Bäume sind aufgrund ihrer Gestalt, ihrer Biologie und Vielfalt einzigartige Lebewesen auf unserem Planeten. Ihre Funktionen sind hervorragend und werden immer wichtiger. Speziell im urbanen Raum übernimmt der Baum als Lebewesen und Ergänzung zu Bauwerken, wichtige Aufgaben, die weit über rein gestalterische Funktionen hinausgehen. Bäume sind lebende Klimaanlagen.
SCHWAMMSTADT statt "Stadt mit Schwamm" - Ravensburg mit "SpongeBob" auf dem falschen Kanal ...
Ravensburg: Türmestadt - Kneipenstadt - Stadt mit Schwamm --- nur nicht Klimastadt, im Gegenteil (c) Stef-Art 2023
------------------------------------------------------------
Stefan Weinert
Unter einer natürlichen Schwammstadt versteht man/frau eine solche, wo auf natürliche Weise, respektive aufgrund der ökologisch erwirtschafteten Topografie, der natürliche Wasserkreislauf im gesamten Stadtgebiet erhalten geblieben, oder durch umweltfreundliche Maßnahmen geschaffen worden ist. In einer solchen Schwammstadt wird das anfallende Regenwasser nicht über die Kanalisation abgeleitet, sondern lokal aufgenommen und gespeichert, um.es in Trockenzeiten an den Boden als natürlichen Schwamm abgeben zu können.Vorausgesetzt, dieser unversiegelte mit Grün (Wiesen, Parks, Hecken, Bäume ...) bewachsene Boden ist auch vorhanden. Das, was die große Kreisstadt Ravensburg nahe des Bodensees, nun vorhat ist der Versuch, die Umweltsünden der vergangenen 15 Jahre mit einem in den Boden versenkten "künstlichen" Schwämmen zu kompensieren. Das aber hat mit einer "Schwammstadt" so wenig zu tun, wie die Kindersendung "SpongeBob" mit dem "Altdorfer Wald" und seinen Klimaschützern.
Städte sind bei Regen und vor allem bei Starkregen, der im Zuge der Klimakrise immer häufiger auftritt, besonders anfällig für verheerende Überschwemmungen. Nach den schwersten Regenfällen seit 75 Jahren waren im Frühjahr 2024 zum Beispiel Teile der Metropole Dubai überschwemmt. Aber soweit brauchen wir gar nicht zu gehen - auch in Oberschwaben gibt es "Schokolade" - und gab es und wird es Überschwemmungen geben.
Und die haben im städtischen Raum mit dem hohen Grad der dortigen Flächenversiegelung zu tun: Niederschlagswasser kann nicht einfach durch Asphalt, Steine oder Beton in den Boden versickern, sondern muss über die Kanalisation abgeleitet werden. Diese ist in den meisten Fällen jedoch nicht für extreme Wassermassen gewappnet. Auch geht über die Kanalisation Regenwasser als wichtige Ressource verloren.
In einer modernen Stadt - so auch in Ravensburg - ist dieser Kreislauf gestört, denn das Regenwasser und der schmelzende Schnee finden kaum mehr, oder zumindest immer weniger, unversiegelte Flächen, über die es/er in den Boden ablaufen kann.
Möglichst viele Asphaltflächen oder mit Steinplatten belegte Plätze einfach aufzubrechen, ist auch keine geeignete Abhilfe. In einer Stadt muss es schließlich auch belastbare, begeh- und befahrbare Oberflächen geben. Deswegen arbeiten derzeit Forscher und Forscherinnen daran, Bodenbeläge zu entwickeln, die wasserdurchlässig sind. Eine weitere Möglichkeit - vor gefühlt unendlich vielen Jahren auch in Ravensburg angedacht - sind die Dachbegrünungen von Häusern, öffentlichen Gebäuden und Tiefgaragen mit Kletterpflanzen, Mooswände oder direkt bepflanzten Fassaden, welche zwischen 50 und 100 Prozent des jährlichen Niederschlags zurückhalten und CO2 absorbieren.
Die Gebäude profitieren durch eine solche Begrünung nicht nur von einer Isolierung gegen Wärme, Kälte und Wind, sondern auch das städtische Mikroklima verbessert sich Dank der Verdunstungskühle.
Statt also vor der neuen Musikschule einen künstlichen Schwamm für am Ende gewiss rund zwei (2) Millionen Euro unter dem "Holzmarkt" zu versenken, hätte man/frau das Dach entsprechend begrünen sollen, statt es mit ausgesucht nachweislich teuren (!) Dachziegeln zu bestücken.
Dächer bieten sich auch an, um dort Sammelbehälter aufzustellen, die Regenwasser auffangen. Dieses kann dann zu Reinigungszwecken, als Toilettenspülwasser oder eben wie oben schon angemerkt zur Bewässerung bei Trockenheit weiterverwendet werden. Auch in künstlich angelegten Teichen kann sich Niederschlag ansammeln.
Lesen Sie auch hier:
- RAVER Holzmarkt: "Schwamm drüber" oder "Historische Verantwortung"? -
15. Mai. 2025 - Ravensburger "Holzmarkt und Musikschule": Kehrt die Bahnhofsszene zurück ins Stadtzentrum? ... Sich kümmern, wo andere nur verdrängen
So hatte der Blogger bereits vor vielen, vielen Jahren der Stadt Ravensburg vorgeschlagen, auf dem Gelände der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft in der Schützenstraße 106 (Grenze zu Weingarten) ein Biotop zu schaffen. Doch stattdessen wurde diese Fläche teilversiegelt und als Parkplatz für die Firma VETTER umgewidmet. (Das Anliegen wurde nie beschieden, nicht einmal negativ - nur Schweigen).
------------------------------------------------------------
Stattdessen wird nun in der Stadt, in der trotz sehr hoher Versprechen seit 2020 kein "Jota an CO2" eingespart wurde, künstlich nachgeholt, was "natürlich" Jahr für Jahr abgeholzt (Bäume), entwurzelt (ganze Heckenkomplexe) und versiegelt (horizontale statt vertikaler Bauweise) wurde.
Dazu soll nun der Ravensburger "Holzmarkt" aufgerissen werden, um dort zwei "Schwämme" tief in den Boden zu versenken. Das wird dann in etwa so aussehen.
In so einem Fall bräuchte es eine präzise Dokumentation und ein Monitoring. Um das System weiterentwickeln zu können, ist es wichtig, bei bzw. nach solchen Aktionen, die umgesetzte Bauweise und Funktionsweise zu dokumentieren und möglichst viele Projekte an unterschiedlichen Standorten hinsichtlich ihres Wasserhaushalts, der Entwicklung des Bodens und der Pflanzen wissenschaftlich zu begleiten. Das aber bräuchte wiederum neue Personalstellen mit absolut professioneller Ausbildung auf diesem Gebiet. Und das kostet und kostet in einer Stadt, die sparen muss ...
Besser aber ist es, in Ravensburg aufzuhören mit den Umweltfreveln!! Das ist kostengünstiger!!
Das Hauptproblem, welches Bäume in versiegelten Räumen haben, ist die zu geringe Versorgung mit Bodenluft. Die Wurzeln atmen, sie benötigen die Bodenluft, um Stoffwechsel betreiben zu können. Weitere zentrale Probleme sind, dass den Bäumen im Boden zu wenig Wasser zur Verfügung steht und sie nicht ausreichend Nährstoffe finden. Die meisten Stadtbäume werden deshalb vermutlich nicht älter als 20 oder 30 Jahre.
Beim dem künstlich und nachträglich hergestellten Schwammstadt-Prinzip wird der Boden unter einer versiegelten Fläche mit Grobschlag befüllt, also mit grobkörnigen Teilchen, zwischen denen sich Hohlräume bilden. In diese wird ein Feinsubstrat gespült, das sich individuell zusammensetzt und die Aufgabe hat, Wasser und Nährstoffe zu speichern. In der Regel besteht es aus feinem Sand, Kompost und Pflanzenkohle. Die tropischen Böden zum Beispiel sind nährstoffarm, deswegen gibt es im Amazonasgebiet die „Terra preta“, die sogenannte ‚schwarze Erde‘, in der durch Pflanzenkohle Nährstoffe gebunden werden. Die Feinwurzeln, die ein Baum unterirdisch ausbildet und die nach ein bis zwei Jahren wieder absterben, werden innerhalb des Substrats abgebaut und sorgen für neue Nährstoffe.
Leider ist es noch immer bautechnischer Habitus, den Bäumen im Boden ähnlich viel Fläche zuzusprechen wie einer Litfaßsäule oder einer Straßenlaterne. Dabei hat man/frau seit den 1980er Jahren bei straßenbaulichen Maßnahmen vernachlässigt und unberücksichtigt gelassen, dass Bäume in ihrer Kronenausbildung etwa denselben Raum auch im Untergrund für die Wurzeln brauchen. Wenn das in den Umweltplanungen keinen Niederschlag findet, haben Bäume in der Laternenstadt keine Chance, um zu überleben.
Entwicklung der Hitzetage bis 2080 und das Wachstum im Jahr 2020 gepflanzter Stadtbäume.
Heiße, trockene Sommer werden viel mehr Hitzetage und Tropennächte bringen. Für 2025 ist ein extrem heißer und trockener Sommer in unseren Breitengraden angesagt.
Lokal auftretende Starkregenereignisse werden häufiger die Kanalsysteme überlasten und Überflutungen verursachen. Für diese Folgen des Klimawandels müssen Kommunalverwaltungen Strategien entwickeln.
Die Klimaprognosen für die nächsten Jahrzehnte zeigen an, dass sich die Klimakrise noch verschärfen wird. Um unsere Siedlungsräume lebenswert zu erhalten, müssen Verwaltungs- und Planungsstellen darauf reagieren. Maßnahmen, die in Zukunft wirken sollen, müssen heute gesetzt werden.
Die Klimaerwärmung hat zwei Auswirkungen auf die Trockenheit: Die wärmere Luft nimmt mehr Wasserdampf auf – auch aus den Böden, die trockener werden. Zweitens dauert in einem wärmeren Klima die Vegetationsperiode länger. Die Pflanzen treiben im Frühling früher aus und gehen später in die Winterruhe über. Daher entnehmen die Pflanzen den Böden über einen deutlich längeren Zeitraum Wasser.
Verwendete Quellen:
https://utopia.de/ratgeber/schwammstadt-so-funktioniert-das-prinzip_378847/
https://www.schwammstadt.at/
eigene