Wenn die Bevölkerung durchatmen kann, weil "weniger Flüchtlinge = weniger Straftaten" bedeuten ... und wenn "schleusen" das geflüchtete Individuum entpersonalisiert (entmenschlicht?) ...

Nein, liebe Leser und Leserinnen, das ist - wie Sie es selbst mit beiden Augen sehen können, keine Schlagzeile einer AfD-nahen Zeitung oder ein Auszug der Rede von Alice Weidel respektive Tino Chrupalla, sondern die Headline der "Hiesigen" von heute morgen. Unter dieser Zeile, druckt die Zeitung ein Foto ab, welches ein sauberes Flüchtlingszimmer mit leeren und ebenso klinisch weißen Betten zeigt.
Liest man/frau dann den Artikel selbst, fällt schon im ersten Satz die Tonalität des Redakteurs auf. Dort schreibt er: "... rund 15.000 Flüchtlinge durch die Landeserstaufnahmestelle in Sigmaringen geschleust wurden, waren es im vergangenen Jahr lediglich noch ..."
Das von mir fett hervorgehobene Wort ist nicht nur ein böser Faux pas, sondern auch eine Entpersonalisierung jedes einzelnen geflüchteten Individuums. Denn . . .
a) "schleusen" - das tun die sogenannten illegal tätigen "Flüchtlingshelfer" mit ihren Booten über das Mittelmeer und LKW über europäische Autobahnen. "Die illegalen Einkünfte aus dem internationalen Drogen‑, Waffen‑ und Menschenhandel werden in die legale Wirtschaft geschleust." [Süddeutsche Zeitung, 15.02.2021], wäre ein weiteres illegal konnotiertes Vorhaben.
b) "schleusen" - das geschieht zum Beispiel mit Schiffen in Kiel oder in Brunsbüttel, welche von der Ostsee in die Nordsee oder umgekehrt wollen. "Die wartenden Boote sollen gemeinsam einmal pro Stunde in die Kanäle geschleust werden." [Die Welt, 22.06.2019] Aber auch eine Autokolonne kann durch den Großstadtverkehr geschleust werden, oder ein Verfahren wird durch sämtliche Instanzen geschleust.
Und das steht in der (einst?) christlichen "Schwäbischen Zeitung" welche in Oberschwaben immer noch das Pressemonopol innehat. Liest man/frau dann weiter fällt auf, dass von insgesamt über 2.000 Straftaten im Jahr 2024 knapp 1/3 in der großen "Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge" (LEA) begangen wurden. Wie viel weniger oder mehr das im Vergleich zu 2023 waren, ist nicht zu lesen. Und es ist auch nicht berichtet, von wem die 2/3 der Straftaten außerhalb der LEA begangen wurden. Von Flüchtlingen? Von schon immer Einheimischen? Von Migrant/innen der zweiten und dritten Generation?
Dann folgen die Deliktgruppen wie Ladendiebstahl und Bedrohung durch Messer. Kontextual gelesen kommt man/frau zu dem Ergebnis, dass alle Straftaten nur von Flüchtlingen, Fremden, Ausländern begangen wurden. Dass "deutsche" Teenager oder auch erwachsene Obdachlose, oder ganz "Normale" oder gar Kleptomanen die "vielen leidenden Händler in Sigmaringen" auch geschädigt haben könnten - davon kein Wort.
Schlussendlich: Trotz der mathematisch minderen Durchgeschleusten, hat die Sigmaringer Polizei ihre Präsenz auf dem ursprünglichen Level gehalten - obwohl sie zugeben muss, dass nicht alle Flüchtlinge "straffällig" werden - und dadurch eine (Flüchtlingskriminaltäts)-Aufklärungsquote vorweisen kann, welche 20 Prozent über dem Landesdurchschnitt liegt.
Und während die einen "durchatmen" (Personal der LEA, Personal der Polizei, alle Bewohner des Landkreises SIG), bleibt anderen der Atem weg - angesichts eines solch formulierten und "durchdachten" Artikels ...