Erich's Rache am 13. August 2002 in Eilenburg - Was daraus materiell und moralisch für die sächsische Stadt Gutes folgte und was in Ravensburg niemals geschehen könnte ...
Stefan Weinert, Blogger und Sozialaktivist
Die Geschichte der brutalen Hochwasser von 1953, 1974 und 2002 prägten in der sächsischen Stadt Eilenburg ganze Generationen. Aber im Jahr 2013 ist alles anders.
Vor 23 Jahren hatte die Stadt Eilenburg für Schlagzeilen gesorgt. Denn bundesweit wurde Eilenburg im August 2002 dadurch bekannt, weil es dem damaligen Hochwasser der Mulde - einem Zufluss der Elbe - hoffnungslos ausgeliefert war. Die Fluten durchbrachen die Deiche, viele der vorhandenen Schutzmauern rissen sie einfach um. Sie verwandelten den Marktplatz in einen See, in der Innenstadt stand das Wasser mit Pegelständen von bis zu zwei Metern in den Häusern, fast 10.000 Haushalte waren betroffen. Tagelang herrschte in der Muldenstadt der Ausnahmezustand. Der Schaden betrug über 250 Millionen Euro.
Der Blogger aus Ravensburg in Baden-Württemberg hat dies insofern "hautnah" miterlebt, weil er im Nachgang zu dieser Flut aufgrund bekanntschaftlicher Beziehungen in der sächsischen Stadt zweimal nach dort fuhr, um einerseits Hilfsgüter mitzunehmen und andererseits, um Kontakte für Patenschaften aus Ravensburg für Eilenburger Familien respektive Haushalte zu knüpfen. Denn aufgrund seines Aufrufes hatten sich in der Schussenstadt mehre Personen und Familien gefunden die bereit waren, monatlich über ein Jahr Flutopfer in Eilenburg finanziell und moralisch zu unterstützen.
Als es im Jahr 2013 wieder zu einem Mulde-Hochwasser kam und die Städte rings um Eilenburg in Not gerieten, war diese bestens geschützt. Denn in der zurückliegenden Decade hatte Eilenburg sehr viel für den Hochwasserschutz getan. Inclusive Fördergelder investierte Eilenburg seit 2002 über 35 Millionen Euro in insgesamt 13 Kilometer neue Deiche und Hochwasserschutzmauern. Die Mulde und ein weiterer Seitenarm, der Mühlgraben, teilen die Stadt in drei Abschnitte. Um dem Elbe-Nebenfluss mehr Überflutungsflächen zu geben, um Strömungsgeschwindigkeit und Wasserstände zu reduzieren, verlegte man Deichanlagen und Mauern zurück und opferte sogar Teile von Gewerbegebieten. Ein Mulde-Erholungspark oder dergleichen Schnick-Schnack wurde mit diese Fördergeldern nicht gebaut.
Als es im Jahr 2013 wieder zu einem Hochwasser an der Mulde kam, war eigentlich in dem nun gut geschützten Eilenburg das traditionelle Stadtfest angesagt, welches aber vom dortigen damaligen Oberbürgermeister abgesagt wurde. Aus moralischen Gründen. Man/frau könne schlecht feiern, wenn ringsum alle Städte und Dörfer untergehen. Also blies OB Hubertus Wacker die Veranstaltung kurzerhand ab. Dabei hätte man in der nordsächsischen Kleinstadt in diesen Tagen allen Grund zum Feiern gehabt.
Das könnte in der Stadt des Bloggers - hunderte Kilometer südwestlich von Eilenburg - niemals so geschehen. Als es Ende Juli 2025 in dem gar nicht mal so weit entfernten Riedlingen durch einen durch Starkregen ausgelösten Erdrutsch und dadurch zu einer Zugentgleisung kam, bei dem drei Menschen starben, hat man/n in Ravensburg feucht-fröhlich mit allem drum und dran das traditionelle fünftägige Heimatfest inclusive Feuerwerk gefeiert und dem Himmel gedankt, dass man/frau hier bezüglich des Regenwetters noch glimpflich davonkam.
Und was den Hochwasserschutz in Ravensburg anbetrifft, wurde in der zurückliegenden Dekade absolut nichts Verwertbares oder Nennenswertes getan. Im Gegenteil wurden drei Millionen Subventionen des Staates eingestrichen, um an der ebenfalls hochwassergefährdenden "Schussen" einen illustren "Park" mit vier Meter breiter Durchgangsstraße für PKW und LKW zu schaffen. Wenn sich das mal nicht irgendwann rächen wird.