💥 Erschreckend aktualisiert: Hauptsache "Rutenfest" - "Aus Deutschland zu kommen ist ein Stolz, aus Ravensburg zu kommen ist ein Privileg!"
Stefan Weinert, Ravensburger Blogger
So lese ich es auf der offiziellen Website des "Rutenfestes", bevor ich diese Zeile schreibe - und während ich weiter auf meiner Tastatur versuche, eine gute journalistische Komposition abzugeben, mischen sich vermehrt Misstöne in die Partitur. Fast jede Stadt - von Husum "an der Nordseeküste" bis Friedrichshafen am "Lake Constance" - hat ihr Heimatfest. So auch Ravensburg an der "Schussen", die deutschlandweit als Flüsschen so gut wie unbekannt ist.
Bekannter sind da die "Ravensburger Spiele" und - zumindest in der süd-westlichen Ecke der Republik auch das "Ravensburger Rutenfest". Deklariert als "Kinder- und Heimatfest" ist es dies allerdings nur aus dem "Augenwinkel" gesehen. Mit beiden Augen und ohne den "Ravensburger Blaufilter" betrachtet, handelt es sich jedoch um ein von militaristischen und Burschenschaften geprägtes und hoch elitäres *) Sauffest, welches auch nicht Halt macht vor fragwürdigen Festabzeichen (52.000 Stück), welche an die Nazizeit erinnern - jedenfalls den nicht, der/die den "Blaufilter" vor Augen hat.
"Das Sagen in den fünf tollen Tagen haben" nicht die staatlichen Wächter, sondern die trommelnden uns trinkenden "Landsknechte" und die Elite der gymnasialen Burschenschaft der Neuzeit - genannt "Trommlercorps". Und es wird fleißig geschossen - diese Jahr mal wieder auch von den "Alten" und "Ehemaligen" - Gymnasiasten versteht sich.
*) Dazu passt, was ich heute unter https://vhahome.com/bearde-ravensburg? fand.
Ekelhaft - das ist meine persönliche Meinung; aber es spiegelt genau das wider, was echte Ravensburger DNA ist, welche nicht nur national patriotisch (und optisch nach rechtsradikal "riecht"), sondern schon fast fundamental pseudo-religiös ist und nicht nur am "Rutenfest", sondern unter dem gesamten Jahr für einen echten Ravensburger gilt. Ich bin keiner, sondern nur ein Reingeschmeckter. Auch hier auf Facebook zu finden!
Ob es sich um eine Initiative Ravensburger Bürger/innen handelt, oder ein "Werbegag" der produzierenden Firma handelt, ist mir nicht bekannt. Sollte jedoch am kommenden Rutenfest oder zu einem anderen Anlass ein solches Kleidungsstück - getragen oder ausgestellt/angeboten - auftauchen, wäre das nicht gerade "bunt", sondern "tiefblau", denn jeder weiß, mit "aus Ravensburg kommen" sind nur die gemeint, die dort geboren oder von klein auf aufgewachsen sind.
Dass neuerdings auch Frauen schießen dürfen - bevor sie später als "Rutenbräute" vernascht werden **) - macht es nicht besser.
**) " ... trommeln Wochen später in der Spielestadt die "Landsknechte" - einst marodierende Söldner, stets angetrunken und Frauen vergewaltigend. Es marschieren auch uniformierte Eliten und Verbindungen - begleitet von Kanonenschüssen. Und in diesen fünf Tagen der "Gesetzlosigkeit" fließen mehr Bier und Wein, als Wasser der Schussen in den Bodensee.
Zwar tragen sie alle keine tödlichen Säbel oder geladene Armbrüste, aber - wie auch jüngst die Baumschützer heulende Kettensägen ohne Ketten - ihre aussagekräftigen Symbole führen sie dennoch stolz mit sich. Natürlich vergewaltigen sie nicht. Aber jeder und jede weiß, worum es am Rutenfest auch und entscheidend geht - das sagt schon der abwertende Begriff "Rutenbräute" für die jungen Damen des Geschehens."
Angesichts dieses Jahr für Jahr wiederkehrenden und nachweisbar im schlimmer werdenden "Fescht der Feschte", hatte ich vor drei Jahren die folgenden Zeilen geschrieben und schreibe sie auch heute. Denn - so ist es meine persönliche Erwartung - nicht nur die Zeit bis zum Rutenfest läuft herunter ...
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Als wär's das letzte Jahr der alten Erde
(c) Stefan Weinert, Juli 2022/März 2023/Juli 2025
Schon winkt das Bier, – das Bier im kühlen Krug;
Doch trinkt noch nicht! Erst sing' ich euch ein Lied!
Das Lied der alten Erde, die sagt: es ist genug!
Grell hämisch lachend klingst! Denn der Kummer naht,
Gesange bleibt im Halse stecken und erstirbt,
die Erde ist - - - ein Todeskandidat.
Hell wie Kirchenglocken klingen - Glas an Glas.
Der Mensch, er wird sich niemals ändern!
Doch immer gibt's den gold'nen Wein vom Fass.
Die Trommeln schlagen und die Gläser leeren,
es kommt zusammen, was zusammenpasst,
nebenan verdorren Land und Seen auf Erden.
Panzer-Ketten knirschen durch geschmolzenen Asphalt,
der Pflug des Bauern wurde rot durch Tod und Blut;
junge Männer einst in den Trachten sind in Uniformen kalt.
verseucht sind Wiesen --- verbrannt ist jeder Wald.
Gesang und Lachen blieben im Halse stecken,
die Erde ist - - - ein Todeskandidat.
Die Währung uns'res Lebens ist nicht Geld,
das Firmament, es bleibt nicht ewig blau.
Auf alten brüch'gen Säulen steht die Welt.
Und Menschen leer'n den Becher bis zum Grund,
im Mondschein über eignen Gräbern,
bis der Klang der Spären auf ewig ist verstummt.