ÖRR-WAHLKAMPF-ARENA: Scholz ohne Hörner disqualifiziert / Habeck mit Eiern sieht dem Stier in die Augen / Alice und das rote Tuch der "Sozialflüchtlinge" / Torero Merz macht Boden gut / . . .
Zunächst war ich enttäuscht, dass die vier Herausforderer in der ZDF-Arena nicht direkt aufeinandertreffen durften, sondern nacheinander in den "Kampf" vor das Publikum mit dessen Fragen zogen. Zunächst! - Na ja - und eigentlich und irgendwie war es bei der Namensgebung der Sendung (Arena) schon konsequent, denn auch auf der spanischen "Ruedo" und den Kampfplätzen Portugals und der südfranzösischen Camargue, werden die Stiere einzeln vorgeführt und letztlich einzeln getötet.
Für jeden der drei Kanzlerkandidaten respektive der Kanzlerkandidatin der AfD waren 25 +5 Minuten vorgesehen.
Als erster betrat Bundeskanzler Olaf Scholz das Rund - und gleich seine erste Antwort auf die vorher logischer Weise erste aus dem Publikum gestellte Frage, ließ aus meiner oben erwähnten "Enttäuschung" ein befreiendes "Gott sei Dank" werden. Denn das unglaubliche Gelaber und gleichzeitig respektlose und ignorante Drehen der scholz'schen Gebetsmühle - auf eine sehr ernste und herausfordernde Frage einer Bürgerin hin - war für mich nicht zu ertragen, so dass ich den Fernseher mitten in dem Unerträglichen ausschaltete und mich um etwas Vernünftiges kümmerte.
Zur Erinnerung. Eine Dame aus Solingen sprach von den Morden an unschuldigen Menschen durch nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge und fragte den Bundeskanzler: "Tragen Sie nicht eine moralische Mitschuld an jedem einzelnen Mord?“ - Was dann gefühlslos aus dem Mund dessen kam, der das dritthöchste Amt im Lande, das zweithöchste im Bundestag und das höchste in der Regierung bekleidet, war schauderhaft und auswendig gelernt, und bei voll eingestelltem "Phrasometer" daher geträllert ... Das konnte ich mir nicht antun.
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Als ich den "ON"-Knopf erneut gedrückt hatte, war der Grüne Robert Habeck gerade dabei, die erste Frage aus dem Publikum ernsthaft aber auch mit Emotionen zu beantworten. Robert Habeck ist nicht nur eloquent, sondern er ist auch natürlich geblieben, eben der Nachbar vom Küchentisch, dem ich allein schon wegen seiner bübischen Art gerne zuhöre. Was er aus dem Publikum zu hören bekommt, beschreibt tatsächlich so etwas wie ein Novum in deutscher Politik. "Sie geben auch mal Fehler zu, das rechne ich ihnen hoch an." Eben - der Klimastier Habeck hat nicht nur die notwendigen Hörner, sondern auch die Eier, um öffentlich seine Eigenkritik und seine grundsätzliche Kritikfähigkeit zu zeigen! Übrigens genau das Gegenstück zu Olaf Scholz!!
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Bekanntlich bin ich ja gegen die Einladung von AfD-Kandidaten und -Kandidatinnen in Sendungen des ÖRR, um gerade diesen Rechtsnationalen nicht die entsprechende große Bühne zu geben. Nützt aber nichts. Sie werden trotzdem - so wie gestern Alice Weidel - eingeladen. Da ich mir nun dachte: 'Schlimmer als Olaf kann es nicht werden' --- und ehrlich zugegeben auch ein wenig inkonsequent von mir - ließ ich die Television im Zweiten weiterlaufen.
Was mir bei diesem Auftritt wieder aufgefallen ist, und sich nach meinen Beobachtungen auch bei der AfD durch all die zurückliegenden Jahre nebst dem Parteiprogramm der "Blauen" zieht ist die Tatsache, dass für diese Partei nur solche Menschen aus anderen Ländern willkommen sind, die sich für Deutschland auch rechnen, oder dem Deutschen Volk auf keinen Fall zur Last fallen: Arbeitende, Produktive, Effiziente ... und von den man/frau eine Gewinnmarge und ordentliche Rendite für das Deutsche Volk erwarten kann. Eben - Einwanderung in den Arbeitsmarkt: JA! / Einwanderung in das deutsche Sozialsystem: NEIN!! Auch das ist Verrat am deutschen Sozialstaat.
Und für mich ist es - auch wenn es mir niemand glauben will - die Vorstufe des von den Nazis propagierten "Schmarotzertums" und des "Unwerten Lebens" gewisser Gesellschafts/Volksgruppen! Dass es im Asylrecht und in der deutschen Migrationspolitik vor allem um
- - politische Verfolgung
- - ethnische Diskriminierung
- - Krieg
- - Verfolgung aus religiösen Gründen
- - Bedrohung aufgrund der Geschlechterfrage (Beschneidung von Frauen)
- - drohende Folter
- - drohende Todesstrafe
im jeweiligen Heimatland ohne Möglichkeit einer dortige Inlandflucht geht, scheint für die AfD absolut keine Rolle zu spielen. Wichtig ist nur: Fremder, bringst du uns Deutschen Gewinn, oder nicht! Selbst mit einer von ihr gehassten "Duldung" (siehe die Dame aus Georgien).
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Da klang Friedrich Merz von der CDU doch irgendwie angenehmer und wirkte trotz der schon fast nächtlichen Stunde irgendwie "ausgeschlafen". Ob es eine Fangfrage war, respektive Fangaufforderung des Bürgers der meinte, die CDU solle doch mit der AfD reden, so wie die ÖVP in Austria es mit der FPÖ tat um dann festzustellen, dass es gemeinsam nicht geht, erteilte Merz eine klare Absage und meinte, es wäre das falsche Signal und würde die Rechten nur noch mehr stärken.
Schon bei der Übergabe von Alice Weidel von der AfD zum CDU-Kanzlerkandidaten hatte dieser klar gemacht, dass unüberwindbare Welten zwischen den beiden Parteien liegen. Später meinte er, Frau Weidel käme zwar elegant daher, aber die ganze Männertruppe um sie herum sei unerträglich.
Fast erheiternd war das "Heizungskeller-Duell" zwischen dem Unternehmer im Publikum und dem christlichen Politiker in der Arena. Zwar kampfeslustig und leicht mit den Hufen politischen Staub aufwirbelnd, aber doh irgendwie gezähmt, lieferte Merz Ansehens- und Hörenswertes.
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In summa: Der Gewinner dieser Sendung war für mich eindeutig Robert Habeck. Die Verlierer waren - in dieser Reihenfolge - Alice Weidel und Olaf Scholz. Boden gut gemacht hat Friedrich Merz.