Wenn Städte und Gemeinden zum Schutz ihrer Bürger einen "Hitzeschirm" aufspannen - während andere damit verbal nur protzen = Klimaerosion - statt Klimakommission ...
Durch den Klimawandel kommt es zu immer mehr besonders heißen Tagen, auch in Deutschland. Hitzeschutz bekommt damit eine wichtigere Bedeutung – doch gerade einmal etwa 25 Kommunen haben einen Hitzeaktionsplan. Eine davon ist Straubing in Bayern. Was macht die Stadt anders als andere und wie kommt das bei den Bewohnern an?
Als der Zug am späten Vormittag im niederbayerischen Straubing einrollt, hängen dunkle Wolken über dem Bahnhof. Die Luft ist kühl, fast herbstlich – dabei ist es Mitte Juli. Statt flimmernder Hitze und aufgeheiztem Asphalt empfängt uns grauer Himmel. Und trotzdem: Straubing will vorbereitet sein, vorbereitet auf die bevorstehenden Hitzeschübe. Mit einem sogenannten Hitzeaktionsplan.
- Die hier gekennzeichneten Städte und Landkreise haben zum Schutz ihrer Bürger einen Hitzeplan entwickelt. Ravensburg (rotes Fragezeichen vom Blogger eingefügt), dass sich als klimafreundlich und mit vielen Klimaauszeichnungen bundesweit exponiert, gehört nicht dazu.
- Seit der Einberufung der "ersten bundesdeutschen Klimakonferenz" 2020 in Ravensburg (die damit für de Türmestadt auch die letzte war) und deren Beschlüsse im selben Jahr, ist nachweislich kein Gramm CO2 in Ravensburg abgebaut worden und statt echter, signifikant durchgreifender Umweltmaßnahmen, wurden Prestige-, Feigenblatt- und Symbolprojekte durchgezogen. Beispiel dafür sind der "Schussenpark", der "Schwammmarkt" am Grünen Turm und Bäume in Trögen am "Gespinstmarkt".
- Klimaerosion - statt Klimakommission !!!
- Kommunen deutschlandweit wird empfohlen, sogenannte Hitzeaktionspläne zu erstellen, da Tage mit Temperaturen über 30 Grad immer häufiger vorkommen. Das kann der menschlichen Gesundheit schaden.
- Durch die Umsetzung von Hitzeaktionsplänen beugen Kommunen individuell vor, um langfristig die Hitzebelastung zu mindern. In den Plänen werden notwendige Schritte und deren Umsetzungen festgehalten.
- Etwa 25 Kommunen deutschlandweit haben Stand Februar 2025 einen Hitzeaktionsplan ausgearbeitet. Und das, obwohl Bund und Länder bereits 2017 Empfehlungen zur Erstellung kommunaler Hitzeaktionspläne erarbeitet haben.
"Gemeinsam mit dem Bayerischen Gesundheitsministerium haben wir beim Hitzeaktionsplan ein Modellprojekt, das auch als Blaupause dienen soll für andere Kommunen", sagt Thomas Schindlbeck, der von Anfang an bei der Erstellung des Hitzeaktionsplans dabei war. Schindlbeck ist seit März 2021 Klimaschutzmanager der kreisfreien Stadt. Eine solche Vollzeitstelle in einer Kommune ist eher eine Ausnahme in Deutschland.
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8. Aug. 2025
Klimaschutz sei schon länger ein Thema in Deutschland, "aber mit den zunehmenden Überschwemmungen und Hitzewellen kommt jetzt immer mehr das Interesse an Klimaanpassung", erklärt Schindlbeck. "Also wie passen wir uns an das Klima an – beziehungsweise schützen uns auch davor."
Rund 30 Maßnahmen habe sich Straubing zur Klimaanpassung im Rahmen des Hitzeaktionsplans überlegt. Fertig sind allerdings noch lange nicht alle. "Der Hitzeaktionsplan ist ein Prozess", sagt Schindlbeck. "Da kommen immer neue Maßnahmen dazu, deshalb ist es auch schwierig, einen Projektstand zu nennen. Zum Beispiel bei der Bepflanzung und Fassadenbegrünung: Das ist nie abgeschlossen."
Kleine Maßnahmen, große Wirkung: Blaue und grüne OasenNur wenige Minuten vom Bahnhof entfernt präsentiert er uns eine erste Maßnahme: die Renaturierung des Allachbachs. Begradigte Bäche und Flüsse sind anfälliger für Hochwasser. Entlang des kurvigen Bachs schlängelt sich auch ein Fahrradweg, der durch die gesamte Stadt führt.
Um die Temperaturen in Straubing zu senken, spielt auch die Begrünung eine große Rolle. Bislang sieht es in der Altstadt zwar noch nicht besonders grün aus – das soll sich aber bald ändern. Im Stadtzentrum plant die 50.000-Einwohner-Stadt etwa, die kleinen Zierbäumchen durch acht bis zwölf Meter hohe Bäume zu ersetzen. Diese spenden deutlich mehr Schatten und nehmen Regenwasser besser auf.
Temperaturen in Straubing- Straubing ist an besonders vielen Tagen im Jahr von starker Hitze betroffen. Während es deutschlandweit im Jahr 2023 im Schnitt 11,5 Tage mit Temperaturen über 30 Grad gab, waren es in Straubing 19 Hitzetage.
- Laut der Stadt ist zwischen 1951 und 2019 in der Region die Anzahl der Hitzetage um zehn im Jahr gestiegen.
Ein weiterer Weg, die Stadt besser zu kühlen, ist die Fassadenbegrünung. In Straubing werden neue Bauprojekte möglichst mit grüner Fassade oder Dachbegrünung ausgestattet – hier und da sind an alten Mauern bereits erste Versuche zu sehen.
Und dann wird es plötzlich nass im Stadtkern Straubings. Von oben und von der Seite: Platzregen mischt sich mit der dort aufgebauten Sprühnebelanlage. Liegt die Temperatur im Zentrum längere Zeit über 25 Grad, schaltet sich die Anlage ein. Der Wasserverbrauch: rund eine Gießkanne pro Stunde – also überschaubar und eine günstige Möglichkeit, im Sommer für Abkühlung zu sorgen, findet Schindlbeck.
Überhaupt gehe es darum, möglichst mit Maßnahmen zu starten, die mit wenig Ressourcen umzusetzen sind. Denn nicht jede Gemeinde kann sich einen Klimaschutzmanager leisten oder hat die Kapazitäten, sich um Anträge zu kümmern, um Geld aus den Fördertöpfen zu erhalten.
Derzeit diskutiert die Stadt über ein weiteres Projekt: Die gepflasterte und damit versiegelte Oberfläche auf dem Stadtplatz soll in eine sogenannte wassergebundene Oberfläche verwandelt werden. Sprich: alle Pflastersteine raus und zum Beispiel Kies oder Schotter drauf. So kann Regenwasser besser abfließen – was vor Überschwemmungen schützt und gleichzeitig den im Sommer heißen Boden kühlt.
Ein Problem gibt es dabei allerdings: "Wir haben einen mittelalterlichen Stadtkern, da ist Denkmalschutz auch immer noch ein zusätzliches Thema", sagt Schindlbeck. Er hat dazu eine klare Meinung: "Hier wird den Leuten die Hitze besonders bewusst durch den versiegelten Boden. Ich finde ja: Wir leben in keinem Museum und sollten dafür schnell eine Lösung finden."
Hilfe für die, die Hitze besonders trifftEin weiteres Projekt sind Hitzepatenschaften, die ähnlich funktionieren wie Nachbarschaftshilfe: Damit Menschen, deren Gesundheit durch Hitze besonders gefährdet ist, an heißen Tagen etwa nicht noch zum Supermarkt gehen müssen, übernehmen andere für sie die Besorgungen.
Hitze als Gefahr für die Gesundheit- Heiße Tage können die Gesundheit gefährden. Typisch sind etwa Schwindel, Verwirrtheit, Erschöpfung oder gar ein Hitzschlag. Bei andauernder Hitzebelastung können Hautausschläge, Wadenkrämpfe und Schwellungen in den Beinen auftreten. Wer unter einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leidet, ist besonders gefährdet: Diese könnte sich verschlimmern oder neu auftreten.
- Besonders betroffen sind Menschen ab 65 Jahren, Menschen mit Vorerkrankungen sowie Säuglinge und Kleinkinder. Das Robert-Koch-Institut (RKI) schätzt für den Sommer 2024 rund 3.000 hitzebedingte Sterbefälle für Deutschland. Den mit Abstand höchsten Anteil bilden Personen im Alter von 75 Jahren oder älter.
Ganz nebenbei kann das auch gegen Einsamkeit helfen, denn so kommen ältere Menschen regelmäßig mit jüngeren in Kontakt. "Das ist mit eines unserer wichtigsten Projekte", sagt Schindlbeck. Aktuell gebe es allerdings noch mehr Freiwillige als Teilnehmende. Das erklärt sich der Klimaschutzmanager zum einen damit, dass manche ältere Menschen noch nicht von dem Angebot wissen. "Und einige lassen sich auch einfach nicht so gerne helfen", sagt er.
Und wie kommt der Hitzeaktionsplan allgemein an? Man müsse die Bevölkerung noch sensibilisieren, sagt Schindlbeck. "Manche hinterfragen die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen und sagen: 'Ich weiß, wenn es heiß ist, muss ich genug trinken und ich muss mich vielleicht einschmieren.'" Der Großteil der Einwohnerinnen und Einwohner gebe allerdings positives Feedback. Vor allem, dass weitere Bäume im Stadtkern gepflanzt werden, komme gut an: "Da, wo sich die Leute treffen, wo sich das Leben abspielt."
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Schindlbeck ist bewusst, dass sich nicht alle Gemeinden und Städte solche Maßnahmen leisten können. Auch Straubing sei maßgeblich auf Fördergelder der EU, des Bundes und des Freistaats Bayern angewiesen. "Anders könnten wir das nicht stemmen", sagt er. Deshalb gebe es auch kein explizites Ziel der Maßnahmen, wie "bis 2030" oder Ähnliches. "Sobald Kapazitäten frei sind, wird etwas umgesetzt. Das ist auch eine Frage der politischen Priorisierung."
In diesem Bereich sei Vernetzung ein wichtiges Instrument. "Man soll ja nicht das Rad neu erfinden", sagt er und bietet anderen Kommunen an, dass man im besten Fall voneinander lernen solle: "Vor allem seit einem Jahr nimmt es richtig Fahrt auf. Ich bekomme täglich Anfragen von anderen Städten und Kommunen, obwohl wir selber erst anfangen." Straubing zeigt damit: Es muss nicht immer der große Wurf sein. Am Ende ist es die Summe der kleinen Maßnahmen, die den Unterschied machen kann.