kriege entstehen, weil die Menschen nicht wissen, was ein Krieg wirklich bedeutet", sagt der junge Fremdenführer. "Ein Amerikaner sagte mir nach dem Besuch, dass wir alle Atomwaffen verbieten müssen. Das hat mich glücklich gemacht. Denn wenn er weggeht und jemandem anders über das erzählt, was in Hiroshima passierte, und dieser jemand dann wieder jemand anderem davon erzählt, so schaffen wir dauerhaften Frieden."
"Wir können die Geschichte nicht ändern. Aber wir können unsere Erfahrungen mit der Atombombenexplosion nutzen, um unsere Zukunft zu verändern", fügt der 12-Jährige hinzu.
Drei Tage nach Hiroshima wurde am 9. August 1945 die Plutoniumbombe "Fat Man" über Nagasaki abgeworfen. Sie forderte bis zu 80.000 Todesopfer - durch die Detonation selbst sowie durch die Spätfolgen wie Leukämie und andere strahlenbedingte Krankheiten.
"Wir nähern uns einer Zeit, in der die Hibakusha nicht mehr unter uns sein werden", sagt Takuji Inoue, Intendant des Atombombenmuseums in Nagasaki. "Als eine Stadt, die von einer Atombombe getroffen wurde, sind wir zutiefst besorgt über das zunehmende Risiko des Einsatzes von Atomwaffen. Anlass geben uns die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie beunruhigende Ereignisse anderswo."
Das Museum hat eine neue internationale Kampagne gestartet, um "die Realität" eines Atombombenangriffs zu vermitteln. Das Verständnis darüber, was eine Atombombenexplosion ist und was es für die Generationen Menschen und für die Stadt bedeutet, muss nach Überzeugung der Initiatoren weltweit verbreitet werden.
Intendant Inoue will mehr Menschen sehen, die die Geschichte von 1945 erzählen. Er will mehr historische Gegenstände und Dokumente im Zusammenhang mit den Angriffen sammeln, um damit die Wichtigkeit von Frieden zu vermitteln. "Hiroshima geht als die erste Stadt in die Geschichte ein, wo eine Atombombe in einem Krieg explodierte", sagt Intendant Inoue.
"Ob Nagasaki die zweite und letzte Stadt bleibt, hängt von der Zukunft ab. Die haben wir selbst in der Hand."
Am Mittwoch (6.8.) um 8.15 Uhr, als vor 80 Jahren die Atombombe detonierte, wird das öffentliche Leben in Hiroshima zum Stillstand kommen. Im Friedenspark wird ziviler Todesopfer gedacht. Zur Gedenkveranstaltung gehört auch das "Friedensversprechen der Kinder". In diesem Jahr hält der junge Fremdenführer Shun Sasaki die Rede. "Ich hoffe, dass viele Menschen nach Hiroshima kommen. Gemeinsam überlegen wir, wie wir Frieden sichern", sagt der Schüler.
Die Veranstaltung ist bei der Polizei gemeldet und erlaubt.
Für Frieden und gegen Atom !!! Erika Eichwald