TSCHERNOBYL: Als zum Ende des "Kalten Krieges" die friedlichen Kern-Absichten "heiß liefen" ... Fahrlässiger Schutz der Bevölkerung bis HEUTE ist inakzeptabel ...
In der Abbildung ist die Cs-137 Deposition durch den Tschernobyl-Fallout 1986 für Europa als Karte dargestellt. Die Aktivitätsangaben sind kBq/km2. Es ist deutlich zu sehen, dass die Bodenkontamination in Weißrussland, einige Gebiete in Finnland, Schweden und Österreich wesentlich höher ist als im übrigen Teil Europas. Diese inhomogene Verteilung ist im Wesentlichen durch die regional unterschiedlich starken Regenfälle bedingt, mit denen Cs aus den belasteten Luftmassen, zwischen dem 30. April und dem 5. Mai ausgewaschen wurde. Die Deposition in Deutschland wird in dieser Karte unterschätzt dargestellt. - Am 30. April 1986 erreichten Luftmassen aus dem Raum Tschernobyl die deutsch-tschechoslowakische Grenze und überquerten Deutschland in Richtung Belgien und Holland. Am 3. Mai wurde Deutschland erneut, diesmal in breiter Front, von Luftmassen überquert, die radioaktive Spaltprodukte mit sich führten. Während dieser Zeit kam es z.T. zu erheblichen Regenschauern, mit denen Radionuklide auf die Erdoberfläche gelangten. In Bayern wurde die Hauptmenge der Aktivität am 30. April abgelagert, in Niedersachsen dagegen erst am 3./4. Mai. In der Tabelle ist die Flächenaktivität der einzelnen Nuklide aus dem Fallout für Neuherberg (bei München), im Zeitraum 29.4 – 9.5.1986 angegeben. https://www.umweltanalysen.com/wissen/tschernobyl/
- Lesen Sie bitte auch hier:
- ☢🔺👉 Großes Dossier zu "Katastrophenschutz" - "Bunker" - "ABC für den Ernstfall" (Atomkrieg) …
26. Apr. 2025
----------------------------------------------------
Stefan Weinert
Als tief in der Nacht vom 25. auf den 26. April 1986 über "Schloss Hurlach", nahe dem bayerischen Landsberg am Lech ein schwerstes Gewitter niederging, konnten meine Frau, die beiden Kinder und ich schwerlich weiterschlafen, zumal wir - ganz klassisch - in einem der obersten Turmzimmer des Gebäudes untergebracht waren. Von da aus sollte es in den nächsten Tagen weitergehen, um uns für eine berufliche Zukunft im Oberallgäu (Kempten/Sonthofen) umzuschauen. Zu diesem Zeitpunkt war unser Wohnort am Niederrhein gelegen, wo ich als Pastoralreferent tätige war.
Schloss Hurlach
Ein Blitz nach dem anderen, gefolgt von sofortigem Donnerschlag, ließen uns gegen Mitternacht also hellwach sein. Es hätte dafür jedoch noch einen weiteren, viel bedrohlicheren Grund geben sollen - wenn wir von ihm zu diesem Zeitpunkt Kenntnis gehabt hätten.
Denn in jener Nacht hatte sich im nur 1.440 Kilometer (Luftlinie) entfernten sowjetischen Tschernobyl (Ukraine) um 01:23 Uhr Ortszeit im Reaktor-Block 4 des dortigen Kernkraftwerks ein schweres Unglück ereignet, das als das wohl folgenschwerste in der Geschichte der friedlichen Nutzung der Kernenergie eingestuft werden musste.
Denn bei einem planmäßigen Test in Block 4 des Kraftwerkes sollte überprüft werden, ob dem Reaktor auch bei einem Stromausfall noch genügend eigene Energie für seine Notkühlung zur Verfügung steht. Unerwarteten und unzulässigen Zuständen geschuldet, führte das in der Anlage zu einem Anstieg der Leistung, die durch die Regelung nicht mehr ausgeglichen werden konnte. Die dann durchgeführte manuelle Abschaltung führte zu einem extrem schnellen Anstieg der Energiefreisetzung in den Brennelementen, wodurch es letztendlich zur vollständigen Zerstörung des Reaktorkerns kam. Bei der Explosion wurde die Reaktorhalle zerstört, wodurch es aufgrund des Graphitbrands zu einer erheblichen Freisetzung von radioaktiven Stoffen in die Umwelt kam. Die vorherrschenden östliche Luftströmungen verteilten diese über weite Teile Europas. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Tschernobyl-Unfall ist umstritten, doch das Tschernobyl-Forum veröffentlichte im Jahr 2005 eine Schätzung, wonach die Gesamtzahl der auf den Unfall zurückzuführenden Todesopfer weltweit bei ungefähr 4000 liegt. Nach der Katastrophe wurde über den beschädigten Reaktor ein vorübergehender Schutzmantel aus Beton und Stahl errichtet, bekannt als „Sarkophag“. Innerhalb eines Radius von 30 Kilometern um das Kernkraftwerk wurde eine Sperrzone eingerichtet. In den Jahren 2010 bis 2019 erfolgte der Bau einer neuen Schutzhülle, das „New Safe Confinement“, über dem Sarkophag.
Ausbreitungswege radioaktiver Stoffe ...
Doch Deutschland und gerade Bayern und Baden-Württemberg, die damals am meisten "verstrahlt" wurden (noch nicht wieder vereinigt und sich auf der Schwelle vom "Kalten Krieg" zu "Glasnost" befindlich -> Michal Gorbatschow war gerade erst für ein Jahr und einen Monat im Amt), war - und ist bis heute - auf solche Ereignisse nicht vorbereitet. Ich muss es wissen. Denn von 1972 bis 1980 war ich im "Luftschutz" (als Ersatz für den Wehrdienst) tätig. Damals jedenfalls gab es noch "Warnämter" und "Leitmess-stellen", doch für nur drei Prozent der westdeutschen Bevölkerung Luftschutzbunker. Doch sie alle wurden nach dem (angeblichen Ende, muss man/frau 2025 sagen) ENDE des "Kalten Krieges" abgeschafft, respektive abgebaut und anderweitig verwendet. Heute würden lediglich - wenn es hoch kommt - 500.000 Menschen der deutschen Bevölkerung von 82.000.000 Millionen Frauen, Kindern, Männern, Senioren ... einen Atomkrieg überleben.
>>> 39 Jahre später - am 14. Februar 2025 - kam es zu einem russischen Drohnenangriff auf Tschernobyl. Laut der aktuellen Meldungen der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, haben ukrainische Feuerwehrleute die Situation nach dem Drohnenangriff vollständig unter Kontrolle gebracht. Der Angriff hatte erhebliche Schäden an der externen Schutzhülle des 1986 zerstörten Reaktors verursacht. Es war ein großes Loch in das Dach des New Safe Confinement (NSC) gerissen worden. Die in der Struktur ausgelösten Brände schwelten mehr als zwei Wochen lang weiter und konnten erst bis zum 7. März 2025 vollständig gelöscht werden. Damit konnte das Ereignis von einem „Notfall“ zu einer „kontrollierten Situation“ herabgestuft werden.
Strahlungsmessungen des ukrainischen Standortpersonals sowie des vor Ort stationierten IAEA-Teams haben indessen übereinstimmend gezeigt, dass die Strahlung am Standort im Zuge der Beschädigung des NSC nicht gestiegen ist. <<< (Quelle: IAEA)