"Judengasse" in Ravensburg - Auch der dritte Versuch einer Wiedergutmachung gegenüber jüdischem Leben in Deutschland scheitert ...
Feiertag "Jom Kippur" am 11./12. Oktober 2024
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... und 2024 und bis in alle Ewigkeit unvollständige Aufarbeitung deutscher Vergangenheit
Lieber Leser/innen, liebe Ravensburger Bürger/innen,
Vor vier Monaten hatte ich eine Petition an die Ravensburger Stadtverwaltung gerichtet, in der ich höflich aber bestimmt darum bitte, die 1934 von den Nazis in Ravensburg erst in den Namen eines Hitlerjungen und dann in "Grüne-Turm-Straße" umbenannte "Judenstraße", ihren ursprünglichen Namen zurückzugeben. Das war bereits mein zweiter Versuch (2017/2024) von dreien (in den 1980er Jahren) insgesamt, die einstige "Judenvernichtung in Person und Namen" auch in Ravensburg rückgängig zu machen. Darum und um ein klares Zeichen gegen den aktuell wieder aufkeimenden Antisemitismus ging es mir in meinem Anliegen *) - und nicht um "Erinnerungskultur" in der Turmstadt, denn die wurde 2015 kräftigst mit Füßen in den Dreck getreten, als die ehemalige NSDAP-Zentrale in der Seestraße 12 zum "Festabzeichen" des bierseligen Heimatfestes erkoren und von 52.000 Menschen stolz am Revier getragen wurde.
*) Januar 2017 / Juni 2024 - JUDENSTRASSE statt "Grüner-Turm-Straße"Der Petent und die Mitpetent*innen fordern den Ravensburger Gemeinderat und die Ravensburger Stadtspitze dazu, die Straße namens "Grüner-Turm-Straße" (seit 1934) in Ravensburg wieder in den ursprünglichen Namen "Judenstraße" umzubenennen. In einer Zeit, wo Rassismus und Fremdenfeindlichkeit wieder aufkeimen und sich viele Deutsche als Nationalsozialisten; Xenophobe, Homophobe und Faschisten und Antisemiten outen, ist dies ein wichtiges Signal die Demokratie und Freiheit - auch Religionsfreiheit - und gegen Fremdenhass und Andersseiende auf dem Hintergrund der einst dunklen deutschen Vergangenheit.
Nun erhielt ich am gestrigen Tage eine sehr ausführliche "Absage" von der Geschäftsstelle des Ravensburger Gemeinderates und damit auch von der offiziellen Stadtspitze, denn der Gemeinderat (auch der so glorreich neu gewählte) ist und bleibt ein Organ der Stadtverwaltung.
Meine Antwort war von Dank für die Ausführlichkeit und mit Respekt für die Entscheidung geprägt. Respekt heißt aber nicht auch "Akzeptanz" = kritiklos Zustimmung oder gar "Solidarität" (absolute Befürwortung).
Und natürlich habe ich auch zuvor bedacht, dass alle Anwohner der Straße zwischen dem ehemaligen Stadtgefängnis im Mittelalter und der Kultkulturkneipe "Zehntscheuer" ihre Absender/Adressen ändern müssen. Andere Städte in Deutschland haben das mit dreimal so langen Straßenzügen getan ...
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Sehr geehrter Herr Weinert,
Die Stadt Ravensburg pflegt aktiv eine vielfältige Erinnerungskultur an die einst in Ravensburg sesshaften jüdischen Bürgerinnen und Bürger.
Es gibt zahlreiche Stolpersteine zum Gedenken an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Auch die Grünanlage "Ludwig-Erlanger-Anlage" mit einer Erinnerungs-Stele und die "Dr.-Ludwig-und-Fanni-Erlanger-Halle" auf der Burachhöhe erinnern an die Vertreibung und Ermordung der Ravensburger Juden. Eine Erinnerungstafel am ehemaligen jüdischen Schuhhaus Sondermann in der Kirchstraße 1 / Marienplatz 30 erinnert daran, dass Inhaber von jüdischen Kaufhäusern am Marienplatz zwischen 1935 und 1938 ihr Eigentum völlig unter Wert an nicht-jüdische Kaufleute veräußern mussten.
Bedacht werden muss auch, dass bei einer Umbenennung eine große Zahl von Haushalten und Gewerbebetrieben betroffen wäre.
Ergebnis:
Mit freundlichen Grüßen