Der 17. Juni . . . 17 Monate nach der "Machtergreifung" ...
Stefan Weinert
Verehrte Leser und Leserinnen dieses Blogs,
das Schriftbild folgender Äußerungen macht die Antwort auf die Frage "von wem stammt dieser Text" insofern einfacher, weil er schon mal nicht aus der deutschen Wirtschaftswunderzeit und den dann folgenden Dekaden bis heute stammen kann. Im Text selbst ist es eigentlich "nur" ein Begriff, der ebenfalls darauf hinzudeuten scheint. Wenngleich er seit 2015 im Nachkriegsdeutschland wieder kursiert und sein Unheil stiftet. Doch nicht nur die Antwort auf die Frage, von wem diese Worte stammen ist interessant, sondern auch die des Datums ihrer Verlautbarungen - und der brisante Inhalt, der in der Tat(!) vom 17. Juni 2025 stammen könnte, oder?
Quelle des Textes und Gesamttext hier
Die Zeilen stammen aus einer Rede des damaligen deutschen Vizekanzlers Franz von Papen, welche er an der Universität Marburg hielt - und zwar am 17. Juni 1934. Diese Rede gilt als die letzte, die im Nazi-Deutschland auf hoher Ebene und öffentlich gegen den umfassenden Machtanspruch des Nationalsozialismus gehalten wurde.
von Papen hielt die Rede in der Aula der Alten Universität für die Jahreshauptversammlung des Marburger Universitätsbundes. Er begann die Rede gegen 12.15 Uhr vor etwa 600 Zuhörern, die lebhaft applaudierten.
Die Rede war hauptsächlich von dem Münchener Rechtsanwalt und Schriftsteller Edgar Julius Jung, der seit 1933 als Papens Redenschreiber fungierte, verfasst worden. Einfluss auf den Text hatten zudem Papens Pressechef Herbert von Bose, der auch die illegale Verbreitung der Rede in 5.000 heimlich in der Germania Druckerei gedruckten Exemplaren organisierte, und Papens Adjutant Fritz Günther von Tschirschky. Nach 1945 behauptete von Papen wiederholt, er sei der eigentliche Verfasser der Rede gewesen und Jung habe nur Material für sie gesammelt und geringfügige stilistische Verbesserungen beigetragen. Tschirschky dagegen versicherte, Papen habe die Rede erst auf der Zugfahrt nach Marburg erstmals zu Gesicht bekommen.
Von Reichspräsident Paul von Hindenburg ermutigt, sprach sich von Papen in seiner Marburger Rede über die Exzesse der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler aus, denen er (von Papen und von Hindenburg) selbst erst 17 Monate zuvor zur Macht verholfen hatte. Der Vizekanzler forderte ein Ende von einschüchterndem Terror. Er beklagte das Verschwinden einer freien Presse und monierte, dass jeglicher Einwand gleichgesetzt würde mit einer fundamentalen Kritik am Ganzen. Er warnte vor deutlich vor der Sturmabteilung der NSDAP - der SA.
Konrad Heiden - ein deutsch/amerikanischer Journalist - fasste 1936 Papens Äußerungen so zusammen:
„Die Lage sei ernst, sagt er (von Papen), die Gesetze hätten Mängel, das Volk spüre die Wirtschaftsnot, Gewalt und Unrecht würden geübt, man höre auf mit der falschen Schönfärberei! Papen geißelte die Ablenkung der Unzufriedenheit auf ‚hilflose Volksteile‘. Auch dürfe man das Volk nicht unausgesetzt bevormunden. Das alles ging gegen Goebbels. Doktrinäre Fanatiker müssten verstummen – dies ein Hieb gegen Rosenberg (Alfred Rosenberg war Leiter des Außenpolitischen Amtes der NSDAP .) Das Schärfste aber war: Falscher Personenkult sei un-preußisch. Große Männer würden nicht durch Propaganda gemacht. Byzantinismus (Unterwürfigkeit) täusche nicht darüber hinweg. Und nun ganz schneidend: wer von Preußentum spreche, solle zunächst an stillen und unpersönlichen Dienst, aber erst zuletzt, am besten gar nicht, an Lohn und Anerkennung denken. Ein Peitschenhieb gegen Göring. Fast nach jedem Satz (von von Papens) Beifallssalven. Die Rede war Deutschland aus dem Herzen gesprochen. […] Die Rede stellte die Männer um Hitler und diesen selbst vor dem ganzen Volke bloß.“
Golo Mann urteilte 1958: „Die Rede, man muss es zu Ehren des windigen Mannes sagen, war gut. Aber mehr als Reden oder heimliche Gespräche hatten die verschiedenen konservativen Kreise […] nicht vorbereitet."
Adolf Hitler war am Mittag dieses 17, Juni 1934 auf einer Gauleitertagung in Thüringen und reagierte wütend auf die Rede, worauf ihm von Papen später das Glückwunschtelegramm (zur Rede) Hindenburgs zeigte. Joseph Goebbels unterband die Veröffentlichung der Rede und antwortete kurz darauf öffentlich: „Lächerliche Knirpse! Kümmerlinge! Hergelaufene Subjekte! Das Volk hat die Zeiten, da diese Herren in den Klubsesseln regierten, noch nicht vergessen.“
Im Inland konnte die Rede nur in der Abendausgabe der Frankfurter Zeitung vom 17. Juni abgedruckt werden. Durch die von Bose lancierten Privatdrucke kursierten jedoch einige tausend Exemplare im In- und Ausland, die unter der Hand weiterverbreitet und kopiert wurden. Die meisten wichtigen internationalen -Zeitungen berichteten am 18. und 19. Juni, besonders ausführlich in Österreich und der Schweiz - aber auch in den USA darüber.
Goebbels hatte die Nummer der Frankfurter Zeitung, in der die Rede abgedruckt worden war, beschlagnahmen lassen, und ebenso eine kursierende Broschüre mit dem Redetext. Da aber einige Exemplare aus Deutschland hinausgeschmuggelt worden waren, konnte die Rede international publiziert werden.
Am 20. Juni hatte von Papen (mit dem Glückwunschtelegramm Hindenburgs) Adolf Hitler aufgesucht und verlangt, das Veröffentlichungsverbot für die Rede aufzuheben. Weiter hatte er mit seinem Rücktritt gedroht und mit dem der anderen konservativen Regierungsmitglieder. Als sich von Papen am 24. Juni 1934 in Hamburg in der Öffentlichkeit zeigte, wurde er mit lautem Jubel begrüßt.
Während der von Hitler inszenierten parteiinternen Säuberungsaktion, dem so genannten Röhm-Putsch, zwei Wochen später, blieb Papen auf persönlichen Rat Görings in seiner Wohnung. Sein Büro wurde verwüstet, Jung und Bose und viele andere wurden ermordet. Konrad Heiden dazu: „Sie alle erleiden einen schrecklichen Tod. Ihr Führer Papen lebt – und dient Hitler weiter.“ von Papen entging der Verfolgung durch das Regime nur dank seiner Beziehungen in höchste politische Kreise. Er trat als Vizekanzler zurück, schied am 7. August 1934 aus der Reichsregierung aus und wurde von Hitler als Gesandter nach Österreich geschickt.
Quellen: wiki und verschiedene