Spektakulärer Fund: Monumentale 2.700 Jahre alte Götterbilder in Ninive (heute: Mossul/Irak) gefunden ... Erinnerungen an "Jona und den 🐟" ...
Bei der Nennung des Namens "Ninive" müssen wohl die meisten der Leser an jenen Jona denken, der von einem Walfisch verschlungen und an Land wieder ausgespien wurde, damit er endlich den Auftrag Gottes ausführt. Vor dem war er nämlich mit einem Schiff geflohen. Doch als ein Sturm aufkam und das Boot unterzugehen drohte und klar wurde, dass da jemand an Bord ist der mit Gott im unreinen war, wurde der über Bord geworfen - und im Nu war das Meer (Mittelmeer) ruhig.
Diese Geschichte stammt aus der Bibel der Juden, dem Talmud, auch bekannt als "Altes Testament". Ob sich die Geschichte tatsächlich zugetragen hat oder ob es sich um eine Metapher handelt, ist nicht sicher. Die Stadt Ninive aber hat es tatsächlich gegeben. Wie euronews.com berichtet, haben Forscher der Universität Heidelberg jetzt im Nahen Osten i m Palast von König Assurbanipal Sensationelles ans Licht der Gegenwart gebracht.
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Bei den Grabungen in der antiken Metropole Ninive stieß ein Team der genannten Universität auf große Teile eines monumentalen Reliefs. Es zeigt König Assurbanipal (668 bis 627 v. Chr.), den letzten Herrscher des assyrischen Reiches, in Begleitung zweier bedeutender Gottheiten sowie weiterer Figuren.
Das Relief wurde im Thronsaal des Nordpalasts gefunden. Es war auf einer massiven Steinplatte mit einer Länge von 5,5 Metern und einer Höhe von drei Metern eingemeißelt und wiegt rund zwölf Tonnen.
Der Fund ist für die Wissenschaftler nicht nur wegen seiner Größe außergewöhnlich, sondern auch im Hinblick auf das, was das Relief zeigt: „Unter den zahlreichen Reliefdarstellungen assyrischer Paläste, die uns bekannt sind, gibt es keine Darstellung der großen Gottheiten“, betont Prof. Dr. Aaron Schmitt vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie. Schmitt leitet die Ausgrabungen im Nordpalast.
Im Mittelpunkt des jetzt entdeckten Reliefs steht König Assurbanipal. Flankiert wird er von zwei hohen Gottheiten: dem Gott Assur und der Stadtgöttin von Ninive namens Ištar. Hinter diesen folgen jeweils ein Fisch-Genius, der den Göttern und dem Herrscher Heil und Leben spendet, sowie eine Stützfigur mit erhobenen Armen; vermutlich ein Skorpion-Mensch.
„Diese Figuren lassen darauf schließen, dass ursprünglich über dem Relief eine riesige geflügelte Sonnenscheibe angebracht war“, erläutert Schmitt. Auf Grundlage der vor Ort gesammelten Daten werden die Wissenschaftler in den kommenden Monaten die Funde untersuchen und die Ergebnisse in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift publizieren.
Das Relief stand ursprünglich in einer Wandnische gegenüber dem Haupteingang zum Thronsaal, also am wichtigsten Ort des Palasts, so Schmitt. Die Reliefbruchstücke haben die Heidelberger Forscher in einer mit Erde gefüllten Grube entdeckt. Sie ist vermutlich in hellenistischer Zeit im dritten oder zweiten Jahrhundert vor Christus angelegt worden.
„Dass die Fragmente vergraben waren, ist sicherlich mit ein Grund dafür, warum die britischen Archäologen sie vor etwas mehr als hundert Jahren nicht fanden“, vermutet Schmitt.
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts hatten britische Forscher erstmals den Nordpalast des antiken Ninives untersucht und dabei großformatige Reliefs entdeckt, die heute im British Museum in London ausgestellt sind.
Weshalb das Relief vergraben wurde ist unklar. Schmitt verweist darauf, dass Informationen über die hellenistische Siedlung in Ninive fehlen: „Wir wissen nicht, ob sie dem assyrischen König und den assyrischen Göttern gegenüber negativ eingestellt waren“, sagte er dem Wissenschaftsportal "Live Science". „Ich hoffe, dass wir durch unsere zukünftigen Ausgrabungen ein klareres Bild gewinnen können.“
Das antike Ninive gilt als eine der wichtigsten Städte Nordmesopotamiens und entwickelte sich im späten achten Jahrhundert vor Christus unter König Sanherib (705 bis 680 v. Chr.) zur Hauptstadt des assyrischen Weltreichs. Es lag am linken Ufer des Tigris, an der Mündung eines kleinen Nebenflusses innerhalb der modernen Stadt Mossul.
Aaron Schmitt und sein Team forschen seit 2022 auf dem Kuyunjik-Hügel im Kernbereich des von König Assurbanipal errichteten Nordpalastes. Die Ausgrabungen sind Teil des 2018 gestarteten Heidelberger Ninive-Projekts unter Leitung von Prof. Stefan Maul vom Seminar für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients der Universität Heidelberg.
In Absprache mit der staatlichen Antikenverwaltung des Irak (SBAH) ist geplant, das Relief mittelfristig wieder an der originalen Stelle zu platzieren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.