SPD: Hohlkörper ohne innere und äußere Haltung, aber mit 47 Prozent Wählerpotential ...
Nach der turbulenten Debatte um ihren Kanzlerkandidaten übt der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel massive Kritik an seiner Partei. "Die SPD ist ein Hohlkörper geworden, ohne innere oder äußere Haltung", sagte Gabriel der "Bild"-Zeitung. "Der wesentliche Grund für den Niedergang der SPD ist die Tatsache, dass deren Führung nur noch taktisch darüber nachdenkt, wie sie am besten die Chance haben, in ein Ministeramt zu kommen", so der frühere Außenminister.
Gabriel wirft der SPD-Führung vor, kein überzeugendes Parteiprogramm zu haben. Die Funktionäre der Partei hätten die Sorgen der Menschen bei ihrem "Machtpoker" aus dem Blick verloren, kritisiert Gabriel, der die Partei von 2009 bis 2017 führte: "Politik, die SPD als Partei, der Alltag der Menschen – spielt dabei keine wirkliche Rolle", so Gabriel, der inzwischen in den Aufsichtsräten verschiedener Unternehmen sitzt und als außenpolitischer Berater arbeitet.
Die SPD hatte in den vergangenen Wochen hart gestritten, ob sie Kanzler Olaf Scholz oder Verteidigungsminister Boris Pistorius als Kanzlerkandidat für die für den 23. Februar angesetzte Bundestagswahl nominiert. Am Donnerstag erklärte Pistorius, dass er als Kanzlerkandidat nicht zur Verfügung steht. In einer jüngsten Umfrage haben sowohl Scholz als auch die SPD weiter an Zustimmung verloren.
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SPD-Chefin Esken räumt Fehler bei der Kür des Kanzlerkandidaten ein. Nun aber wolle die SPD mit "klaren Botschaften" in den Wahlkampf ziehen, das Potential der SPD sei groß und "wir haben wahrgenommen, dass wir ein Wählerpotential haben, das immer noch bei 47 Prozent liegt," sagte Esken.