CCR - John Fogerty feiert seinen 80. Geburtstag ...
John Fogerty bei einem Gastauftritt mit "Bad Moon Rising"
Blogger: Als ich Ende der 1960-Jahre zum allerersten Male aus der Musikbox den Song "Bad Moon Rising" hörte, war ich sofort und für immer bis heute verliebt in den Gitarrensound der Band "Creedence Clearwater Revival" - weltbekannt unter dem Akronym "CCR". Nach wie vor ist dieses Lied eines meiner wenigen Lieblingssongs. Es besteht aus nur drei Akkorden - und unsere Kellerband von 1969 nahm es auch sofort auf seine Setlist.
Die Musiker von CCR begannen als The Blue Velvets, gegründet Anfang 1959 von John Fogerty und dessen Schulfreund Doug Clifford, sowie dem kurz darauf dazugestoßenen Bassisten und Pianisten Stuart „Stu“ Cook. Hinzu kam noch Tom, der Bruder von John Fogerty. Tom starb 1990 im Alter von 48 Jahren.
In einem Interview erklärte Doug Clifford, dass er John Fogerty in der Schule im Musikraum kennenlernte. Es kam zu folgendem Gespräch: Clifford: „Ich sagte: ‚Willst Du eine Band gründen?‘ Er sagte: ‚Was spielst du?‘ Ich sagte: ‚Ich bin Schlagzeuger.‘“ Clifford besaß zu dieser Zeit eine Snaredrum und eine Bassdrum. „Er sagte: ‚Gut, lass uns das machen, aber ich spiele eigentlich Gitarre. Ich suche einen Klavierspieler.‘“
So ähnlich erging es auch mit unserer Bandgründung in den 1960er Jahren. Ein Klassenkamerad brachte in der Adventzeit 1967 plötzlich eine rote E-Gitarre und Verstärker mit in den Musikunterricht und spielte uns mit Erlaubnis der Lehrerin ein Weihnachtslied vor. Nach der Stunde fragte ich ihn, ob wir eine Band gründen wollten, denn auch ich spielte seit zwei Jahren Gitarre (später wurde ich der Drummer).
Er stimmte zu - und gemeinsam mit einem Freund aus der Siedlung fingen wir an zu spielen und zu träumen ... Die Band gibt es heute noch - allerdings ohne mich, aber mit den beiden anderen Gründungsmitgliedern und einer neuen Crew.
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So bündig der schwermütige, dickblütige Swamp-Rockabilly auch klang, den Creedence Clearwater Revival (CCR) 1968 und 1972 zu Gehör brachten – ihr Hirn und Herz, John Fogerty, hatte die meiste Zeit nicht viel davon; keine Reichtümer und rechte Freude wohl auch nicht. Das ist nicht erst aus heutiger Sicht, die das Geldanhäufen auch bei weniger Talent als Selbstverständlichkeit erscheinen lässt, ein Skandal.
Fogerty hat sämtliche Unwägbarkeiten des Rock ’n’ Roll-Zirkus durchlitten. Natürlich, auch die Beatles, deren Hitparaden-Präsenz er als Sänger, Gitarrist, Produzent, Arrangeur und alleiniger Songschreiber mit CCR übertroffen hat, waren geschäftlich in schwere See geraten und kamen dem von dem Betrüger Allen Klein um ein Haar verursachten Bankrott durch Auflösung zuvor. Aber was Fogerty erlebt hat, wog noch schwerer.
Man muss leider anerkennen, dass er in dem Mogul Saul Zaentz, der als Mit-Produzent von Film-Kassenschlagern später drei Oscars einheimste, seinen Meister gefunden hat. Der hatte ihm als Besitzer von Fantasy Records einen Knebelvertrag vorgelegt – und weg waren die Rechte sämtlicher CCR-Songs, nicht nur die an Cover-Versionen wie „I Put a Spell on You“, „Suzie Q“ oder „I Heard it Through the Grapevine“, die ihm und den Seinen – Stu Cook am Bass, Doug Clifford am Schlagzeug und der nicht annähernd so geniale und ihm deswegen natürlich mehr in Hass als in Liebe verbundene Bruder Tom an der Rhythmusgitarre – allein schon einen Platz in den ewigen Rock-Jagdgründen gesichert hätten, sondern eben auch „Bad Moon Rising“, „Green River“, „Down on the Corner“, „Up Around the Bend“, „Have You Ever Seen the Rain“, „Hey Tonight“ und, am allerunfasslichsten, „Proud Mary“ (1969), ein Gründungsdokument dessen, was wir heute unter „Americana“ einsortieren, mindestens auf Augenhöhe mit dem ein Jahr zuvor erschienenen Debüt von The Band.
John Fogerty muss, wie Robbie Robertson von The Band, gespürt haben, dass, nachdem die Rockmusik es mit ihren psychedelischen Eskapaden zu bunt getrieben hatte und am liebsten nur Prog-Rock sein wollte, die Zeit reif war für einen Schlachtruf, dem zu folgen man etwas mehr brauchte als ein Flanellhemd – back to the roots! Die Simplizität und Rustikalität von CCR blieb genauso ein Unikat wie Fogertys Rhythmusgefühl, das noch das affektierteste Hipstertum zum Mitwippen nötigten, und wie die Stimme, die er mit dermaßen frenetischer Hingabe einsetzte, wie Little Richard das allen besseren schwarzen und weißen Rock ’n’ Roller gelehrt hatte.
Obwohl diese Musik, wie fast jede andere auch, ein Hybrid war – aus Rock, Country, Hillbilly, Blues, Sumpfland-Klängen und Stax-Soul –, verströmte sie doch so etwas wie Reinheit, die im Verein mit der Mississippi-Dampfer-, Mondschein- und Ochsenfrosch-Lyrik der Verklärung nahezukommen schien, wenn nicht Fogerty immer wieder düstere, bisweilen anklagende Untertöne beigemengt hätte. Ein Paradox: Diese Band, die in manchen Milieus unter Reaktionärsverdacht stand und der das Image weißer Micky-Maus-Musik aus ihren bis in die Spätfünfziger zurückreichenden Gründerjahren immer noch anhaftete, legte den zumindest musikalisch wuchtigsten Anti-Vietnam-Kriegssong jener Ära vor („Run Through the Jungle“) und äußerte eine so innige Verbundenheit mit den Unterprivilegierten („Fortunate Son“), wie das selbst Springsteen nicht mehr überzeugender hinbekam.
Fogerty lieferte nämlich vor der Zeit nicht nur den Beweis dafür, dass sich Volkstümlichkeit und Kritik durchaus miteinander vertragen, sondern auch das wahrscheinlich gewichtigste Beispiel für jene Kreativität, die heute als kulturelle Aneignung gilt und ein ernstes Karrierehemmnis sein kann. Er stammte ja aus Berkeley. Statt aber im Dunstkreis der Bay Area bei der vor seiner Haustür in Umlauf gebrachten Psychedelik (Jefferson Airplane, Grateful Dead, Quicksilver Messenger Service) mitzutun und aus seinem Quartett gesellschaftskritische Hippies zu formen, phantasierte er sich, wie aus der Zeit gefallen, ein Mark-Twain-Amerika zusammen und konnte sich in seiner Vorliebe für den Süden dadurch bestätigt sehen, dass man CCR eher mit Louisiana-Hinterwäldlern in Verbindung brachte als mit den verzogenen Superstar-Früchtchen von der Westküste. Superstars waren sie freilich auch, mehr als jede andere amerikanische Band um 1970, Crosby, Stills, Nash (& Young) ausgenommen.
In seine Altersphase trat er eigentlich schon zur Mitte seines bisherigen Lebens mit „Centerfield“ (1985) ein, das genauso gut unter Sam Phillips bei Sun Records hätte eingespielt werden können und auf dem er sich mit Verballhornungen seines alten Quälgeists schadlos hielt („Mr. Greed“, „Zanz Kant Danz“). Das hat er inzwischen nicht mehr nötig, erst recht nicht an seinem achtzigsten Geburtstag, den John Cameron Fogerty an diesem Mittwoch feiert.