NIKOLAUS --- Die wirkliche Botschaft des "Nico-Laos" - und was dieser Tag mit "Demokratie" zu tun hat ...
Stefan Weinert
Prolog
Bevor ich auf den "Sankt (heilig) Nikolaus" zu sprechen komme, der im vierten nachchristlichen Jahrhundert lebte, muss ich noch einmal rund 300 Jahre weiter zurück gehen.
Da lebte in Palästina ein gewisser Jesus Ben Joseph, ein Jude wie seine Eltern, und von Beruf eine "Teknon" = jemand der etwas baut, oder auch ein Zimmermann. Zu seiner Zeit galt Jesus als ein völlig anderer, als der heute - vor allem in der westlichen, konsumverwöhnten und effizient- und effektivgeilen Welt - gilt. Damals war Jesus nichts anderes, als der Anwalt der Abgehängten, Verstoßenen, Aussätzigen, Gefangenen, Fremden, Kollaborateure (Zöllner), Geflüchteten und Vereinsamten und sogar der Huren.
Der Nazarener war der Lobbyist für jene, die heute in unserer Gesellschaft keine Lobby mehr haben. Er war entschiedener Gegner derer, die heute seinen Namen als Parteien, Kirchen, Organisationen und Privatmenschen vor sich hertragen. Wir müssen nur genau hinschauen, um das zu erkennen, und sollten die Bibel nicht nur als weihrauchgeschwängerte Schwarte oder Staubfänger betrachten und nutzen, sondern als „Tagebuch eines Revoluzzers“ lesen und verstehen.
Heute und gerade in diesen Wochen, ist Jesus der holde Knabe mit dem lockigen - womöglich noch blonden - Haar. Mehr bleib von ihm nicht übrig. Aber der historische Jesus hat sich in Wahrheit nicht verändert und sich unseren Vorstellungen von ihm angepasst.
Nein, Jesus hat die Fronten nie gewechselt. Wir – Du und ich – haben ihn vielmehr (vermeintlich) auf unsere Seite gezogen und sind im Grunde nichts anderes als verblendete Sauli, der (nämlich Saulus) meinte, er stünde auf Gottes Seite und dieser auf der Seinigen. Bis Gott ihn vor Damaskus auf den Boden der Tatsachen, der Fakten, der Realität warft und ihn fragte: „Saulus, Saulus, warum verfolgst du MICH?“ Also Vorsicht vor Leuten, die felsenfest behaupten, sie würden Gott/Allah und/oder Christus/Mohammed verteidigen, ihn gar vertreten und im Namen Gottes/ bzw. Christi/ reden und in seinem Namen (= in seinem Sinne) handeln.
Und was hat das nun alles mit dem "Nikolaus" zu tun, dessen Fest wir heute, am 6. Dezember 2024, feiern? Eine ganze Menge. Denn der Mann in rotem Gewand, Bart und immerwährenden Lächeln von heute, ist leider nur ein schwaches und auch verniedlichendes Bild von dem des 4. Jahrhunderts. So, wie wir heute und auch schon vor hundert Jahren, ein völlig verzerrtes Bild von dem einfachen Rabbi Jesus haben.
Schon der Name dieses Mannes sagt aus, worum es ihm als Bodenpersonal Gottes (er war Bischof der damaligen noch recht jungen Kirche) ging: NIKOLAUS setzt sich zusammen aus dem griechischen "nikä" = der Sieg und dem griechischen "laos" = das Volk - und bedeutet somit nichts anderes als "Sieg des Volkes". Das erinnert stark an "das Volk ist der Souverän" oder gar an das aus dem Griechischen stammenden Wort "Demokratie".
Nach übereinstimmenden Überlieferungen wurde Nikolaus zwischen 270 und 286 in Patara (heutige Türkei) geboren. Der Überlieferung zufolge wurde er mit 19 Jahren von seinem Onkel, ebenfalls mit dem Namen Nikolaus, dem Bischof von Myra, zum Priester geweiht und wurde dann Abt des Klosters Sion in der Nähe von Myra. Während der Christenverfolgung 310 durch die Römer wurde er gefangen genommen und gefoltert. Sein ererbtes Vermögen verteilte er nach seiner Freilassung unter den Notleidenden des Volkes. Dies wird auch von weiteren zwei Bischöfen des 4. Jahrhunderts, Ambrosius von Mailand und Basilius von Caesarea berichtet, und gilt als historische Tatsache.
Der heilige Andreas von Kreta und Johannes vom Studitenkloster berichteten, Nikolaus habe am Konzil von Nicäa (325 n.Chr.) teilgenommen und dort seinen Widersacher Arius - ein betagter Priester - wegen Meinungsverschiedenheiten geohrfeigt. Deshalb sei er zuerst verhaftet, gegen Ende des Konzils aber rehabilitiert worden. Nikolaus ist nicht in der Unterzeichner-Liste von Nicäa, wo der bis heute gültige Kanon der Bibel festgelegt wurde und das wichtige Thomasevangelium gestrichen wurde, enthalten.
Bei dem „Arianischen Streit“ ging es im Kern darum, ob Jesus Gott oder Mensch (Prophet) beides ist, nämlich Mensch und Gott? Arius hat diese Unterscheidung als Priester und Prediger sehr stark unterstrichen. Er hat zwar nie behauptet, dass Jesus nur ein Mensch war. Er war für ihn auch Gott, aber er hat den "menschlichen Jesus, so wie du und ich Mensch sind" in seinen Predigten so stark betont, dass dies seinem zuständigen Bischof zu viel wurde.
Und "unser" Nikolaus sah das eben anders, was ihn zwar veranlasste aber sicher nicht berechtigte, aufzustehen und dem alten Priester ins Gesicht zu schlagen ...