64,9 Prozent für Klingbeil - Ein Mann, dem es wirklich um die Partei und den Bürger geht, hätte "NEIN" gesagt ... 34 Beiträge mit "Federstrich" abgewürgt ...
Während der Aussprache über den SPD-Leitantrag und die Kandidatur von Bärbel Bas und Lars Klingbeil für den Parteivorsitz der Genossen, gab es für den Außenbetrachter heute beim Genossen-Bundesparteitag einige irritierende Bilder, welche der berichtende TV-Sender einfing.
- Reihen von weißen Tischen und roten Stühlen, die nur zur Hälfte besetzt waren - vor allem, als Gesine Schwan und gleich im Anschluss Phillip Türmer, ihre kritischen Reden hielten.
- Feixende Prominenz und herumlaufenden Genossinnen und Genossen.
- Delegierte aus der Provinz, die einen gerade vorbeilaufenden Genossen ihr Handy in die Hand drückten und ihn baten, ein Foto von ihnen und Olaf Scholz oder Franz Müntefering oder Lars Klingbeil zu schießen.
- Dann - als die Reihen wieder gut besetzt waren und am Beginn der ersten Abstimmung - aus dem Becher Nudel mampfende Delegierte oder grünen Salat in sich stopfende Genossinnen.
Kurz zuvor - ganz unverhofft - springt ein Genosse auf die Bühne und fordert "Beendigung der Rednerliste"; weil unklar, wird er gebeten das zu konkretisieren: Ende der Rednerliste oder Ende der Aussprache? Antragsteller: Ende der Rednerliste. Immer noch Raunen unter den über 600 Delegierten. Also noch mal. Was denn nun? Antragsteller: Ende der Aussprache. Aha! Abstimmung per Akklamation = die Mehrheit ist für Ende der Aussprache, was sichtbaren Unmut beim Rest inklusive Blogger hervorruft. Es waren zu diesem Zeitpunkt noch 34 (!) Wortmeldungen registriert. Einfach so - gestrichen, wenn auch mit einem dreifachen Federstrich.
Als Lars Klingbeil, der lediglich 64,9 Prozent Ja-Stimmen von den Delegierten erhielt gefragt wird, ob er die Wahl annimmt, antwortet er nicht - wie Bärbel Bas, die 95,0 Prozent der Stimmen erhielt - nicht einfach "Ja", sondern beginnt mit der "Schwere des Ergebnisses" für ihn und beklagt, warum denn bei der vorherigen Aussprache dies niemand (!) so zum Ausdruck gebracht hat.
Da hat Klingbeil wohl nicht richtig zugehört, weil sich dauernd umdrehend und lachend und irgendwie nicht anwesend, obwohl im Saal seiend --- oder er wollte es nicht hören, da für ihn "Neuausrichtung" doch nur ein Schlagwort ist, welches nicht mehr bedeutet, die alten roten Reifen zwar "rund zu erneuern", sie aber nicht gegen wirklich neue, zeitgemäße und stark-profile Reifen auszutauschen. Denn das hätte seinen eigenen "Austausch" bedeutet. Und: 34 Wortbeiträge - von denen womöglich viele gegen ihn - wurden einfach gestrichen. Gewehrt dagegen hat er sich jedenfalls nicht.
Klingbeil hat nach dem 23. Februar 2025 viele Ämter in Partei und Parlament an sich gerissen, und dabei den ein oder anderen überrollt. Den Generationenwechsel hat er - wie gesagt - bei sich nicht gelten lassen. Das Wahlergebnis, welches das schlechteste seit Oskar Lafontain (62,6 %, 1995) ist, hätte ihn deshalb dazu bewegen müssen, auf die Frage, ob er die Wahl annehme, "NEIN" zu sagen. Aber Lars geht es nicht um die Partei und auch nicht um dich und mich, es geht ihm allein um sich.
Lafontaine hatte 1995 jedoch einen Gegenkandidaten - besser gesagt: Rudolf Scharping - selbstsicher und siegesbewusst - hatte unverhofft den Oskar als Gegenpart erhalten. Lafontaine begeisterte die Genossen mit seiner Rede dermaßen, dass er statt des als Vorsitzender ins Rennen geschickter Scharping mit jenen 62,6 Prozent gewählt wurde.
Klingbeil aber hatte keinen Gegenkandidaten und Gegenkandidatin. Umso mehr (besser: umso weniger) sind seine miesen 62,4 Prozent!!