Auch wenn es in der Nacht zunächst keine großflächigen Überflutungen gab, wird vielerorts ein Jahrhunderthochwasser befürchtet. Erste Landkreise haben den Katastrophenfall ausgerufen.
Die Lage spitzt sich immer weiter zu. Alle Entwicklungen rund um die Wetterlage in Deutschland findet Ihr hier im Unwetter-Ticker.
Knapp 800 Einsatzkräfte der Feuerwehr sind seit Freitagnachmittag im baden-württembergischen Landkreis Göppingen wegen der Hochwasserlage bislang im Einsatz gewesen.
"Unsere Arbeit konzentriert sich momentan darauf, mit Sandsäcken zahlreiche Gebäude vor dem übertretenden Wasser zu schützen", berichtete Kreisbrandmeister Michael Reick.
Der Rettungsdienst versorgte demnach Menschen, die aufgefordert worden waren, ihre Häuser an Straßenzügen entlang der Fließgewässer zu verlassen. Besondere Gefahrenstellen stellten demnach aufgeschwemmte Öltanks in Kellern dar.
Besonders betroffen war demnach der Bereich um Ronneburg im Landkreis Greiz. Dort kam es zu überfluteten Straßen, Feldern und vollgelaufenen Kellern.
Auch im Geraer Stadtteil Liebschwitz sei ein kleinerer Bach übergelaufen. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist für Samstag mit örtlich auftretendem Starkregen mit 25 bis 40 Litern Niederschlag pro Quadratmeter binnen kurzer Zeit, Hagel und stürmischen Böen zu rechnen.
Zudem galt am Samstag für den Kreis Altenburger Land vorübergehend eine Warnung vor starken Gewittern, die am Nachmittag aber wieder aufgehoben wurde. Am Abend warnte der DWD erneut vor starkem Gewitter in dem Landkreis.
Der Dauerregen im Südwesten hat zu Pegelständen geführt, wie sie statistisch gesehen nur einmal in mehr als hundert Jahren erreicht werden.
So führten am Samstagnachmittag die Donaunebenflüsse Umlach in Ummendorf, Rottum in Laupheim (beide Kreis Biberach), Wurzacher Ach in Leutkirch-Reichenhofen (Kreis Ravensburg) und Weihung in Unterkirchberg (Alb-Donau-Kreis) so viel Wasser wie bei einem Jahrhunderthochwasser.
Der Bodenseekreis rechnet mit weiteren starken Regenfällen. Insbesondere an der Schussen sei die Lage weiterhin angespannt. Auch für Argen, Rotach und Seefelder Aach könne keine Entwarnung gegeben werden. Zechbauer/Zema Medien/dpa
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt für Teile Brandenburgs vor den Gefahren schwerer Gewitter.
Für die Kreise Dahme-Spreewald, Märkisch-Oderland und Oder-Spree gelte die zweithöchste Warnstufe bis zum Abend, teilte der DWD am Samstag mit.
Es könne Blitzeinschläge, umstürzende Bäume oder Hochspannungsleitungen, herabfallende Gegenstände, rasche Überflutungen von Straßen, Erdrutsche oder Hagelschlag geben.
Die Justizvollzugsanstalt (JVA) in Memmingen (Bayern) ist wegen des Hochwassers geräumt worden.
Rund Hundert Häftlinge - darunter etwa 20 Frauen - wurden auf die Gefängnisse in Landsberg, Kempten und Aichach verteilt. Die Feuerwehr sei am frühen Morgen angerückt und habe versucht, die Fluten mit Pumpen einzudämmen.
Am Ende aber sei das Problem das Abwasser gewesen, das nicht mehr habe abfließen können. "Wenn die Gefangenen nicht auf die Toilette können, wird es Ärger geben. Das wollten wir vermeiden", sagte die Leiterin der JVA Memmingen und Kempten, Anja Ellinger.
Inzwischen sei das Wasser bis in die Gefängnisräume gestiegen, wenngleich nicht in Haftzellen. "Es war schon gut, dass wir geräumt haben."
In Benningen (Landkreis Ludwigsburg, Baden-Württemberg) tritt der Neckar heftig übers Ufer.
Erste Gebäude sind vom Wasser eingeschlossen. Mehrere Straßen wurden gesperrt, einige Anwohner aus ihren Häusern geholt.
Bei Oderwitz (Sachsen) musste die Feuerwehr ausrücken und eine Straße vom Schlamm befreien, nachdem Starkregen die Ortsverbindungsstraße nach Ruppersdorf überspült hatte.
Nur wenig entfernt war die Straße Ziegelei ebenfalls unter Wasser gesetzt. Bei den Räumarbeiten im Landkreis Görlitz kam auch ein Teleskoplader der Agrargenossenschaft zum Einsatz.
In Bayern ist die A3 zwischen der Anschlussstelle Beratzhausen und dem Rastplatz Höll in beiden Richtungen für den Verkehr gesperrt, nachdem sich dort viel Regenwasser in einer Senke sammelte.
Die Feuerwehr ist vor Ort und versucht jetzt, die Fahrbahn freizupumpen. Es sei derzeit noch nicht absehbar, wie lang die Sperrung aufrecht erhalten muss.
Der Katastrophenfall gilt nun auch in den bayerischen Landkreisen Donau-Ries und Unterallgäu.
In Babenhausen im Unterallgäu fiel teilweise das Handynetz aus. Wer Hilfe brauche und keinen Notruf absetzen könne, solle ein weißes Laken oder Tuch zum Fenster heraushängen oder sich am Fenster bemerkbar machen.
Im Landkreis Donaus-Ries werde aktuellen Wetterprognosen zufolge weiter mit Regenfällen gerechnet. Vor allem die Donau werde in den nächsten Stunden stark steigen. Weitere Maßnahmen wie etwa Evakuierungen könnten nötig werden, hieß es. Darüber werde rechtzeitig informiert.
Der extreme Dauerregen hat in Schwaben an mehreren Pegeln ein Hochwasser mit Überschreitungen der Meldestufe 4 verursacht.
Am Samstag dehnte sich der extrem ergiebige Dauerregen nach Oberbayern aus. Auch in Niederbayern und der Oberpfalz schwellen Flüsse zunehmend an.
Überschreitungen der Meldestufe 4 meldeten die Pegel Neu-Ulm Bad Held (Donau), Hasberg (Mindel), Fleinhausen (Zusam), Fischach (Schmutter). Auch in Dasing (Paar) soll Meldestufe 4 erreicht werden. Das gilt auch für den Fluss Regen in Cham in der Oberpfalz.