RAVENSBURG: "Kreisel statt Dreizack" und Überlandlösung statt Tunnel" - Paradigmenwechsel im Straßenverkehr ...
Stefan Weinert
TEIL 1 - PROLOG
Seit Jahren versuchen der Ravensburger Bürgermeister, eine "intelligente" Straßenverkehrsführung in ihrer (!!) Stadt hinzubekommen. Genau hingeschaut aber ist es wohl eher eine "Flickschusterei" um zu erreichen, was angeblich erreicht werden soll: Weniger CO2, weniger Feinstaub, weniger Lärm, eine bessere Wohnqualität und eine bessere Aufenthaltsqualität. Doch wie gesagt, wurde bisher das Gegenteil erreicht.
Tempo 30 in der Stadt, neue Asphaltierungen der Straßen mit Lärm mindernden Belägen, neue Lichtanlagen, Aufhebung von Einbahnstraßen, die Kastration des "Gespinstmarktes", Klimakommission, Klimarat, Umweltmanager/in und die regelmäßig sich wiederholenden weihrauchgeschwängerten Hochämter mit ihren Lobgesängen auf den "heiligen Molldietetunnel".
Alles das hat nichts gebracht und wird auch nichts bringen, um das Problem und die Probleme zu lösen. Und warum? Weil - man/frau lese genau - unsere erwählten Bürgermeister a) zu stolz sind um auf einen der besten Vorschläge (empirisch erwiesen) überhaupt einzugehen, und b) weil sie Träumer (keine Visionäre) sind und stur bleiben.
Denn das nachfolgende Konzept des "Kreisverkehre für Ravensburg" wurde dem Ravensburger Bürgermeister-Dreizack bereits im April 2018 im Rahmen einer später überarbeiteten Petition vorgestellt. Und bereits zwei Jahre zuvor hatte ein Ravensburger Bürger - gemeinsam mit der Partei Die Linke - den Bürgermeistern eine "Überlandlösung (ÜLL) statt "Molldietetunnel" (ÜLL) mit einer weiträumigen Umgehung der Stadt aus allen vier Himmelsrichtungen, per Petition unterbreitet.
Teil 2 - Psychologie Kreisverkehr
Ja, es gibt in Ravensburg Kreisverkehre (Agentur für Arbeit, Untere Möttelinstraße, Kuppelnau ...) - jedoch nicht an den entscheidenden Stellen.
Für deutsche Straßen mit hohem Kraftfahrzeug-Aufkommen gilt der Kreisverkehr als besonders sichere Maßnahme. Er ist die umweltfreundlichste und weniger Unfall anfällige Alternative zur Straßenkreuzung mit Ampeln. Denn die Autofahrer haben sich vorsichtig einzuordnen und müssen entgegen dem Uhrzeigersinn bis zu ihrer gewünschten Ausfahrt fahren. Übrigens ist der Kreisverkehr - falls notwendig - auch die genialste Möglichkeit "umzukehren", weil man/frau zu Hause etwas vergessen, oder man/frau sich verfahren hat.
Die Wirkung des Kreisels beruht auf einem psychologischen Effekt; er ist so zu sagen eine innere psychologische Bremse, die aber nicht zum Anhalten zwingt, sondern die den Fahrer "nur" auf die dann tatsächliche und notwendige Geschwindigkeitsreduzierung bzw. - Anpassung vorbereitet, ohne dass beispielsweise eine offizielle "Tempo 30"-Zone oder ein Schilderwald erforderlich wären.
Wir kennen es von der Autobahn und den berüchtigten Staus, in denen man/frau/familie "stundenlang" zum Nichtstun und Stillstand verdonnert ist. Wie erlösend und befreiend ist es aber dann, wenn es wieder vorwärts geht - und sei es im "Schneckentempo", weil wir selbst etwas tun können. Genau das ist auch der psychologische Vorteil eines Kreisverkehrs gegenüber einer Ampelkreuzung, bei der wir 100 Meter vorher nicht wissen, ob sie uns Grün oder Rot zeigt. Beim Kreisverkehr weiß der Autofahrer aber bereits vorher, dass es flüssig, wenn auch manchmal langsam, vorwärts geht. Das ist "unstressed" und von großem psychologischem Vorteil.
Im Falle, dass jemand zu Hause oder am Arbeitsplatz etwas vergessen oder zuvor eine falsche Abfahrt genommen hat (siehe oben) weiß er/sie, dass er/sie den nächsten Kreisel nur um 360 Grad durchfahren braucht, und nicht krampfhaft nach einer womöglich gefährlichen "Wendemöglichkeit" suchen muss.
Eine Ampelanlage an einer Kreuzung hat für den einzelnen Autofahrer 32 (!) Gefahrenpunkte. Im oder am Kreisverkehr sind es dagegen nur acht (8).
Teil 3 - Konzept "Kreisverkehr"
Eine wichtige Maxime im Straßenverkehr war schon immer die Rücksichtnahme und das Achten auf den anderen Verkehrsteilnehmer (den Verhältnissen angepasster Fahrstil, Vermeidung von unnötigem und rücksichtslosem Hupen [Ampel, wenn der Vordermann "träumt"], quietschende Reifen beim Anfahren ...) Es ist offensichtlich, dass die Lösung "Kreisverkehre statt Ampeln" dem oft lieblosen Straßenchaos, ein Stück "Humanität" verleiht, wenn man/frau davon überhaupt reden mag.
Wer dennoch die Implementierung und Installierung von Kreisverkehren an den entscheidenden Stellen boykottiert und ablehnt (wie es die Ravensburger Stadtspitze hartnäckig tut), sollte sich überlegen, ob er sich - zumindest in diesem Bereich - grotesker Weise nicht selbst "im Kreis dreht" und nicht bereit ist, aus dem Teufelskreis auszubrechen.
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Die Weltbevölkerung wird im Jahr 2030 schätzungsweise bei 8,501 Milliarden Menschen liegen, und bis zum Jahr 2099 werden es zirka 11,201 Milliarden Menschen sein. Schon heute bräuchten wir etwas mehr als 1,6 blaue Planeten, um nachhaltig leben zu können, und bereits am 1. August 2024 hatten wir Erdmenschen die Ressourcen verbraucht, die für das ganze Jahr hätten reichen sollen. Wir leben also auf Pump. Aber irgendwann wird es keinen Kredit mehr von "Mutter Erde" geben - es sei denn, wir denken radikal um.
- Nur ein Punkt von vielen, bei dem der Mensch umdenken muss, ist die Straßenverkehrsführung in unseren Städten. Experten haben herausgefunden, dass für Straßen mit hohem Kraftfahrzeug-Aufkommen, der Kreisverkehr als besonders sichere Maßnahme gilt. Er ist die umweltfreundlichste und weniger Unfall anfällige Alternative zur Straßenkreuzung mit Ampeln. Durch Ravensburg fahren täglich bis zu 30.000 Fahrzeuge. Das kann man/frau wohl "hohes Aufkommen" nennen
Teil 4 - Konkret
Nachgewiesen ist, dass die eigentliche Lösung für die innerstädtischen Verkehrsprobleme, die Einführung von Kreisverkehren ist, weil sie die intelligenteste Möglichkeit zur Verkehrssteuerung und Verbesserung der Emissionsbilanzen darstellen. Und das gilt auch für die oberschwäbische Stadt Ravensburg mit ihren Verkehrsknotenpunkten (solange der Molldietetunnel noch nicht geplant, gebohrt und fertig gestellt ist, was er nach den jüngsten Prognosen und auch Erkenntnissen aber niemals wird, da nie gebaut). Hamburg macht es vor, andere Städte ziehen nach - und mit Frankreich tut es eine ganze Nation. Auch für Radfahrer und Fußgänger sind Kreisel kein Hindernis - und vor allem: es ist möglich.
Sowohl die Lärmbelästigung, als auch die hohen Abgaswerte, werden durch Ampel freie „Straßen-Zusammenführungen“ (= Kreisel) am effizientesten bekämpft und sind erheblich unanfälliger für Verkehrsunfälle.
Es wäre - um auf Ravensburg zurückzukommen - effektiver und effizienter, wenn für die Verkehrsader "Ziegel-, Karl-, Schussen-, Garten- und Wilhelmstrasse" (also die periphere Tangente "Untertor bis Obertor") und an der "Ulmer Kreuzung" (CHG), also an den entsprechenden Knoten, jeweils ein Kreisverkehr eingeführt wird. Der Verkehr verlangsamt oder beschleunigt sich automatisch, bleibt jedoch immer flüssig.
"Stopp und Go" werden dann zur marginalen Ausnahme. Empirisch erwiesen ist, dass Kreisverkehre wesentlich weniger Unfälle verursachen, als Kreuzungen mit vielen Ampeln und entlasten die Innenstadt von Lärm und CO2 und Reifenabrieb (Feinstaub). Kreuzungen haben wie gesagt = 32 Gefahrenpunkte - Kreisel nur derer acht (8)
Der Ravensburger Verkehrslenkungscomputer (Anschaffungspreis = 190.000€) und sein Bedienungspersonal (80.000 Euro im Jahr) würden damit obsolet. Ebenso der Lärm mindernde, offenporige (die Poren verschlucken den Lärm) Straßenbelag, der so genannte lärmoptimierte Asphalt (LOA). Denn dieser ist nicht nur sehr kostenaufwendig, sondern auch sehr Witterung abhängig und somit in seiner Wirkung heterogen.
Die Herausforderungen und die Dilemmata hinsichtlich Kreisel und Fußgänger, Fahrradfahrer, LKW, Busse sind nicht neu, aber sie sind zu lösen und zu bewältigen. Der Brautwiesenplatz in Görlitz (1899) gilt als ältester deutscher Kreisverkehr. Kreisel gab es schon am Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts. Prägnante Beispiele sind der Columbus Circle in New York (1904) und der Platz des Arc de Triomphe in Paris (1907). Frankreich besitzt heute mit über 20.000 Kreiseln etwa die Hälfte aller weltweit gebauten Kreisverkehre. Großer Vorteil ist ein besserer Verkehrsfluss sowie eine größere Verkehrssicherheit durch relativ gleichmäßiges Tempo der Fahrzeuge. Kein dauerndes Anhalten, Anfahren, eben kein Stopp and Go = weniger Lärm, weniger NOx.
LKW durch die Ravensburger Innenstadt wird es auch die kommenden 20 Jahre noch geben. Auch wenn diese dann "Gott sei Dank" kein CO2 mehr emittieren, da es Verbrennungsmotoren 2035/40 nicht mehr geben wird. Und selbst wenn der "Molldietetunnel" gebaut würde (wird er aber nicht), würden auch weiterhin darüber hinaus Busse von A nach B durch Ravensburg fahren müssen. In der Tat würde da der so genannte "kleine Kreisel, oder Minikreisel" nicht ausreichen, wenn es dafür nicht auch eine Lösung gäbe - und die gibt es.
Teil 5 - Rechtliches
Ein Kreisverkehr darf nur angeordnet werden, wenn die Mittelinsel von der Kreisfahrbahn abgegrenzt ist. Dies gilt auch, wenn die Insel wegen des geringen Durchmessers des Kreisverkehrs von großen Fahrzeugen überfahren werden muss (Anmerkung: das "Überfahren" ist also möglich!). Zeichen 295 als innere Fahrbahnbegrenzung ist in Form eines Breitstrichs auszuführen. VwV-STVO zu Verkehrszeichen 215 "Hinweis auf Kreisverkehr."
So genannte "Minikreisverkehre" haben einen Durchmesser zwischen 13 und 22 Metern. Da die Kreisinsel von großen Lastwagen oder Bussen wegen deren zu großem Wendekreis nicht umfahren werden kann, muss die Kreisinsel überfahrbar gestaltet sein. In der Regel ist sie aufgepflastert und von einem Niederbord eingefasst oder in Ausnahmefällen nur abmarkiert. Kreisverkehre sind dazu gedacht, innerorts und im Bestand an geeigneten Plätzen bestehende Vorfahrtsregelungen oder Lichtsignalanlagen zu ersetzen. Jede Ampelanlage verbraucht übrigens aufs Jahr gesehen Unmengen an Energie!!
Was die Fußgänger im Straßenverkehr (Fahrradfahrer sind hier Verkehrsteilenehmer, wie auch alle anderen motorisierten/E-Teilnehmer *) anbetrifft, gibt es zunächst Vorschriften in der StVO (z.B. §§ 25 Abs. 3 und 8 Abs.1, Satz 1). Seit Einführung des "Zebrastreifens" in Deutschland (1952 Berlin) und Überwindung von anfänglichen Schwierigkeiten in den 1950er und 60er Jahren, kommt dieser seit 1964 einer "Ampel auf Grün" für Fußgänger gleich.
Zudem heißt es in den "Richtlinien für die Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen" (R-FGÜ 2001): "Die Sicherheit von Fußgängerüberwegen (FGÜ) kann durch ergänzende bauliche Maßnahmen oder verkehrsrechtliche Anordnungen verbessert werden. Derartige Kombinationen empfehlen sich insbesondere, wenn vorrangig Kinder oder ältere oder behinderte Menschen beim Überqueren einer Straße geschützt werden müssen."
*) Der Fahrradverkehr ist entweder wie der Kraftfahrzeugverkehr auf der Kreisfahrbahn zu führen oder auf einem baulich angelegten Radweg (Zeichen 237, 240, 241)... VwV-STVO zu "Verkehrszeichen 215" (Hinweis auf Kreisverkehr)
Konkret: (Quelle: Anwalt.de)
A) Die Fahrzeuge im Kreisverkehr haben Vorfahrt (§ 8 Absatz 1a Satz 1 StVO), wenn bei der Einfahrt in den Kreisverkehr die Schilder „Kreisverkehr“ und „Vorfahrt gewähren“ installiert sind. Beim Einfahren in den Kreisverkehr darf nicht geblinkt werden (§ 8 Absatz 1a Satz 2 StVO), unmittelbar vor dem Verlassen des Kreisverkehrs muss rechts geblinkt werden (§ 9 Absatz 1a Satz 1 StVO). Weiterhin verboten im Kreisel ist das Halten (außer verkehrsbedingt), das Rückwärtsfahren, „Extra-Runden“ drehen ohne (!) Grund und natürlich, entgegen der Fahrtrichtung unterwegs zu sein.
B) Beim Ausfahren aus dem Kreisverkehr ist weiterhin besonders auf Fußgänger und Radfahrer zu achten. Die Fußgänger haben hier Vorfahrt, auch wenn sie sich entgegen der Fahrtrichtung bewegen. Im Prinzip ist es so, dass das Fahrzeug aus dem Kreisverkehr abbiegt (den Blinker setzen muss) und sich der Fußgänger weiter in der früheren Fahrtrichtung bewegt. Ist der Kreisverkehr mit einem Zebrastreifen für die Fußgänger versehen, so ist die Vorfahrtsverletzung gegenüber dem Fußgänger sogar recht teuer. Hierfür gibt es einen Punkt ins Flensburg und ein Bußgeld von mindestens 80,00 €. Das gilt natürlich auch für normale Zebrastreifen. Das Vorfahrtsrecht für Fußgänger geht hier sehr weit. Besser ist es, lieber einmal mehr anzuhalten.
Was die so genannten "Zebrastreifen" anbetrifft (also Fußgängerüberwege, die nicht durch Ampelanlagen geregelt sind), ist auf § 26 StVO zu achten: (1) An Fußgängerüberwegen haben Fahrzeuge mit Ausnahme von Schienenfahrzeugen den zu Fuß Gehenden sowie Fahrenden von Krankenfahrstühlen oder Rollstühlen (Anm.: Rollis, KBZO), welche den Überweg erkennbar benutzen wollen, das Überqueren der Fahrbahn zu ermöglichen. Dann dürfen sie nur mit mäßiger Geschwindigkeit heranfahren; wenn nötig, müssen sie warten."
Außerdem ist zu bedenken, was die VwV-StVO zu § 26 Fußgängerüberwege sagt: "Fußgängerüberwege dürfen nur innerhalb geschlossener Ortschaften und nicht auf Straßen angelegt werden, auf denen schneller als 50 km/h gefahren werden darf. Die Anlage von Fußgängerüberwegen kommt in der Regel nur in Frage, wenn auf beiden Straßenseiten Gehwege vorhanden sind. Fußgängerüberwege dürfen nur angelegt werden, wenn nicht mehr als ein Fahrstreifen je Richtung überquert werden muss. Dies gilt nicht an Kreuzungen und Einmündungen in den Straßen mit Wartepflicht." **)
**)Sind aus anderen Gründen Missverständnisse über die Vorfahrt zu befürchten, so muss die Wartepflicht entweder besonders deutlich gemacht werden (z. B. durch Markierung, mehrfach wiederholte Beschilderung), oder es sind Lichtzeichenanlagen anzubringen. Erforderlichenfalls sind bei der Straßenbaubehörde bauliche Maßnahmen anzuregen. (§ 8 12c VwV-StVO)