Die Geschichte des IRAN - Stenogramm / Von der Wiege (7.000 v. Chr.) bis 2025 AD ...)
1. FrĂĽhe Hochkulturen und das Medische Reich (bis ca. 550 v. Chr.)
Der heutige Iran gehört zu den ältesten besiedelten Regionen der Welt. Archäologische Funde belegen Siedlungen bereits um 7000 v. Chr., etwa in Tepe Sialk. Im 3. Jahrtausend v. Chr. entstehen frühe Kulturen wie die Elamiter im Südwesten des Irans (Susiana), die stark vom benachbarten Mesopotamien beeinflusst waren.
Ab dem 9. Jahrhundert v. Chr. treten die Meder als iranisches Reitervolk in Erscheinung. Sie grĂĽndeten um 625 v. Chr. ein eigenes Reich und stĂĽrzten gemeinsam mit den Babyloniern das assyrische GroĂźreich. Die Hauptstadt Ekbatana (heute Hamadan) wurde zum politischen Zentrum.
Mit Kyros dem Großen beginnt die glanzvolle Ära der Achämeniden, die als erste ein echtes Großreich schufen – vom Indus bis zur Ägäis.
- Kyros eroberte Babylon (539 v. Chr.) und ließ Juden nach Jerusalem zurückkehren – ein bemerkenswerter Akt religiöser Toleranz.
- Unter Dareios I. (reg. 522–486 v. Chr.) wurde das Reich in Satrapien (Provinzen) organisiert, mit einem ausgeklügelten Verwaltungssystem, dem berühmten Königsweg und einer gemeinsamen Verwaltungssprache (Alt-Persisch).
- Die Hauptstadt Persepolis symbolisierte den Reichtum und die Macht des Reichs.
Doch: die Perserkriege gegen die Griechen (unter Dareios und Xerxes) blieben erfolglos. 330 v. Chr. fiel das Reich unter dem Ansturm Alexander des GroĂźen.
Nach Alexanders Tod zerfiel sein Reich, Persien fiel den Seleukiden zu – ein hellenistisches Königtum. Doch es war eine fremde Herrschaft, die im Osten schwächelte.
Partherreich (247 v. Chr.–224 n. Chr.):Ein iranisches Reitervolk, die Parther, verdrängten die Seleukiden im Osten und errichteten ein Großreich, das Rom immer wieder forderte. Ihre Herrschaft war föderal, oft dezentral, mit wechselndem Erfolg.
Sassanidenreich (224–651 n. Chr.):Mit den Sassaniden kehrte ein zentralisiertes persisches Reich zurück – Zoroastrismus wurde Staatsreligion, Kunst und Architektur blühten auf. Sie lieferten sich erbitterte Kriege mit dem Römischen und später dem Byzantinischen Reich. Doch ein erschöpftes Sassanidenreich wurde 651 n. Chr. von den arabisch-muslimischen Eroberern zerschlagen.
Die islamische Expansion unter den Rashidun– und Umayyaden-Kalifen brachte den Islam in den Iran. Anfangs arabisch dominiert, wandelte sich der Iran bald zu einem kulturellen Zentrum des Islams.
Der Islam wurde offiziell eingeführt, aber persische Sprache, Verwaltungsstrukturen und Kultur überlebten – der iranische Islam hatte schnell seinen eigenen Charakter.
Die Abbasidenzeit (ab 750) war eine Blütezeit der Persisch-islamischen Kultur: Philosophen, Dichter und Wissenschaftler wie Avicenna (Ibn Sina) und Ferdowsi prägten diese Ära entscheidend.
Ein turkstämmiges Volk, nominell loyal zum Kalifen, übernahm die Kontrolle über Persien. Es entstand eine Synthese aus türkischer Militärkultur und persischer Zivilverwaltung.
Mongolen (ab 1220):Dschingis Khan überrannte den Iran – mit verheerenden Folgen: Städte wie Nishapur oder Rey wurden ausgelöscht. Später wurde das mongolische Ilchane-Reich unter Hulagu jedoch zunehmend persisch geprägt.
Mit den Safawiden wird der Iran zu einem scharf schiitischen Staat – ein Bruch mit der sunnitischen Mehrheitswelt. Der Gründer Schah Ismail I. machte den Zwölfer-Schiismus zur Staatsdoktrin.
Hauptgegner waren die sunnitischen Osmanen im Westen. Die Hauptstadt Isfahan wurde unter Schah Abbas I. (reg. 1588–1629) zu einer prachtvollen Metropole.
Nach dem Ende der Safawiden herrschten kurzzeitig die Afshariden (unter Nadir Schah) und dann die Kadscharen. Diese Zeit war geprägt von innerer Schwäche und zunehmender europäischer Einflussnahme:
- Russland und Großbritannien konkurrierten um Einfluss – Stichwort: “The Great Game”.
- Iran verlor Gebiete an Russland (u. a. Georgien, Armenien, Aserbaidschan) durch die Verträge von Gulistan (1813) und Turkmantschai (1828).
- Es entstanden erste modernisierende Bewegungen und ein wachsendes nationalistisches Bewusstsein.
Reza Schah Pahlavi übernahm 1925 die Macht, säkularisierte das Land, modernisierte Infrastruktur, Justiz und Bildung – allerdings mit harter Hand. 1935 wurde der Name Iran offiziell eingeführt.
Sein Sohn Mohammad Reza Schah übernahm 1941, wurde jedoch zunehmend autoritär. 1953 stürzten die USA und Großbritannien in einem Coup den demokratisch gewählten Premierminister Mohammad Mossadegh, der den Ölsektor verstaatlicht hatte. Ein Sündenfall, der bis heute nachwirkt.
Die „Weiße Revolution“ (ab 1963) brachte soziale Reformen, aber auch massive Entfremdung vom Volk – besonders von Geistlichkeit und ländlicher Bevölkerung.
1979 stürzte eine breite Protestbewegung den Schah. Ajatollah Khomeini kehrte aus dem Exil zurück und etablierte eine theokratische Republik mit einer Mischung aus islamischem Rechtsstaat und revolutionärem Volkswillen.
- 1980–1988: Iran-Irak-Krieg – ein verlustreicher Abnutzungskrieg mit über 1 Million Toten.
- Unter Khomeinis Nachfolger Ali Khamenei wurde das System weiter gefestigt: Ein Oberster Führer, über Präsident und Parlament stehend, gibt die Leitlinie vor.
- Reformer vs. Hardliner prägten ab den 1990ern das Bild: Von Khatami (liberal) über Ahmadinedschad (konservativ-populistisch) bis zu Rohani (moderat).
- 2015: Das Atomabkommen (JCPOA) mit dem Westen wurde unter Rohani geschlossen – doch 2018 kündigte die USA unter Trump das Abkommen einseitig auf.
- Infolge: Wirtschaftskrise, Proteste, wachsende Repression.
Iran ist eine regionale GroĂźmacht mit enormem Einfluss im Nahen Osten (Syrien, Irak, Libanon, Jemen). Gleichzeitig leidet das Land unter:
- Wirtschaftssanktionen
- Jugendarbeitslosigkeit
- Repression gegen Frauen, Journalisten, KĂĽnstler
- Protestbewegungen (zuletzt 2022 nach dem Tod von Mahsa Amini)
Dennoch bleibt die Gesellschaft lebendig, gebildet und zunehmend technologieaffin. Der Widerspruch zwischen autoritärer Führung und dem Drang nach mehr Freiheit prägt den modernen Iran.
Der Iran blickt auf über 2500 Jahre Geschichte zurück – ein Land mit imperialem Erbe, religiöser Tiefe, kultureller Vielfalt und geopolitischem Gewicht. Seine Geschichte ist geprägt von Aufstieg und Fall, von kultureller Blüte und politischem Druck, von Revolution und Resilienz. Die Zukunft bleibt offen – aber unterschätzen sollte man dieses Land nie.