Côte d'Azur für die Palästinenser - ... und als die europäischen Juden auf der Insel Madagaskar, in Uganda oder in Ecuador, Kolumbien und Venezuel angesiedelt werden sollten
Der Republikaner Mike Huckabee hat der französischen Regierung angesichts ihres jüngsten Appells für die Schaffung eines eigenständigen Palästinenserstaates vorgeschlagen, dafür „ein Stück von der Côte d'Azur abzutrennen“.
Der 7. Oktober habe „viel verändert“, sagte der US-Botschafter weiter mit Blick auf den beispiellosen Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, der den Krieg im Gaza-Streifen ausgelöst hatte. Seit dem Hamas-Großangriff geht die israelische Armee in dem Palästinensergebiet massiv gegen die islamistische Organisation vor und erntet dafür zunehmend Kritik.
Die französische Initiative bei den Vereinten Nationen bezeichnete Huckabee in diesem Zusammenhang als „unglaublich unangemessen“ angesichts der Tatsache, dass „Israel sich mitten im Krieg befindet“.
Frankreich und Saudi-Arabien leiten im kommenden Monat eine internationale Konferenz zur Zweistaatenlösung bei der UNO in New York. Diese sieht die Schaffung eines eigenständigen palästinensischen Staates vor, der friedlich mit Israel koexistiert.
Ohne klar zu sagen, ob Frankreich dabei einen Palästinenserstaat anerkennen würde, sagte Macron am Freitag, dass die „Schaffung eines palästinensischen Staates“ unter Bedingungen „nicht nur eine moralische Pflicht, sondern eine politische Notwendigkeit“ sei. Macron forderte zudem am Freitag eine härtere Haltung der Europäer sowie westliche Sanktionen gegenüber Israel, sollte sich die Situation im Gaza-Streifen nicht zeitnah bessern.
Die Regierung in Israel warf Macron daraufhin vor, einen „Kreuzzug gegen den jüdischen Staat“ zu führen und kündigte an, dass Israel „einen jüdisch-israelischen Staat“ im Westjordanland errichten werde. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz bezeichnete seine Ankündigung am Freitag als „entschiedene Antwort auf die terroristischen Organisationen, die versuchen, unserer Kontrolle über dieses Land zu schaden und sie zu schwächen“.
Alle Welt regt sich über diesen US-Amerikanischen Vorschlag auf - doch womöglich kennen sie die Geschichte nicht, wollen sie als Vergleichsmoment nicht anerkennen. Denn bevor sich die un Europa verfolgten Juden in Palästina in einem eigenen souveränen Staat niederlassen konnten, waren von Internationaler Seite und deutsch-nationaler Seite, ganz andere Gegenden in der Welt dafür vorgesehen. So zum Beispiel vorrangig die Insel Madagaskar.
Erstmals wurde der Gedanke einer Deportation von Juden nach Madagaskar von dem antisemitischen deutschen Orientalisten und Politiker der preußischen Konservativen Partei, Paul Anton de Lagarde (1827–1891), vorgebracht. Er schlug 1885 vor, alle osteuropäischen Juden auf die Insel Madagaskar zu bringen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Madagaskarplan von britischen und niederländischen Antisemiten wie Henry Hamilton Beamish, dem Gründer der antisemitischen Organisation The Britons (1919), oder Egon van Winghene und Arnold Leese aufgegriffen. Leese, der 1928 die „Imperial Fascist League“ (Imperiale Faschistische Liga) gegründet hatte, schrieb 1938 in Devilry in the Holy Land:
„Es muss eine Heimstätte für die Juden gefunden werden; der beste Ort ist Madagaskar. Dafür sollten Frankreich und die ansässigen Ureinwohner den vollen Ausgleich durch jüdische Gelder erhalten. Einmal in Madagaskar, bzw., wenn diese Insel ihnen nicht teilweise zur Verfügung gestellt werden kann, anderswo, sollte Juden das Verlassen dieses Gebiets unter Androhung der Todesstrafe verboten werden. Es gibt keinen anderen Weg.“
- *) Das Britische Uganda-Programm war ein Plan Anfang des 20. Jahrhunderts, der vorsah, einen Teil von Britisch-Ostafrika zu einer Zuflucht für Juden zu machen. Die Festlegung der zionistischen Bewegung auf das Gebiet Palästina war das Ergebnis eines mehrjährigen Ringens um verschiedene erwogene Optionen. Insgesamt wurden mindestens 35 Gebiete in Betracht gezogen.
1926/27 prüften Vertreter der Regierungen Polens und Japans die Möglichkeit, die auf ihrem Staatsgebiet lebenden ethnischen Minderheiten nach Madagaskar auszusiedeln. Die Insel war größer als das damalige Deutsche Reich oder die damalige Republik Polen, dafür mit etwa 4 Millionen indigenen Einwohnern in der Mitte der 1930er Jahre aber vergleichsweise dünn besiedelt.
Der ursprüngliche Plan der Nationalsozialisten war es, die Juden in einen abgegrenzten Staat zu deportieren. Der Sicherheitsdienst (SD) veröffentlichte 1937 Vorschläge für die Deportation deutscher Juden. Als Zielorte erwogen wurden Palästina, Ecuador, Kolumbien und Venezuela. Am 2. März 1938 erhielt Adolf Eichmann den Auftrag für eine „außenpolitische Lösung der Judenfrage“. Nach der Konferenz von Évian, die vom 6. bis 15. Juli 1938 tagte, rückte auch Madagaskar in den Blickpunkt der Überlegungen. Zahlreiche NS-Politiker, darunter Hermann Göring, Julius Streicher (Herausgeber von Der Stürmer), Alfred Rosenberg, Außenminister Joachim von Ribbentrop und Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht, griffen diesen Gedanken auf. Am 12. November 1938 erklärte Göring bei einem Treffen im Reichsluftfahrtministerium, in dem die weitere Judenpolitik nach den Novemberpogromen abgesprochen wurde, Hitler habe ihm am 9. November gesagt, er wolle „jetzt endlich einen außenpolitischen Vorstoß machen zunächst bei den Mächten, die die Judenfrage aufgeworfen haben, um dann tatsächlich zur Lösung der Madagaskar-Frage zu kommen“. Im Dezember 1939 stellte von Ribbentrop Papst Pius XII. ein Friedensangebot vor, in dem die Emigration der Juden nach Madagaskar erwähnt wird. Aber erst im Jahre 1940, kurz vor dem militärischen Sieg der Deutschen über Frankreich und der Besetzung dessen nördlicher Hälfte, nahm der Plan konkretere Formen an.