Frauenhäuser haben zu wenig Plätze - Schutz vor Gewalt ist gefährdet ...
Nicht nur in der Weihnachtszeit: Frauenhäuser sind überfüllt, Plätze fehlen: Betroffene stoßen oft auf verschlossene Türen. Warum die Lage so dramatisch ist - und was sich dringend ändern muss.
"Wir müssen fast jeden Tag Frauen oder Familien abweisen", sagt Navina Reichardt, Sozialarbeiterin bei "Hilfe für Frauen in Not - Frauenhaus Bonn e.V.", im Interview mit der DW. "Nicht, weil sie keinen Schutz brauchen, sondern weil wir keinen Platz mehr haben."
Manchmal sei es eine einzelne Frau, häufig eine Mutter mit Kindern. Die Gespräche endeten mit dem Verweis auf andere Städte oder Bundesländer. "Das fühlt sich an, als würden wir die Frauen zurück in die Gewalt schicken", sagt Reichardt.
Rund um Weihnachten und in den Ferien spitze sich die Lage zu. "In dieser Zeit steigt aus unserer Erfahrung die Nachfrage spürbar", berichtet die Sozialarbeiterin. Enge Wohnverhältnisse, Feiertage und der Wegfall von Schule oder Arbeit wirkten wie ein Verstärker für bereits bestehende Gewalt gegen Frauen.
Wie groß das Ausmaß häuslicher Gewalt ist, zeigen aktuelle Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA). Nach dem im November veröffentlichten Lagebericht wurden 2024 in Deutschland fast 266.000 Opfer häuslicher Gewalt registriert, so viele wie nie zuvor, ein Anstieg um 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die große Mehrheit der Betroffenen sind Frauen. Besonders häufig handelt es sich um Partnerschaftsgewalt: In fast 80 Prozent dieser Fälle sind die Opfer weiblich.
Frauen- und Familienministerin Karin Prien spricht von dramatischen Entwicklungen: "Umgerechnet bedeutet das: Pro Stunde sind in Deutschland 15 Frauen von partnerschaftlicher Gewalt betroffen." Sie betont, dass die Zahlen nur das Hellfeld zeigen. Experten gehen davon aus, dass bei Gewalt durch (Ex-)Partner weniger als fünf Prozent der Fälle angezeigt werden. Das tatsächliche Ausmaß der Gewalt gegen Frauen liegt deutlich höher.
Auch die Gesamtzahl aller Straftaten gegen Frauen und Mädchen ist angestiegen. 308 Mädchen und Frauen wurden 2024 im Zusammenhang mit Partnerschaftsgewalt getötet.
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