đ© Aktualisiert - Grimm's MĂ€rchen - Gesammelt und geschrieben von zwei anti-judaistschen und judaeophoben BrĂŒdern ...
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von Stefan Weinert
Sicher erinnert sich die verehrte Leserschaft an den Sommer vor zwei Jahren, als es urplötzlich hieĂ, die Karl-May-Romane und natĂŒrlich dann auch ihre Verfilmungen seien rassistisch, wĂŒrden einen Genozid romantisieren und seien voll von kolonialistischen Vorurteilen. Daraufhin - schon fast panikartig und ĂŒberhastet - nahm der "Ravensburger Verlag" das gerade bei ihm erschienene Kinderbuch samt dem entsprechenden Puzzlespiel aus dem Handel und entschuldigte sich mit reuiger Haltung bei seinen Kunden.
Wer aber genau hinschaute und vor allem einmal richtig gut recherchierte stellet fest, dass Karl May alles andere als etwa ein Rassist oder BefĂŒrworter von Kolonialismus war und womöglich den von den Einwanderern getĂ€tigten Genozid an Sioux, Apachen und Navajos guthieĂ. Nein! Karl May war ein republikanisch gesinnter FreiheitsbefĂŒrworter, welcher die deutsche Revolution von 1848 begrĂŒĂte. Das wird zum Beispiel deutlich in seinem Buch "Winnetou I." - wer`s denn gelesen hat, mĂŒsste es verstehen. Und weil mein Vater und danach seine drei Söhne Karl May gelesen haben, wurden sie wie auch er, echte Pazifisten.
Im GepĂ€ck des alljĂ€hrlich in Ravensburg stattfindenden "Rutenfestes" wird auch das "Rutentheater" von Kindern gespielt und von Erwachsenen inszeniert. Um es vorweg zu sagen: "Winnetou I." von Karl May wĂ€re da wesentlich besser und angebrachter gewesen, als das MĂ€rchen "Schneewittchen und die sieben Zwerge", niedergeschrieben von den GebrĂŒdern Jakob und Wilhelm Grimm, welche von 1785/1786 bis 1863/1859 lebten und wirkten. Die Grimms waren sehr angesehene und erfolgreiche Philologen, doch sie waren auch durchgehend geprĂ€gt vom Anti-Judaismus und Antisemitismus und sie waren judaephob.
Man/frau kann Karl May alles Mögliche unterstellen - nur eines ist klar und eindeutig: ein Antisemit und/oder Anti-Judaist war er nicht und schon gar nicht lÀsst sich eine Linie von ihm zu Adolf Hitler ziehen.
Das aber sieht bei den GebrĂŒdern Grimm ganz anders aus. In seiner Niederschrift "Das Judenbild der BrĂŒder Grimm", schreibt der Schriftsteller Gerhard Henschel: "Der erste Germanist, der sich mit dem Judenbild der BrĂŒder Grimm beschĂ€ftigte, war Wilhelm Schoof (1876â1975). Das Leitmotiv, dem er dabei folgte, klingt in einem Artikel an, den er am 3. Januar 1935, einen Tag vor Jacob Grimms 150. Geburtstag, im Hanauer Anzeiger veröffentlichte. Darin stellte Schoof sich auf den Standpunkt, dass »Jacob Grimm von den gleichen Gedanken beseelt war und um dasselbe Ziel gerungen hat wie Adolf Hitler«. 1941 zog Schoof in der Zeitschrift Rasse eine Bilanz seiner Forschungen auf diesem Gebiet: »Obwohl ihm die heuti gen Probleme von Blut, Rasse, Erbe noch nicht gelĂ€ufig waren, hat Jacob Grimm mit genialem SpĂŒrblick doch ihre grund legende Bedeutung fĂŒr das Volkstum vo rausgeahnt und betont, ..."
Der Artikel von Henschel ist sehr lesenswert und die folgenden Zitate stammen von dort. Wilhelm Grimm hatte 1833 ein Kurtagebuch gefĂŒhrt, in dem es an einer Stelle heiĂt: "Ich bemerke nur, dass die Juden immer mehr ĂŒberhandnehmen, ganze Tische und PlĂ€tze sind damit angefĂŒllt, da sitzen sie mit der ihnen eigenen UnverschĂ€mtheit, fressen Eis und legen es auf ihre dicken und wulstigen Lippen, dass einem alle Lust nach Eis vergeht. Getaufte Juden sind auch zu sehen, aber erst in der 5ten oder 6ten Generation wird der Knoblauch zu Fleisch.«" (a.a.O.)
- Ich will mich hier nicht grundsĂ€tzlich gegen MĂ€rchen aussprechen. Sie haben in der Kinderwelt eine wichtige Funktion und ihnen fĂ€llt eine Ă€hnliche psychologische Aufgabe wie auch unseren TrĂ€umen zu und sind ihnen auch Ă€hnlich aufgebaut. Und es ist auch richtig, dass die GebrĂŒder Grimm dem Volk auf den Mund geschaut haben und die von ihm mĂŒndlich tradierte Geschichten/MĂ€rchen gesammelt und aufgeschrieben haben. Aber - wie es auch heute fĂŒr jeden Autor, Journalisten und "Schreiberling" (so nannte man zu Grimms Zeiten verĂ€chtlich die heutigen Blogger) gilt - es kommt immer drauf an, in welcher "Tonart" man/frau etwas der Nachwelt hinterlĂ€sst. Leider nun waren die wichtigsten MĂ€rchensammler ausgerechnet Antijudaisten und Antisemiten, was aber durch die Wichtigkeit von MĂ€rchen auf der anderen Seite keinesfalls verharmlost werden darf. Es ist und bleibt eine Herausforderung mit Verantwortung.
In einem Sendschreiben von 1815 des Jacob Grimm 1815 an "Herrn Hofrath" heiĂt es. "Alle Judenwörter, wenn wir sie unserm christlichen Sprachhaushalt brauchen wollen, klingen unedel und schmutzig; sie rĂŒhren aus dem gemeinen Umgang mit dem schachernden, wuchernden, trödelnden, fleischschĂ€chenden Volke her." (a.a.O.) Und so könnte ich hier fortfahren - aber lesen Sie selbst das von mir angezeigte Dokument.
Der gemeinsame Sohn von Dorothea und Wilhelm Grimm namens Hermann (1828 bis 1901), der ebenfalls ein bekannter Publizist war, setzte diese "Familientradition" insofern fort, als dass er sich im Berliner Antisemitis musstreit mit dem Historiker Heinrich von Treitschke solidarisierte, der 1879 in den PreuĂischen JahrbĂŒchern die berĂŒchtigte Parole »Die Juden sind unser UnglĂŒck« ausgegeben hatte.
In dem von den BrĂŒdern Grimm aufgeschriebenen MĂ€rchen "Der gute Handel" lassen die Schreiber einen der Protagonisten "Mauschel" heiĂen, was eine Verspottung und VerĂ€ppelung des jĂŒdischen Vornamens "Mosche" (Moses) ist. SpĂ€ter heiĂt es in dem MĂ€rchen, âwas ein Jude sagt ist immer gelogenâ. Noch heute sprechen wir vom "Mauscheln" wenn jemand mit "falschen Karten" spielt, lĂŒgt und unehrlich ist.
"Mauschel" - letzte Zeile, drittletztes Wort.
https://www.dwds.de/wb/dwb/mauschel
- Auch an dieser Stelle wird wieder einmal deutlich, wie tief der Antijudaismus und der Antisemitismus in der Deutschen DNA verwurzelt sind. Der Holocaust ist keinesfalls urplötzlich aus der Hölle entstiegen ("vom Himmel gefallen" wĂ€re nĂ€mlich an dieser Stelle mehr als unpassend) und die AfD im Deutschen Bundestag seit 2017 ist leider kein UnglĂŒck. Deswegen ist eine Reaktion auch im Falle von "Schneewittchen in Ravensburg" wichtig!!
Und was ist nun mit dem MĂ€rchen von "Schneewittchen"? Antisemitismus kommt da wohl nicht vor. Aber viele kleinwĂŒchsige Menschen in unserer Zeit - darunter der berĂŒhmte Schauspieler Peter Dinklage (lesen sie bitte den verlinkten Artikel) sehen sich durch dieses diskriminiert. Andere wiederum - ebenfalls KleinwĂŒchsige - finden das lĂ€cherlich. Eben ein Streit und Diskurs, Ă€hnlich wie bei Karl Mays "Indianern", welche sich ĂŒbrigens selbst "Amerikanische Indians" nennen. Walt Disney will die Figuren der sieben Zwerge abschaffen.
Es gibt in dem MĂ€rchen aber auch noch andere Aspekte, die nicht ohne sind. Der "Spiegel" ist nichts anderes als der Ehemann der bösen Stiefmutter. Wenn er nun seiner Frau sagt, sie sei zwar schön, doch "Schneewittchen" sei schöner (und begehrenswerter), ist Eifersucht und Rache der Ehefrau nicht weit (so auch heute). Der "Apfel", in den das bisher (impliziert) jungfrĂ€uliche "Schneewittchen" beiĂt, ist derselbe/der gleiche, wie jener im Garten Eden - und ist somit eine klare Anspielung auf die SexualitĂ€t.
Das Thema "Wer ist die Schönste" ... auf der Welt, in der Firma, in der Behörde, in der Clique, in der Klasse ... ist bis heute ein verheerendes und durchaus auch tödliches. Wer den Idealen nicht entspricht und zusĂ€tzlich womöglich von den "Freundinnen" als hĂ€sslich gilt, wird unter UmstĂ€nden bis zum Suizidversuch oder dem vollendeten getrieben. Ob da Schneewittchen das zeitgemĂ€Ăe pĂ€dagogische Banner ist?
Doch zurĂŒck zum "Antijudaismus" der Familie Grimm. Ich bin mir ziemlich sicher, dass weder die Eltern der Kinder, noch die Macher und Macherin des "Rutentheaters" 2024 etwas von dem gewusst haben von dem, was ich recherchiert habe. Und wenn doch, dann umso schlimmer. Und vermutlich hat auch der nach Rechts tendierende (ausgefallenes "Rutenfest" 2020) RFK-Vorsitzende davon keine Kenntnis.
Es gibt vier Möglichkeiten, da jeder und jede nun weiĂ, ("das haben wir nicht gewusst, gilt nun nicht mehr") was Sache ist:
a) es geschieht gar nichts und alles geht so weiter, wie geplant
b) die Verantwortlichen, zu denen auch der OberbĂŒrgermeister (RFK) und der fĂŒr Kultur zustĂ€ndige BĂŒrgermeister gehören, geben eine ErklĂ€rung und "Richtigstellung" a la "Braune Nazivilla als Festabzeichen 2015" ab und vermitteln, das sei alles gar nicht so schlimm, Grimms waren ja auch nur "Kinder ihrer Zeit", und was kann denn "Schneewittchen" dafĂŒr, dass ... bis dahin, man höre in der BRD ja auch Wagner, der bekennender Antisemit war und so fort und so fort.
c) dito, aber ohne es zu verharmlosen ...
d) die AuffĂŒhrungen werden abgesagt (nicht wegen "Schneewittchen", sondern wegen der Grimms)
Auch wenn der OB bei den Sperrzeiten fĂŒr das Rutenfest sofort und unverzĂŒglich einknickt ist - wer denkt da eigentlich an die Anwohner?? - bei diesem Thema wird er wohl nichts zurĂŒcknehmen, oder?