"ER lässt es regnen" - Zum "Deutschen Mühlentag 2025" - Ein Gastbeitrag
Von Julian Aicher (c)
Pfingstmontag, 9. Juni 2025. Die Sonne scheint. Ein paar regnerische Tage sind gerade vorbei. Also etwas Zeit, in der eine auffällig lange Trockenperiode durch Niederschläge unterbrochen worden war. Dabei bewirkt Wasser weit mehr denn allein als Durstlöscher. Gerade im schwäbischen Oberland gilt es auch als Kraftquelle - etwa zur Stromgewinnung. Das könnten treibende Tropfen zwischen Donau und Bodensee viel mehr tun. Darüber lässt sich speziell am Pfingstmontag denken - dem "deutschen Mühlentag".
- Der Autor Julian Aicher (*1958 in Ulm, seit 1972 in Leutkirch-Rotismühle aufgewachsen) unterhält in der Rotismühle eine Kleinwasserkraftanlage. Erstmals urkundlich erwähnt am 14. April 1414. Sein 2002 gegründetes Informationsbüro "rio's" [www.rio-s.de
] liefert heute Informationen etwa dazu, wo gerade Wasserkraftanlagen (und andere Erneuerbare-Energien-Kraftwerk
e) in Deutschland zum Kauf angeboten werden. Ebenso (Batterie)Speicher-Techniken.
Pfingsten 2025. Ein Zeitpunkt, der daran erinnern lässt, dass Frieden nichts selbstverständliches ist. Im Neuen Testament steht dazu aus der Bergpredigt:
"Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern so dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den andern auch dar."
Soweit Matthäus 5.39
Die Backe hinhalten - eine fraglos herausfordernde Forderung der Bibel. Wer dort bei Matthäus weiterliest, bekommt einen zusätzlich bemerkenswerten Vorschlag. Er nennt den ungeheuren Reichtum, den Gott den Menschen schenkt. Insofern brauchen sie sich nicht um wichtige Güter zu streiten.
Matthäus 5,45 wörtlich:
"Der Vater im Himmel lässt seine Sonne für böse und für gute Menschen aufgehen, und er lässt es regnen über Gerechte und über Ungerechte“.
Erneuerbare Erkenntnis gut 2000 Jahre später: Matthäus 5,45 liegt auch naturwissenschaftlich physikalisch richtig. Denn die Sonne schickt zur Erde rund 15.000 mal mehr Energie, als die Menschheit derzeit aus Erdgas, Erdöl und Uran bezieht. Fünfzehntausend mal mehr. Die Sonne liefert dies über Licht und Wärme direkt, aber auch indirekt über viele Töchter: Wasserkraft, Windkraft, Pflanzenwachstum (Bioenergie). Ein riesiger regenerativer Reichtum - immer wieder.
Umso erfreulicher, wenn Matthäus 5,45 zusätzlich ausführt: Der himmlische Vater schickt seine Sonne. Und er lässt r e g n e n über Gerechte und Ungerechte. Wörtlich verstanden: Jesus Christus kannte schon Sonnenenergie und Wasserkraft.
Wir wirkt Wasserkraft?
Fallen 100 Liter Wasser in 1 Sekunde 1 Meter tief, setzen sie dabei 1 Kilowatt Energie frei. Und was ist ein Kilowatt? Ein Kilowatt besteht aus 1.000 Watt. Ein Watt Kraft wendet in etwa auf, wer gerade steht, sich dann beugt, um einen Apfel auf dem Erdboden zu ergreifen - und diesen dann so auf zu heben, dass die Person dann wieder gerade steht.
100 Liter pro Sekunde. Sie rauschen in unzähligen Bächen und Flüssen des schwäbischen Oberlandes. Und so erweist sich die Gegend zwischen Alpen und Donau als wahre Regenerativ-Region. Auch dank Wasserkraft. Sie bestärkte gerade Kleinbetriebe und mittelständische Strukturen. Etwa Mühlen. Auch Industrie-Ansiedlungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Aktuell bemerkenswert am "Deutschen Mühlentag", Pfingstmontag, 9. Juni 2025. Vielerlei Wasserräder (später in Turbinen) erleichterten durch ihre Kraftentfaltung dem Menschen die Arbeit. So brummelten, ratterten und surrten etwa im Flappach-Bach Ravensburg um 1900 (über) 20 Wassertriebwerke. Heute sind's noch zwei.
Dieses Zahlen-Paar - 20 zu 2 - deutet auf eine Entwicklung hin, die sich spätestens seit 1950 abzeichnete: Wasserkraftanlagen wurden mehr und mehr beseitigt. Den Atomstrom sollte keine örtliche Konkurrenz stören. Allerdings: Viele Bestandteile der einstigen Wasserkraftanlagen sind noch heute sichtbar. Etwa der Flappachweiher in Ravensburg. Er entstand 1843 - nach Plänen und auf Wunsch von 22 Inhabern der Wasserräder an diesem Bach unterhalb bis zur Schussen. Ab 1925 bot er sich dann auch als öffentliches Freibad an. Wasserpass dank Wasserkraft.
Ähnliches hatte um 1920 auch der Eisenbahn-Ingenieur Julius Balthasar Christmann vor. Er wollte damals Gewässer-oberhalb von (Leutkirch-)Schmidsfelden Eschach und Kürnach in einem Stausee zusammenfassen. Dieser Rückhalte-Weiher sollte dann stets genug kräftiges Nass für Turbinen liefern. Um damit eine neue Papierfabrik dort in Schwung zu bringen. Es blieb damals bei Plänen. Aber in Zeiten, da Fluten zum Hochwasserschutz zurückgehalten werden sollten, könnten die Vorhaben des damaligen Ingenieurs auch heute wieder Zukunft gewinnen. Was nicht ist, kann ja noch werden.
Weltweit gehört Wasserkraft zu den stärksten Lieferantinnen von Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Mit mehr elektrischen Kilowattstunden als Atomkraft rund um den Globus. In Deutschland erzeugten Wasserkraftanlagen bis 2018 pro Jahr rund 20 Milliarden Kilowattstunden Strom. Genug für etwa die Bevölkerung Bayerns (über 12 Millionen Privatleute). Wäre da nicht mehr zu nutzen? Das Beispiel Ravensburg und Schmidsfelden zeigen: eindeutig ja.
Manch offiziell-amtliche Stellen sehen das derweil anders. Sie folgen damit inhaltlich einer Anzeige der "deutschen Stromversorger" in der "Schwäbischen Zeitung" vom 6. Mai 1986. Kurz nach der Reaktorkatastrophe im ukrainisch-sowjetischen Tschernobyl erklärte das Inserat, deutsche Strommonopolisten nutzten die Wasserkraft bereits "soweit es unsere Flüsse erlauben".
Nachweisbar falsch. Wie sachwidrig diese Behauptung ist, zeigen nicht allein die Beispiele Flappach Ravensburg und Eschach-Kürnach bei (Leutkirch-)Schmdisfelden. Über tatsächliche Fakten spricht da etwa der Rot an der Roter Elektroniker Rolf Gschwind. Er hat in seinem Leben rund 400 bestehende Wassertriebwerke saniert, optimiert und verbessert. Ergebnis: im Durchschnitt kam dabei immer eine Verdoppelung der Strommenge raus. Gschwind wörtlich dazu im YouTube-Film "Rot an der Rot regenerativ":
https://www.youtube.com/watch?
Wasserkraft - riesiges regeneratives Potenzial. Der international geachtete Biologe und Physiker Ernst Ulrich von Weizsäcker ("Club of Rome") sagte dazu schon 1998: "Und in Süddeutschland ist auch die Wasserkraft eine relevante Größe, die wieder verstärkt genutzt werden kann. Sie ist ja stark zurückgegangen, weil die großen Energieversorger geradezu ein Interesse hatten, die dezentrale Energieversorgung kaputt zu machen."
Konkret und vor Ort. Trotz der Falschaussagen atom- und kohlfreundlicher Monopolisten gegen die bewährte Energieträgerin Wasserkraft nutzte manche Gemeinde zwischen Donau und Alpen diese bewährte Energiequelle stärker. Etwa Oberstdorf. Dort stammten um 1990 rund 7% der am Ort verbrauchten Strommenge aus Wasserkraft in Oberstdorf. 2020 waren es rund 50%. Sieben mal mehr. Fleißig in Sachen fließender Energie auch Wangen im Allgäu. Dort ließ Hubert Winter seine Argen-Wasserkraftanlage Beutelsau bis 2010 verbessern. Mit seither doppelt so viel Stromertrag. Dann etwa 1,8 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Genug für (über) 1.000 Privatleute. Dabei beauftragte Elektro-Maschinenbauer Winter an der Argen auch die Bau-Fachfirmen, einen neuen "Fischpass" am Stauwehr an zu legen. Seither fließen dort an die 700 Liter pro Sekunde so ums Wehr, dass es Fische Umschwimmen können - statt 100 Sekunden-Liter vorher.
All diese Vorteile erkannte der Gemeinderat von Wangen. Er entschloss sich nach 2010, eigene Stadtwerke zu gründen. Sie ließen ehemalige und alte Wasserkraftanlagen erneuern. Diese liefern seither den Strom für Wangens städtische Verwaltungsgebäude. Und sie bereicherten die Landsgartenschau Wangen 2024 um weitere wasserkräftige Attraktionen.
Noch sind viele Rathäuser nicht den ertragreichen Beispielen aus Oberstorf, Reutlingen oder Wangen gefolgt. Aber gerade zum "Deutschen Mühlentag", - zu Pfingstmontag - ergibt sich die Gelegenheit, darüber mit Matthäus 5,45 nach zu denken: Sonne und Regen als Energielieferantinnen. Diejenigen, die ihr Denken auf "Sonne und Wind" beschränken möchten, bekommen so Hinweise auf viele andere natürlich-"klimaverträgliche" Energiequellen: Erdwärme, Pflanzen (Biogas, Holz ...) und Wasserkraft. Nutzbar vielerorts und von vielen. Eben für "Gerechte und Ungerechte".
Julian Aicher