Warum es Weingarten (Blut-Prozession) besser geht als Ravensburg (Ruten-Fest) ... Alles andere als Satire, sondern eine Sache des Respektes ...
Während in der oberschwäbischen Metropole ein Skandal den anderen über den Marienplatz, den Gespinstmarkt, den Schussenpark und durch Kirch- und Karlstraße jagt, ist dem in der Nachbarstadt Weingarten ganz offensichtlich nicht so. Natürlich läuft auch da auch nicht alles rund; aber die letzten Skandale, an die sich der Blogger, der in der Grenzregion (russisch: Krajina) beider Kommunen wohnt erinnert, war die (eben skandalöse) Schließung des Krankenhauses "14 Nothelfer" und die (eben skandalöse) "Verurteilung" der Klimaaktivist/innen, die von der Basilika herab fragten respektive feststellten, dass auch Jesus ein Klimaaktivist gewesen wäre.
Ansonsten ist von der Welfenstadt scheinbar nur Gutes zu berichten. So jedenfalls, wenn man/frau die hiesige Monopolzeitung und ihren Lokalteil vor sich hat. Woran mag das wohl liegen. Am Oberbürgermeister? An der Weingartener Mentalität? An der etwas weiteren Entfernung zu Norditalien? Liegt es womöglich an der schon erwähnten Basilika? Oder ist es die Weingartener Klosterkirche mit der dort aufbewahrten Reliquie und der damit im Zusammenhang stehenden jährlichen Reiter-Prozession durch Stadt und Land?
Der Blogger war bis zu seinem 27.ten Lebensjahr ein Katholik, bevor er ins Lager der Evangelen wechselte, um dann weitere 25 Jahre später, kirchen- aber nicht gottlos zu werden (hofft er doch). Ihm liegt es daher Fern, sich über den hier implizierten "Blutfreitag" irgendwie abwertend und/oder ironisch zu äußern. Denn bei dem heiligen Gegenstand soll es ich um einen, mit dem Blut Jesu getränkten Erdklumpen von Golgatha handeln. Also Respekt! Auch Respekt auch vor jenen, welche - trotz Zweifel anderer - daran glauben!
In vier Jahren findet laut der historischen Aufzeichnungen, dieser Blutritt zum 500.ten Male statt. Und diese Reiterprozession ist immerhin die größte des Kontinents Europa! Somit ist der "Blutfreitag" (immer der Freitag nach "Christi Himmelfahrt") auch das absolute Highlight der Ravensburger Nachbarn.
So ein Highlight kann aber auch die Stadt Ravensburg selbst vorweisen - wenn denn auch dieses hervorstechende Event nicht religiös, theologisch und kirchlich bedingt und schon gar nicht geprägt ist. Sondern es ist eher militaristisch, die Bauernkriege, den 30-Jährigen-Krieg und die Kaiserzeit in Erinnerung verherrlichendes "Rutenfest". Es ist beileibe nicht Europas größtes Fest, aber das offizielle Ravensburg wollte es einst als europäisches Kulturerbe in die Liste der anderen eingetragen sehen, was aber kläglich scheiterte.
Während in Weingarten das Blut Jesu durch die Straßen und die umliegenden Felder getragen wird, damit die Natur gedeiht (da sag' noch einer, Jesus wäre kein Klimafreund) und die Bürger und Bürgerin geschützt bleiben, trommeln Wochen später in der Spielestadt die "Landsknechte" - einst marodierende Söldner, stets angetrunken und Frauen vergewaltigend. Es marschieren auch uniformierte Eliten und Verbindungen - begleitet von Kanonenschüssen. Und in diesen fünf Tagen der "Gesetzlosigkeit" fließen mehr Bier und Wein, als Wasser der Schussen in den Bodensee.
Zwar tragen sie alle keine tödlichen Säbel oder geladene Armbrüste, aber - wie auch jüngst die Baumschützer heulende Kettensägen ohne Ketten - ihre aussagekräftigen Symbole führen sie dennoch stolz mit sich. Natürlich vergewaltigen sie nicht. Aber jeder und jede weiß, worum es am Rutenfest auch und entscheidend geht - das sagt schon der abwertende Begriff "Rutenbräute" für die jungen Damen des Geschehens.
Man/frau muss gar nicht Theologe, Historiker, Psychologe, Soziologe oder Stadtplaner sein um zu wissen, dass ein "Highlight" oder auch "Heiligtum" - wie es der "Blutfreitag" in Weingarten und das "Rutenfest" in Ravensburg sind, ALLES - topografisch, chronologisch und metaphorisch - überstrahlt und somit den gesamten Jahresverlauf prägt. Das gilt sowohl für das persönliche Leben (noch heute muss ich an jene Nacht denken ...), als auch für eine Stadtgemeinschaft.
In Bezug auf Ravensburg wird das überdeutlich. Denn was am Rutenfest zählt, gilt auch an den restlichen 360/361 Tagen im Jahr als Währung - und das hat oft mit dem Grundgesetz, mit der Landesverfassung, Gemeindeordnungen, Kommissionsbeschlüssen usw., nichts zu tun. Eben die "Lex Ravensburgis". Hier fehlt es ordentlich an dem Respekt vor der Demokratie und dem "gemeinen Mann"!
Ja, auch Weingarten hat sein "Welfenfest" - aber während dieses nur ein Fest ist, ist jenes in Ravensburg eine Institution, welche dicker ist als Tinte und von NEUJAHR bis SILVESTER "fließt" - und wie!!
Der Blogger sieht hier durchaus einen Zusammenhang, warum "ein Skandal den anderen über den Marienplatz, den Gespinstmarkt und durch Kirch- und Karlstraße jagt" und dies weiterhin geschieht - über den "Holzmarkt", die "Wangener Brücke", die "Mönchsmühle", die "Lumper Höhe", die engen und fehlenden "Fahrradwege", die "Bevorzugung" bestimmter Bürger in bestimmten Wohngebieten, das "Brechen von Umweltversprechen", die ausufernde Bestuhlung "öffentlichen Raums" durch die Gastronomie, und ... und ... und ...