Die Drusen - Eine abrahamitische Religion, aber keine Muslime ...
Die Drusen blicken auf eine lange Geschichte im Nahen Osten zurĂŒck. Ihre Gemeinden sind ĂŒber mehrere LĂ€nder der Region verteilt. Ihre Religion hat eine mystisch-esoterische Ausrichtung, was bei AnhĂ€ngern anderer Glaubensrichtungen immer wieder auf Abwehr stöĂt. Manche Sunniten sehen sie gar als Ketzer an. Nicht zuletzt deshalb siedelten die Drusen vor allem im schwer zugĂ€nglichen Gebirge.
Glaube und Geschichte der DrusenDie drusische Religion hat sich aus einem Zweig des schiitischen Islam entwickelt. Sie gehört damit zu der Gruppe der abrahamitischen Religionen, also Islam, Christen- und Judentum. Die Drusen bezeichnen sich jedoch nicht als Muslime. Ihre religiöse Lehre speist sich aus vielen Quellen. Sie glauben an Reinkarnation und akzeptieren keine Konvertiten. Eine der GrĂŒndergestalten der Glaubensrichtung war im 11. Jahrhundert der persische Prediger Muhammad ad-Darazi. Von ihm leitet sich der Name Drusen ab.
Ein besonderes Merkmal ihrer Religion ist eine strenge Unterteilung in "Unwissende" und "Eingeweihte". Erst im fortgeschrittenen Erwachsenenalter werden ausgewĂ€hlte MĂ€nner und Frauen in die Lehre eingefĂŒhrt. Nur etwa ein FĂŒnftel der Drusen vollziehen diesen Schritt.
Wo leben Drusen?Weltweit gibt es etwa eine Million Drusen. In Syrien sind drusische Gemeinden hauptsĂ€chlich in der Provinz Suwaida im SĂŒden des Landes ansĂ€ssig. In der Hauptstadt Damaskus leben die meisten Drusen im Stadtteil Dscharamana und im Vorort Aschrafiat. Insgesamt gibt es in Syrien schĂ€tzungsweise 700.000 Drusen.
Drusische Gemeinden gibt es auch im Libanon, in Israel und in Jordanien. In Israel leben schĂ€tzungsweise 150.000 Drusen. Etwa 20 Prozent von ihnen haben die israelische StaatsbĂŒrgerschaft. Die meisten leben im Norden Israels und in den von Israel besetzten Golanhöhen. Sie sind wehrpflichtig und in der Armee dienen Drusen auch als hochrangige Offiziere. Israel versteht sich deshalb als Schutzmacht der Drusen in der Region.
Das VerhĂ€ltnis der Drusen zum syrischen StaatIn Syrien machen die Drusen etwa drei Prozent der Bevölkerung aus. GrundsĂ€tzlich ist das Land mit seinen geschĂ€tzt 23,5 Millionen Einwohnern muslimisch geprĂ€gt. Die groĂen islamischen Religionsgruppen in Syrien sind die Sunniten, die etwa 70 Prozent der BĂŒrger ausmachen, die Alawiten mit etwa 10 Prozent Bevölkerungsanteil und die Schiiten mit 3 Prozent.
Nach dem Sturz des autoritĂ€ren Regimes von Baschar al-Assad reagieren die Drusen gemischt auf die syrische Ăbergangsregierung unter dem ehemaligen RebellenfĂŒhrer Ahmad al-Scharaa. Einige drusische AnfĂŒhrer sprechen sich fĂŒr ein vereintes und pluralistisches Syrien aus. Sie haben sich bereit erklĂ€rt, mit der sunnitisch dominierten Ăbergangsregierung in Damaskus zusammenzuarbeiten. Die Drusen haben die neue FĂŒhrung in Damaskus gedrĂ€ngt, die Minderheitenrechte zu wahren.
Andere Drusenvertreter zeigen eine konfrontative Haltung. In der Provinz Suwaida gibt es zudem drusische Milizen, die sich einer Zentralisierung unter der neuen Regierung widersetzen.
Seit dem Sturz des Assad-Regimes ist es in Syrien immer wieder zu GewaltausbrĂŒchen zwischen rivalisierende Milizen und SicherheitskrĂ€ften der Regierung gekommen, bei denen auch Drusen getötet wurden - zuletzt Mitte Juli in der Provinz Suwaida. ĂbergangsprĂ€sident al-Scharaa versprach daraufhin, die Drusen vor Gewalt zu schĂŒtzen. Er werde diejenigen zur Rechenschaft ziehen, "die unser drusisches Volk verletzt und misshandelt haben, da sie unter dem Schutz und der Verantwortung des Staates stehen".
Das VerhĂ€ltnis der Drusen zu IsraelIsraels Regierung sagt, sie wolle die Drusen in Syrien schĂŒtzen. Die Haltung findet eine gewisse UnterstĂŒtzung bei israelischen Drusen. Anders das Bild unter ihren syrischen GlaubensbrĂŒdern: Obwohl es innerhalb der drusischen Gemeinschaft in Syrien verschiedene Fraktionen und Meinungen gibt, lehnen Beobachtern zufolge die meisten von ihnen die israelischen "Schutzangebote" ab.
Israels SelbstverstĂ€ndnis als Schutzmacht der Drusen fĂŒhrte Mitte Juli bereits zu israelischen MilitĂ€rschlĂ€gen auf Ziele in Syrien. Experten sehen in Israels Vorgehen einen Vorwand, um den Einfluss der Regierung in Damaskus in SĂŒdsyrien zu begrenzen. Der israelische MinisterprĂ€sident Benjamin Netanjahu hatte bereits frĂŒher die "vollstĂ€ndige Entmilitarisierung des sĂŒdlichen Syriens" gefordert.