Klimakletter*innen setzen sich über Polizeidirektor hinweg und beteiligen sich am Nabada in Ulm
Pressemitteilung am 22.7.2024
Für den heutigen Schwörmontag hatten die Ulmer Klimakletter*innen eigentlich zusammen mit Engagierten der evangelischen Kirche eine gemeinsame Aktion am Nabada geplant [1,2,3]. Davon bekam auch Christian Zacherle (53), Direktor vom Polizeirevier Ulm-Mitte, mit. Dieser erklärte hochrangigen Kirchenvertreter*innen daraufhin, dass politische Plakate auf dem freien Nabada nicht erlaubt seien. Nun ziehen die Aktivist*innen ihre Aktion alleine durch.
Auf ihrem Kanu haben sie neben einem Banner mit der Aufschrift "Schützt die Schöpfung" auch eines mit einem Zitat von Papst Franziskus angebracht: "Diese Wirtschaft tötet". Mit diesen deutlichen Worten klagt Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben "Evangelii Gaudium" (EG) den modernen Kapitalismus an [4,6]. Um die Wirtschaft gerechter zu machen, müsse sie aus der Perspektive der Würde jedes Menschen und des Gemeinwohls gestaltet werden (EG 203). Es reiche nicht, "auf die blinden Kräfte und die unsichtbare Hand des Marktes zu vertrauen" (EG 204), warnt der Papst mit Blick auf die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich.
Foto vom Klimacamp-Süd (c)
Die Feststellung "Diese Wirtschaft tötet" von Papst Franziskus ist nicht die einzige öffentliche Kritik der (katholischen) Kirche am Wachstumszwang: Bereits 2015 gaben zwei deutsche Theologen einen Sammelband zum Thema "Kirchen gegen Kapitalismus" heraus [5]. Dieser ist frei öffentlich zugänglich und thematisiert auch ausführlich die Verknüpfung zwischen Wachstumszwang und Erdaufheizung. "Wachstumszwang und Konkurrenzdruck drängen Konzerne immer zur Ausbeutung -- an Natur und Menschen", fasst Samuel Bosch (21) verkürzend zusammen. Das resultierende Dilemma: "Der RWE-Chef macht sich strafbar, wenn er Klimagerechtigkeit über seinen Profit stellen würde", erläutert Boschs Mitstreiter Lino Krüger (23). In der Tat können Aktionär*innen den Vorstandsvorsitzenden verklagen, wenn dieser den kalten Zahlen nach nicht im besten ökonomischen Sinne des Konzerns handelt (Art. 93 AktG).
Mit dem weiteren Banner mit der biblischen Botschaft "Schützt die Schöpfung" rufen die Aktivist*innen dazu auf, für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen einzutreten.
Auch die Ulmer Gruppe der "Letzten Generation" hat angekündigt, gemeinsam mit den Münsterkletter*innen beim Nabada mit Bannern und Booten auf dem Wasser zu sein.
Für gemeinsame Aktionen stehen die Klimakletter*innen auch weiter im Austausch mit Vertreter*innen verschiedener Kirchengemeinden in Ulm.
[1] https://www.augsburger-
[2] https://www.swp.de/lokales/
[3] https://www.swr.de/swraktuell/
[4] https://weltkirche.katholisch.
[5] https://www.rosalux.de/
[6] https://www.deutschlandfunk.