🚩Aktualisiert: "Ruata, Ruata über alles, über alles in ... der Bachstraße" - Wenn weder Mühe, Bier noch Geld gescheut werden ...
Es sind in den zurückliegenden Jahren ganze Rutenfeste inklusive der Umzüge ausgefallen! Da muss es doch möglich sein, in diesem coronafreien Jahr einen "Schlenker" einbauen zu können, oder?
🚩Ravensburg, 12. Juli 2024
Ravensburg-Medial
Stefan Weinert
Wer in Ravensburg geboren und/oder aufgewachsen ist, oder aus beruflichen und dann verwurzelten Gründen seit über 30 Jahren in der Türmestadt lebt weiß, dass es in jedem Jahr (außer zur Maskenzeit) fünf Tage gibt, wo die Stadt Kopf steht, andere Gesetze gelten und weder Mühe, Bier noch Geld *) gescheut werden, um wieder einmal ein tolles "Rutenfest" (Ruata) erleben zu dürfen.
Ich habe nichts gegen Heimatfeste - die gibt es auch zwischen Flensburg und Frankfurt. Aber jedes Gaudi sollte dennoch Maß (!) und Mitte (!!) kennen.
Für einen echten Ravensburger (bei dem muss im Pass stehen: geboren in Ravensburg) ist das "Ruata" ein patriotisches Fest mit Alleinstellungsmerkmal. Zwar meinen die Friedrichshafener das hinsichtlich ihres "Seehasenfestes", die Biberacher mit ihrem "Schützenfest" und die Weingartner mit ihrem "Welfenfest" auch so; aber in Ravensburg geboren zu sein, sei schließlich ein schon fast ein göttliches Privileg, meint die oberschwäbische Seele, weswegen die UNESCO bitte das "Ruata" in die Liste der Weltgüter aufnehmen soll. Hat die aber nicht.
Denn bereits in Köln weiß niemand, was ein "Rutenfest" ist und auch nicht in Kiel - und in Kuala Lumpur schon gar nicht. In Ravensburg aber heißt es dazu wie folgt: "Ruata, Ruata über alles, über alles in ..." Zwar traut sich das niemand öffentlich zu singen, aber im Innern eines echten Ravensburgers (siehe oben), ist das mit der Muttermilch eingesogen und fest fermentiert. Aufgrund meiner nun 35 Jahre zwischen EZO (jetzt Kaufland) und Telekomgebäude (Kreishaus II) weiß auch ich (geboren nördlich der Elbe), dass dies so ist.
*) Kommen wir zum Geld (wohlgemerkt: Steuergeld), welches für "zwei Stunden patriotischer Parade" am Rutenfest 2024 verschleudert wird. Und zwar in und an der Bachstraße. Auf der Website der Ravensburger Stadtverwaltung heißt es wie folgt:
"Die übrigen Baustellenbereiche in der Bachstraße wird (sic., es muss heißen "werden") die TWS rechtzeitig vor dem Rutenfest verfüllen. Dies wird so vorgenommen, dass der Untergrund belastbar ist, aber dennoch im Anschluss einfach wieder aufgegraben werden kann."
Hintergrund: Die Bachstraße, durch die der "Rutenfestumzug" verläuft, wurde teilweise in eine Art "Sankt Andreasgraben" - man/frau möge sich das vor Ort anschauen) - verwandelt (übrigens perfekt "doppelt und dreifach" für und vor Fußgänger/n gesichert), um hier Fernwärmerohre verlegen zu können. Wenn man/frau dann noch die übermäßige und meiner Meinung nach unzulässige Außenbestuhlung der Gastronomie dort hinzunimmt, ist ein Durchkommen nur mit ätzenden Nebengeräuschen möglich.
Nun läuft aber wie gesagt der "Rutenfestzug" gerade hier durch. Aber anstatt nun mal für ein Jahr die Route (Rute) zu ändern, wird keine Mühe = Arbeit = Geld (unser) gescheut, um den Graben zuzuschütten, die Sicherungen abzubauen, um dann nach "zwei Stunden" wieder alles auf Retour zu stellen.
Wer nun aber argumentiert, das Areal sei für die sämtlichen fünf Tage in diesem Bauzustand zu gefährlich, der will nicht wahrhaben, dass es dermaßen fast perfekt gegen jedes neugierige Auge und jeden wo möglichen falschen Schritt gesichert ist, somit so gut wie nichts passieren kann, was ja die vergangenen Wochen gezeigt haben.
Ganz im Gegenteil. Liest man/frau nämlich die oben angeführte PM der Stadt, dann lassen Worte und Sequenzen wie "verfüllen" und "einfach wieder aufgraben" und "belastbar" Zweifel aufkommen. Wann ist ein Untergrund, auf dem Pferde (?) samt Wägen fahren, tausende Menschen laufen und noch mehr Tausende den "Untergrund" säumen, so belastbar, dass es zu verantworten ist? Wird es Stolperfallen geben? Er müsste meiner Meinung nach richtig gut nach DIN und NORM und fest verfüllt und asphaltiert sein. Dazu kommen die Wetterbedingungen, welche Gefahren mit sich bringen können.
Das 16-Tage-Wetter "Bodensee" sagt zwar keinen Starkregen, sondern eher acht Stunden Sonnenschein voraus, aber heutzutage weiß man/frau nie.
Auf jeden Fall, wird das ein teurer Spaß **) (im wahrsten Sinne des Wortes) und als ehemalige "Fischkopp" mit dennoch "Köpfchen" versteh ich partout nicht, warum der Streckenverlauf für den Umzug an dieser Stelle (zum Beispiel durch die Eisenbahnstraße, die leider auch durch "unzulässige" Bestuhlung verengt wurde!) nicht umgeleitet wird. Es sind in den zurückliegenden Jahren ganze Rutenfeste inklusive der Umzüge ausgefallen! Da muss es doch möglich sein, in diesem coronafreien Jahr einen "Schlenker" einbauen zu können, oder?
**) Wie teuer wird diese Doppelmaßnahme den Steuerzahler, sollte/(n sie tatsächlich durchgeführt werden?
„Traditionen gleichen Straßenlaternen, die den Weg ausleuchten sollen. Nur Betrunkene klammern sich an sie.“
Gilbert Keith Chesterton