Ravensburger Wohnraum-Zynismus: TORTE FÜR DIE STADTVERWALTUNG - für die Bürger muss der Streuselkuchen reichen ... Skandalöses Verhalten gegen über Stadtrat a.D. Krauss ...
in der zurückliegenden Woche wurde in Ravensburg ein so genanntes "Richtfest" gefeiert. Bei dem "gerichteten" Gebäude geht es jedoch nicht um einen Neubau, sondern um die aufwendige Sanierung eines über 100 Jahre alten Gebäudes, das Dank des ehemaligen Ravensburger Stadtrates Wilfried Krauss im Jahre 2015 den Status eines Denkmals erhielt.
Bei diesem Haus handelt es sich um das im Ravensburger Volksmund immer so bezeichnetes WLZ-Gebäude ganz in der Nähe des Bahnhofs, welches nun aber - aus Gründen, die ich später erläutere - als "Speicherhaus" bezeichnet wird.
Vor fünf Jahren - als noch irgendwie unklar war, was mit diesem nun denkmalgeschützten Haus in Zukunft geschehen soll und die Investorensache auf der Kippe stand - hatte der Ravensburger Blogger eine Petition an die Ravensburger Stadtverwaltung und den damaligen Gemeinderat bezüglich des WLZ-Gebäudes gerichtet. In ihr heißt es unter anderem:
"Als Bürger der Stadt Ravensburg, richte ich hiermit folgende Petition an Sie. Der Gemeinderat der Kommune Ravensburg und die Stadtverwaltung Ravensburg mögen beschließen, das bisherige Gewerbegebiet um das 0,25 ha große ehemalige WLZ-Gebäude in ein "Urbanes Gebiet" gemäß § 6a BauNVO umzuwidmen. Mit dieser Umwidmung soll erreicht werden, dass zukünftig in dem genannten Gebäude Wohnraum und ggfs. (falls Bedarf vorhanden) zusätzlich Geschäfts- und Bürogebäude, Schank- und Speisewirtschaften, Betriebe des Beherbergungsgewerbes und Anlagen für kulturelle und soziale Zwecke geschaffen werden kann. Ich bitte um eine Empfangsbestätigung dieser Petition und E-Mail --- und um Ihre Mitteilung über Ihre spätere Entscheidung zu dieser Petition."
Eine Empfangsbestätigung erhielt ich nie und ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass meine Petition gemäß Grundgesetz und "EU-Charta der Bürgerrechte" jemals behandelt wurde. Das war für die damalige Administration Rapp-Blümcke-Bastin mir gegenüber typisch.
Natürlich hatte ich mein Anliegen vor allem unter dem Eindruck der damals schon vorherrschenden Wohnungsnot auch in Ravensburg an die Stadtverwaltung gerichtet. Von dort hört man/frau immer wieder, dass das Wohnungsproblem selbstverständlich bekannt und dass man/frau bemüht sei alles dafür zu tun, damit Abhilfe geschaffen wird.
Doch das "Speicherhaus" wird keine Wohnraumgebäude für Ravensburger Bürger und Bürgerinnen mit einem nicht so üppig gefüllten Geldbeutel, sondern - man/frau beachte den Zynismus - für das BAUAMT, welches eigentlich dafür zuständig und verantwortlich ist, Bürgerwohnraum der auch erschwinglich ist, zu schaffen.
Als Reaktion auf das Richtfest des nun so benannten "Speicherhauses" mit geladenen Gästen, schrieb ich einen Leserbrief an die hiesige Zeitung, der zwar gewiss nicht veröffentlicht wird, aber darum geht es auch gar nicht. In dieser meiner Lesermeinung heißt es:
"Die Wohnungsnot in Ravensburg ist nicht unerheblich. Alle klagen darüber – sogar die Ravensburger Stadtverwaltung. Die aber versichert, sie werde alles tun, um dieser Not abzuhelfen. Aber es gäbe eben zu wenig Baumöglichkeiten und vor allem zu wenig Geld, um dies zu verwirklichen. Und wenn neuer Wohnraum entsteht (Oststadt), dann ist er für Normalverdiener unerschwinglich respektive nicht mietbar. Doch die Spitze des Ravensburger Wohnraumzynismus ist die Tatsache, dass da - wo mit gutem Willen und einer entsprechenden administrativen Umwidmung des Gewerkes - Wohnungen für Menschen hätten geschaffen werden können ausgerechnet nun die einzieht, welche am meisten – und das bitte im bedauerlichen Tonfall - über die Vier-Wände-Not klagen und beteuern, ihr abhelfen zu wollen: die Ravensburger Bürgermeister. Es geht hier um das ehemalige WLZ-Gebäude nahe dem Bahnhof, das momentan teuer (mit Geld, das da ist!) saniert wird, damit die Administrationen sich in seinen zukünftigen vier Wänden so richtig wohlfühlt und ausbreiten kann, nach dem Motto: Nur wenn die Verwaltung das Tortenstück bekommt, könnt ihr Bürger auch euren Streuselkuchen genießen."
Ich halte diesen Bauzynismus a la Ravensburg für einen Skandal. Doch skandalös an dieser Causa ist noch etwas ganz anderes - und das hat mit dem Akronym "WLZ" und mit dem altgedienten und sich um das Wohl der Stadt Ravensburg verdienten Altstadtrat Wilfried Krauss zutun. Bei seinem Ausscheiden aus dem Gremium nach über 40 Jahren, gab es kein einziges Wort der Anerkennung oder zumindest des Dankes von Seiten des damaligen Bürgermeister-Trios. Im Gegenteil. Durch einen "Gutachter" wurden die Erinnerungen des Herrn Krauss an seinen Vater und dessen Anteil an der nicht flächendeckenden Bombardierung der Türmestadt gegen Ende des Zweiten Weltkrieges quasi als "Lügen" enttarnt und in den Dreck gezogen.
Die hiesige stadtaffine Zeitung schrieb damals: "Doch nun hat sich die Stadt entschieden, das historische Gebäude in Form einer Partnerschaft mit einem privaten Investor aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken und dort künftig als Mieter einzuziehen. Bürgermeister Simon Blümcke nannte das in seiner Begrüßung eine gute Entscheidung. Dass es dazu keiner zweifelhaften Heldenlegende bedurfte, nahm die historisch interessierte Zuhörerschaft mit Genugtuung zur Kenntnis."
Zu dem Zeitpunkt vor dem "Gutachten" - im Februar 2022 - hatte die Gemeinderatsfraktion, der Wilfried Krauss vorstand, der Stadtverwaltung den Vorschlag gemacht, in das WLZ-Gebäude eine dauerhafte Ausstellung zur Rettung der Stadt Ravensburg eben durch selbiges zu installieren. Außerdem solle an der Ostseite des WLZ ein Güterwaggon zur Erinnerung der Deportation von 34 Menschen durch die Nazis aus dem Ummenwinkel (Sinti und Roma) in die KZs und ihrer dortigen Ermordung aufgestellt werden.
All das wurde damals im Frühjahr 2022 wohlwollend in die städtische Agenda aufgenommen. Doch ab dem Herbst 2023 war es damit vorbei. Und heute spricht auch keiner mehr davon - ebenso auch nicht von einem WLZ-Gebäude, stattdessen im Neuvolksmund, Speicherhaus. Es könnte ja sonst zu sehr an Stadtrat a.D. Wilfried Krauss und seinen Vater Valentin erinnern. Und das will man/n in Ravensburg bitte nicht - denn gerichtet ist gerichtet!