"Wohnen" und "Hausen" in Deutschland: Wenn "Haushalte" notwendigen "Wohnraum" blockieren ...
Stefan Weinert
Ein in Deutschland angemeldeter Wohnsitz (hier zunächst der Hauptwohnsitz) ist zu unterscheiden in einen "wirtschaftlich geführten Haushalt" auf der einen Seite, und den "Wohnraum" für menschliche Individuen - also für dich und mich - die "vier" oder mehrere Wände, die uns zur Entfaltung unseres Privatlebens, als Rückzugsort und unserer Sicherheit zur Verfügung stehen.
Das Statistische Bundesamt formuliert es sehr gestelzt und in typischen "Beamtisch" so: Als (Privat-)Haushalt zählt/zählen
- jede zusammenwohnende und eine wirtschaftliche Einheit bildende Personengemeinschaft (Mehrpersonenhaushalte) sowie
- Personen, die allein wohnen und wirtschaften (Einpersonenhaushalte, zum Beispiel auch Einzeluntermieter).
Es werden Hauptwohnsitzhaushalten ausgewiesen. Hauptwohnsitzhaushalte sind die Teilmenge der Haushalte, in welchen mindestens eine Person dieses Haushalts dort mit Hauptwohnsitz lebt und 16 Jahre oder älter ist.
Hier werden leider "Wohnsitz" und "Haushalt" in einem Atemzug genannt, ohne ihren wirklichen inhaltlichen und soziologischen Unterschied hervorzuheben.
Wie viele "Zweitwohnsitze" es in Deutschland zurzeit (2025) sind, weiß niemand so genau. Die letzte Erhebung stammt von 2013. Damals waren es fünf (5) Prozent aller Privathaushalte. Das wären damals immer zwei (2) Millionen Wohnungen respektive ökonomische Haushalte gewesen. Zwar liegen keine aktuellen Zahlen vor, aber Experten sind einig, dass die Zahl seit 2013 signifikant zugenommen hat. Schon deshalb, weil Arbeitsplätze und damit Wohnsitze schneller gewechselt werden als früher. „Steigende Mobilität ist ein Megatrend unserer Zeit. In diesem Trend liegt das multilokale Wohnen,“ werden zwei von ihnen zitiert. Letzteres meint das Leben ein und derselben Person(en) an unterschiedlichen Orten in Haupt- und Neben- oder auch Zweitwohnungen. (Quelle: Stuttgarter Nachrichten)
Meiner Einschätzung nach dürften es daher ("signifikant"!) in diesem Jahr bis 3,5 Millionen "Wohnräume" sind, welche anderen fehlen. "Sozialer" Wohnungsbau müsste auch dieses Problem mit einbeziehen, respektive (mit wenigen Ausnahmen) abschaffen.
Doch das ist längst nicht der Hauptgrund, warum es an Wohnraum, der für ALLE LEISTBAR ist, fehlt. Wie ich bereits in einem anderen Artikel bemerkte, werden die Haushalte (ökonomische Einheit) in Deutschland tendenziell immer kleiner. Zwischen 1991 und 2019 nahm ihre Zahl der "Ein-Person-Haushalte" von 11,9 auf 17,6 Millionen zu. Nicht ganz "exponentiell", erhöhte sich auch der Anteil der Zweipersonenhaushalte von 30,8 auf 33,2 Prozent.
Die Anteile der Haushalte mit drei bzw. vier Personen sind dagegen beständig gesunken – zusammen von 30,5 auf 21,0 Prozent. Haushalte mit fünf oder mehr Personen, die 1970 noch einen Anteil von 12,9 Prozent an allen Haushalten in Westdeutschland hatten, machten im Jahr 2019 in Deutschland nur noch 3,5 Prozent aus (West: 3,8 Prozent / Ost und Berlin: 2,2 Prozent).
bpb - zu Grunde liegende Daten des Folgenden
Ursachen für diese Entwicklung sind (Ein- bis Zwei-Personenhaushalte)
- demografische Faktoren wie den Rückgang der Geburtenziffer und die Zunahme der Lebenserwartung. Beides trägt zur Verringerung der durchschnittlichen Haushaltsgröße bei. Niedrige Geburtenziffern bedeuten im Durchschnitt eine geringere Kinderzahl je Elternpaar und die steigende Lebenserwartung, bei gleichzeitiger Zunahme der gesunden Lebensjahre, führt dazu, dass ältere Menschen länger selbstständig in Ein- oder Zweipersonenhaushalten leben.
- Verändertes Heiratsverhalten junger Paare respektive der immer späteren Familiengründung
- Binnenwanderungsströme – ausgelöst vor allem durch die Arbeitsplatzsuche – insbesondere in Ostdeutschland.
- Veränderte Lebensverhältnisse: Kinder gehen aus dem Haus, eine Scheidung/Trennung, oder ein/r Partner/in muss dauerhaft ins Pflegeheim oder stirbt sogar. Verständlich, dass man/frau - wenn es das Bankkonto erlaubt - gerne in der angestammten Wohnung oder dem Eigenheim bleiben möchte.
Im Jahr 2019 lebten 17,6 Millionen Personen in einem Einpersonenhaushalt – das entsprach 21,2 Prozent der Bevölkerung. Genau ein Drittel (27,6 %) der Bevölkerung lebte 2019 in einem Zweipersonenhaushalt. Zu dritt beziehungsweise zu viert in einem Haushalt wohnten jeweils rund 15 Millionen Personen. Schließlich lebten in jenem Jahr 7,7 Millionen Personen in einem Haushalt mit fünf oder mehr Personen (9,3 Prozent).
In Westdeutschland lebten 1972 noch in 768.000 Haushalten Eltern mit Kindern, deren Großeltern sowie in seltenen Fällen auch deren Urgroßeltern zusammen. 2015 gab es nur noch 209.000 Haushalte mit drei oder mehr Generationen.
Nach Ergebnissen der Haushaltsvorausberechnung wird der Anteil der Einpersonenhaushalte bis zum Jahr 2040 auf 45,3 Prozent steigen. Der Anteil der Zweipersonenhaushalte wird dann bei 33,2 Prozent liegen. Bei allen anderen "Haushaltstypen" werden die Anteile bis 2040 rückläufig sein
Bei den oben genannten Zahlen ist die Bevölkerung in Privathaushalten zugrunde gelegt. Hierzu zählen alle Personen, die am Haupt- oder Nebenwohnsitz allein (Einpersonenhaushalt) oder zusammen mit anderen Personen (Mehrpersonenhaushalt) eine wirtschaftliche Einheit (Privathaushalt) bilden. Da eine Person in mehreren Privathaushalten wohnberechtigt sein kann, sind entsprechend Mehrfachzählungen möglich. So ist zum Beispiel der abwesende Haupteinkommensbezieher des Haushalts, der in einer anderen Gemeinde arbeitet und dort als Untermieter eine zweite Wohnung hat, Angehöriger von zwei Haushalten. Einmal zählt er zum Haushalt seiner Familie, zum anderen bildet er als Untermieter einen weiteren Haushalt. Da an jedem Wohnsitz Wohnraum und Infrastruktureinrichtungen in Anspruch genommen werden, wird bei den Statistiken üblicherweise nicht nach Haupt- und Nebenwohnsitz unterschieden, was jedoch wichtig wäre.
Wie schon von mir erwähnt: "Wohnraum" und "Haushalt" gehören zwar zusammen, sind aber dennoch zwei grundverschiedene Begriffe mit ganz grundverschiedenen Inhalten. Denn zwar werden Haushalte (ökonomisch und unter soziologischen und sozialen Aspekten) immer kleiner --->, nicht aber unbedingt auch die entsprechenden Wohnungen (Wohnraum, Fläche, Ausstattungen, Infrastruktur).
Nun haben wir ja seit ein paar Wochen eine christlich geführte Bundesregierung, flankiert von Genossen, die ja schon immer für "mehr Wohnraum für auf schwachen Beinen Stehende" wollten. Wie wäre es denn, wenn sich beide einmal ernsthaft Gedanken darüber machen, wie man/frau das nun wirklich asoziale Verhalten derer, die un-NOET-iger weise Wohnraum missbrauchen und blockieren dazu bewegt, diese "Vier oder Mehr Wände" freizugeben. Ideen dazu gibt es - auch diese hier.
Nicht nur in Deutschland aber gerade auch, leiden wir unter der "mehr und mehr Versiegelung von wertvollem Boden". Und das geht so weiter. Wohnungen werden gebaut - doch die, welche sie am Nötigsten brauchen, können sie sich nicht leisten. Und jene, die sie kaufen, tun es meist als Wertanlage und Steuerleichterungen - so wie es für das Ravensburger Neubaugebiet auf der "Lumpigen Höhe" getan wird. Dort kostet eine Wohnung wie die meine (Größe) zur Miete 830 Euro kalt - hat aber nur ein (1) Zimmer, während ich derer zwei plus Küche plus Bad habe. Will dort jemand eine Wohnung kaufen, werden ihm dies mit den Abschreibungsmöglichkeiten und eben als Kapitalanlage versüßt.