KARL MAY & Sigmund Freud - der sächsische Revolutionär von 1848 ° und wie der Schriftsteller wirklich "tickte" . . . Noch heute lesens- und sehenswert!!
An Ostern 2025 zeigt das ZDF dankenswerterweise und gegen den Mainstream die drei "Winnetou-Filme 1-3", die in den 1960 nach den entsprechenden Romanvorlagen von Karl-May in Kroatien (damals Titos Jugoslawien) gedreht wurden. Ein Grund für viele, wieder einmal Old Shatterhand = Karl May an den Marterpfahl der Moderne zu fesseln. Doch das ist Bullshit.
Der wohl größte und bekannteste Psychoanalytiker Sigmund Freud, und der wohl berühmteste deutsche Schriftsteller aller Zeiten Karl May, waren Zeitgenossen. Einige Bücher Freuds stehen in meinem Bücherregal. Eines davon "Die Traumdeutung" lese ich gerade. Das gesammelte Werk Freuds habe ich online auf meinem PC. Darauf komme ich gleich zurück. Von den Karl May Romanen besitze keinen mehr (hab' sie aber als Kind und Jugendlicher verschlungen und sie haben mich positiv geprägt), dafür aber habe ich einige der Verfilmungen aus den 1960er und 1970er Jahren auf DVD.
Nachdem ich heute Morgen (das war im Spätsommer 2022) vom Einkauf zurückkam und nachdem ich mein Mittagessen vorbereitet hatte, nahm ich mir die "Traumdeutung" Freuds zur Hand und begann meine Lesung auf Seite 236 fortzusetzen. Ich kam aber nur eine Seite weit, weil mir einfiel, dass Freud in seinen Werken - und auch in dem, das ich gerade lese, das Wort "Neger" und mit ihm zusammengesetzte Begriffe benutzt. So auch in dem Buch über "Die Traumdeutung". Sofort kam ich natürlich auf die Verbindung zum Kinderbuch über "Winnetou" und den klärenden Diskurs von 2022, was man/frau/di eigentlich noch schreiben und sagen darf, ohne von der modernen Stasi "verhaftet" zu werden. Also legte ich das Buch zur Seite und begann zu schreiben.
In dem mir vorliegenden Buch, geht es Sigmund Freud darum zu zeigen, warum wir Menschen bestimmte Dinge träumen und wie die skurrile "Chronologie" der Träume mit den verschiedensten Mischwesen zustande kommen. An einer Stelle schreibt er:
"Ihre englische Sprachlehrerin heißt Miss Lyon s (Lions — Löwen). Ein Bekannter hat ihr die Balladen von L o e w e zugeschickt. Das sind also die drei Löwen; warum sollte sie sich vor ihnen fürchten? — Sie hat eine Erzählung gelesen, in welcher ein Neger, der die anderen zum Aufstand aufgehetzt, mit Bluthunden gejagt wird und zu seiner Rettung auf einen Baum klettert."
So steht es auch in meinem Buch auf dem Tisch. Es handelt sich um die 2. Auflage aus dem Jahr 1908 - vier Jahre vor Karl Mays Tod. Natürlich ist mein Buch selbst nicht so alt. Es wurde 2019 in einer Druckerei aus Altusried bei Kempten im Allgäu gedruckt. Der Herausgeber ist der absolut verlässliche RECLAM-Verlag. Dieser hat jene oben aufgeführte Passage nicht "überarbeitet", sondern sie so mit dem Neger stehen lassen.
Wie gesagt habe ich die gesammelten Werke Freuds auf meiner Festplatte. Nun gibt es ja die "Suchfunktion" bei WORD. Gebe ich da das Wort "Neger" ein, erscheinen immerhin sechs (6) Treffer in Freuds Werken:
So heißt es unter "Technik des Witzes": „Mein Unglaubensgenosse Spinoza", sagt Heine. „Wir von Gottes Ungnaden Taglöhner, Leibeigene, Neger, Fronknechte" usw. . . . beginnt bei Lichtenberg ein nicht weiter ausgeführtes Manifest dieser Unglücklichen, die jedenfalls auf solche Titulatur mehr Anrecht haben als Könige und Fürstlichkeiten ...
Come, Mr. Tally man, tally me banana ...
Bei "Totem und Tabu" heißt es: Die bei weitem verbreitetste, strengste und auch für zivilisierte Völker interessanteste Vermeidung ist die, welche den Verkehr zwischen einem Manne und seiner Schwiegermutter einschränkt. Sie ist in Australien ganz allgemein, ist aber auch bei den melanesischen, polynesischen und den Negervölkern Afrikas in Kraft, soweit die Spuren des Totemismus und der Gruppenverwandtschaft reichen, und wahrscheinlich noch darüber hinaus.
Darf ich jetzt "Freud" nicht mehr lesen? Muss RECLAM seine Werke auf Spur bringen?
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Und dann fiel mir noch Bully Herbigs Parodie "Der Schuh des Manitu" von 2001 ein. Der Film parodiert die Karl-May-Verfilmungen mit Pierre Brice und Lex Barker in den Hauptrollen als Winnetou bzw. Old Shatterhand und nimmt Anleihen bei Italo-Western. Die Handlung des Films lehnt sich eng an Karl-May-Produktionen wie "Der Schatz im Silbersee" an. Das ständig wiederkehrende Grundmuster dabei ist: „böse Weiße“ hauen „gute Weiße“ übers Ohr. Die Indianer halten die Guten zunächst für böse und graben das Kriegsbeil aus, wobei es zu Gefechten um einen verborgenen Schatz kommt. Alles zum Guten wenden können letztlich nur Winnetou und Old Shatterhand.
Weitere Anspielungen beziehen sich auf Italo-Western von Sergio Leone, auf Kevin Costners "Der mit dem Wolf tanzt", auf die Bergwerksfahrt in der Lore aus dem zweiten Indiana-Jones-Film von Steven Spielberg sowie auf verschiedene Szenen aus "Terminator 2 – Tag der Abrechnung".
Bei einer "Wetten, dass ..." Sendung mit Thomas Gottschalk, bei der Pierre Brice (+ 2015) zu Lebzeiten einmal Gast war, zeigte dieser absolut kein Verständnis für die Verulkung von Winnetou und Old Shatterhand.
Was die Debatte von 2022 anbetrifft, hat sich jetzt die Witwe des verstorbenen Schauspielers, Hella Brice, zu Worte gemeldet.
Die Witwe Hella Brice kann nicht verstehen, dass die von ihrem Mann verkörperte Figur nun in Misskredit zu geraten droht. Die eigentliche Botschaft von Autor Karl May rücke so in den Hintergrund. Hella Brice, Witwe des legendären Winnetou-Darstellers Pierre Brice, ist Rassismus-Vorwürfen gegen den Schriftsteller Karl May entgegengetreten. "Ich kann diesen Vorwurf überhaupt nicht nachvollziehen", teilte die 73-Jährige mit. "Wäre Karl May rassistisch gewesen, hätte er Winnetou und Old Shatterhand wohl kaum Blutsbrüderschaft schließen und Seite an Seite für das Gute kämpfen lassen."
Die gebürtige Oberpfälzerin war mehr als 30 Jahre lang mit dem französischen Schauspieler verheiratet. "Ich finde es sehr schade, dass durch diese Diskussion die Botschaft Karl Mays und die Werte Winnetous in den Hintergrund rücken", gab Hella Brice zu bedenken. Weder die Schauspieler des neuen Films "Der junge Häuptling Winnetou" und die der vorigen Filme noch die Bühnen, die Karl May heute aufführten, hätten Negatives im Sinn, ganz im Gegenteil.
"Mein Mann ist 1991 bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg von den Winnebagos zum Rainbow-Man ernannt worden", so Hella Brice. Die Winnebagos hätten den Schauspieler als Ehrenmitglied in ihren Stamm aufgenommen. Das hätten sie sicher nicht getan, wenn sie sich durch die Darstellung und durch die Sprache Karl Mays angegriffen oder verletzt gefühlt hätten, betonte die Witwe.
"Genau das Gegenteil war stets Pierres Wunsch", versicherte Hella Brice. "Er wollte den Menschen die Kultur der Indianer näherbringen, die Verbundenheit zur Natur, den Wunsch nach Frieden, Freiheit, Toleranz und Respekt, weil das auch seine eigenen Werte waren, für die er sich sein Leben lang eingesetzt hat."
Die Diskussion um "Winnetou" war aufgeflammt, nachdem der Verlag Ravensburger zwei Bücher zum Film "Der junge Häuptling Winnetou" aus dem Verkauf genommen hatte. Inzwischen wurde zudem bekannt, dass die ARD die berühmten "Winnetou"-Filme aus den 60er-Jahren nicht mehr zeigt. Dies hängt jedoch wohl in erster Linie mit Lizenzfragen zusammen. (Quelle zu Hella Brice: Debatte um Karl-May-Figur: Witwe von Pierre Brice verteidigt "Winnetou" - n-tv.de).
Allerdings wird das ZDF zu Ostern drei Jahre später - also in einer Woche an Ostern 2025 - die drei "Winnetou-Filme" zeigen!!
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Der sächsische Schriftsteller Karl May schuf in seinen Abenteuerromanen so manche Protagonisten, die unvergessen bleiben. Neben Winnetou und Old Shatterhand waren das Intschu-tschuna und Nscho-tschi, Sam Hawkens, Old Surehand, Hadschi Halef Omar und der böse Santer. Doch gerade im Kontext der aktuellen Diskussion, ob denn Karl May heute noch "lesbar" und "schaubar" sei und für eine Kinderbuch-Version als Vorlage tauge, sollten wir eine wichtige, aber bei den Leser/innen und solche, die Karl May nur in der Theorie kennen, kaum erwähnte Person übersehen.
Im Film und Buch "Winnetou I." hat sie einen relativ kurzen Auftritt, obwohl der Mann um den es hier geht, den Apachen-Häuptling Intschu-tschuna (Winnetous Vater), Winnetou selbst und auch dessen Schwester Nscho-tschi insgesamt über 30 Jahre geprägt hat - und damit auch den ganzen Stamm der Mescaleros über eine Generation hinweg. Es handelt sich hier um den, wie auch Karl May, alias Old Shatterhand, aus Sachsen stammenden "weißen Vater" Klekih-petra, dessen ursprünglicher Name nie erwähnt wird.
Der "weiße Vater" war also kein dem "Deutschtum" verhafteter "Arier" - groß, blond und gut anzusehen, sondern erinnert äußerlich eher an den leider schon verstorbenen modernen Steven Hawking in seinem Rollstuhl. Und Klekih-Petra war nicht irgendwer. In seiner Heimat gehörte er zur Elite der Gelehrten und nahm als solcher an der Revolution von 1848 teil. Bei der im März 1848 (Märzrevolution) begonnenen Revolution ging es dem Bürgertum darum, die "Heilige Allianz" der Fürsten und Königshäuser in die Knie zu zwingen.
In den deutschen Fürstentümern nahm die Revolution ihren Anfang im Großherzogtum Baden und griff innerhalb weniger Wochen auf die übrigen Staaten des Bundes über. Sie erzwang von Berlin bis Wien die Berufung liberaler Regierungen in den Einzelstaaten und die Durchführung von Wahlen zu einer verfassungsgebenden Nationalversammlung, die am 18. Mai 1848 in der Paulskirche in der damals freien Stadt Frankfurt am Main zusammentrat. Die Nationalversammlung setzte eine Zentralregierung ein und sah sich selbst als Parlament eines revolutionären, entstehenden Deutschen Reiches.
Nach den mit den Märzerrungenschaften relativ rasch erkämpften Erfolgen, wie zum Beispiel Aufhebung der Pressezensur oder Bauernbefreiung, geriet die revolutionäre Bewegung ab Mitte 1848 zunehmend in die Defensive. Auch die vor allem im Herbst 1848 und bei der Reichsverfassungskampagne im Mai 1849 neu aufflammenden Höhepunkte der Erhebungen, die regional in Sachsen, der bayerischen Pfalz, der preußischen Rheinprovinz und vor allem in Großherzogtum Baden bürgerkriegsähnliche Ausmaße annahmen, konnten das letztliche Scheitern der Revolution in Bezug auf ihre wesentliche Kernforderung nicht mehr aufhalten. Bis Juli 1849 wurde der erste Versuch, einen demokratisch verfassten, einheitlichen deutschen Nationalstaat zu schaffen, von überwiegend preußischen und österreichischen Truppen mit militärischer Gewalt niedergeschlagen.
Klekih-petra allerdings verließ seine Heimat nicht nur um der Verfolgung durch die Obrigkeit zu entgehen, sondern auch aus Reue darüber, dass er aufgrund seiner Gesinnung Menschen verführt hatte, am Aufruhr teilzunehmen, und sie dadurch ins Unglück oder in den Tod geführt hatte. Zur Buße - so heißt es bei Karl May - ging Klekih-petra in die nordamerikanische Wildnis und lebte letztlich bei den Apachen. Als ein gewisser Rattler (im Film ist es Santer, der aber im Original erst in Winnetou III. auftaucht) auf Winnetou schießt, wirft er sich in die Schusslinie und wird getroffen. Im Sterben bittet er Old Shatterhand, sein Werk fortzuführen und bei Winnetou zu bleiben. Er stirbt mit Gott versöhnt. - "Als er starb, wurde ihm ein Grabstein errichtet und mit Lebenseichen umpflanzt," heißt es rückblickend in Winnetou II.
Es wird davon ausgegangen - wie es grundsätzlich oft in Romanen üblich ist - dass Karl May sich nicht nur in der Person des "Old S[c]hatterhand" versucht hat zu spiegeln, sondern eben auch in der Person des Klekih-petra.
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KARL MAY (1842 bis 1912) hieß eigentlich mit richtigem Namen Carl Friedrich May. Er schrieb auch Lieder, Gedichte und andere Erzählungen unter seinem Pseudonym Karl Hohenthal.