Hoch aktualisiert!! ->💥STELENPARK & BAUERNKRIEGE - Das Hissen der Flagge des "Schwäbischen Bundes" ist das absolut falsche Signal ...
Das ist mein Blog, auf dem ich - wenn nicht anders gekennzeichnet - meine ganz persönliche Meinung zu den Geschehnissen unserer Gesellschaft wiedergebe. Niemand muss diese meine Meinung teilen, im Gegenteil. Es ist auch nicht meine Absicht, jemanden zu beleidigen oder ihm/ihr zu schaden. - Stefan Weinert
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Da kann man doch gleich die SS-Flagge daneben aufhängen!
Ein Politiker aus dem Landkreis Ravensburg (ehemalige Kreisrat) mit einer persönlichen Meinung dem Blogger gegenüber, kurz nach Veröffentlichung des folgenden Artikels.
Der Artikel wurde aufgrund einer Intervention korrigiert und aktualisiert (16.4.2025 um 12 Uhr)
Stefan Weinert, Blogger aus Ravensburg und aus Leidenschaft
Zu "500 Jahre Bauernkrieg - Stelenpark in Ravensburg-Weißenau eröffnet *) -Artikel der "Schwäbischen Zeitung"
Dass im oberschwäbischen Ravensburg in Erinnerung an die blutige Niederschlagung des Bauerkrieges vor genau 500 Jahren mit einer feierlichen Eröffnung eines Stelen-Parkes und dem gleichzeitigen Hissen der Fahne des "Schwäbischen Bundes" gedacht wird *) (siehe den Kurzbericht in der hiesigen Zeitung), befremdet mich sehr. Denn dieser "Park" ist sicher für die "Ewigkeit" gedacht und nicht nur für ein paar Wochen, und vermutlich wird die mit blutgetränkte Fahne dieses Bundes auch nicht nur für ein paar Tage im Südwestwind flattern.
Wappenschild des Schwäbischen Bundes, 1522 - Heiliger Georg mit Fahne. Zwei Putten halten das Wappen, ein rotes Kreuz in weißem Feld - Das Motto: Wen Gott verbunden, trennt der Mensch nicht - Kolorierter Holzschnitt - Werkstatt Hans Burgkmairs - (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Wappenschild.jpg
DAS ist es, was mich befremdet, worauf ich wohl noch einmal explizit hinweisen muss. Denn einer für diese Aktion Verantwortlich schrieb mir Tage später (16.4.2025) zu meinem folgenden Artikel dieses: "Lieber Herr Weinert,
Sie haben leider gar nichts begriffen und ich fordere Sie auf, augenblicklich die die Eintragung zum Stelenpark zu löschen. Danke!" - Dabei verweist mich der Schreiber auf den folgenden Link "weissenau-kultur.de", aus dem ich wohl völlig anderes erfahren soll. Doch was dort über die Aufstände der Bauern und des "gemeinen Mannes" zu lesen ist, ändert meine Meinung nicht: (Markierungen von mir)
- Die Herren haben gesiegt. Der "Schwäbische Bund" hisste seine Fahne im Kloster. Der Bauernkrieg war im Schussental nach wenigen Wochen am Ostermontag 1525 zu Ende. Durch den zwischen den Truchsessen und den Bauern geschlossenen "Weingartner Vertrag" wurden die Verhandlungen über die Anliegen der Bauern vertagt. Der Hof des Stefan Rahl wurde in Schutt und Asche gelegt, aber das Schlachtengemetzel blieb aus. Jacob Murer, traumatisiert von den Ereignissen, lässt die Chronik verfassen. Die Fahne soll uns zum Nachdenken anregen, warum Konflikte auch heute noch gewaltsam entschieden werden. Warum ist der "gemeine Mann" (oder Frau) den Herrschenden oft hilflos ausgeliefert?
Wappenschild des Schwäbischen Bundes, 1522 - Heiliger Georg mit Fahne. Zwei Putten halten das Wappen, ein rotes Kreuz in weißem Feld - Das Motto: Wen Gott verbunden, trennt der Mensch nicht - Kolorierter Holzschnitt - Werkstatt Hans Burgkmairs - (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Wappenschild.jpg
Nein, diese Fahne des Schwäbischen Bundes ist und bleibt das absolut falsche Symbol. Sie ist vielmehr das Symbol für die erste und erfolgreich niedergeschlagene Revolution zur sozialen Befreiung von der geistlichen und weltlichen Obrigkeit - so sinngemäß der Ortsvorsteher bei der Einweihung. Der Schwäbische Bund wurde 1488 gegründet aber bereits 1534 aufgrund der Zerwürfnisse im Rahmen der lutherischen Reformation wieder aufgelöst.
Warum -statt eben dieser unsäglichen Fahne - nicht ein Denkmal mit getöteten Bürgern und Bauern, warum nicht eine Stele und eine Gedenktafel wie hier in Leipheim? (Bild oben) Das Foto zeigt das Denkmal mit Gebeinen der Gefallenen direkt an der Bundesstraße 10 gelegen: Ein Holzstamm, gestützt von drei Spießen, der von einem Pflug gespalten wird, dahinter eine große Sense. Steinstele mit Inschrift, zwei Steinbänke daneben.
Dort auf der Gedenktafel/Stele ist zu lesen:
http://www.denkmalprojekt.org/2019/leipheim-bauernkrieg_lk-guenzburg_bay.html
Der "Stelen-Park" über den ich hier kritisch schreibe, steht in dem Ortsteil "Weißenau" der Großen Kreisstadt Ravensburg (Oberschwaben). In Weißenau gab es damals wie auch heute eine Klinik für psychisch erkrankte Menschen. Während der Nazidiktatur wurden 691 Menschen mit diesen Erkrankungen als "unwertes Leben" in die Gaskammern von Grafeneck gefahren - mit grauen Bussen, von denen einer ebenfalls in Weißenau als "würdiges" Denkmal steht.
Die Aktion mit der "Blutfahne" (rotes Kreuz auf weißem Grund) erschreckt mich deshalb, weil die einst aufständischen Bauern aus Württemberg und dem Schwarzwald am 12. Mai 1525 - inmitten der Wirren der von Martin Luther **) inszenierten Reformation - vom Heer des "Schwäbischen Bundes" unter Georg Truchseß von Waldburg-Zeil bei Böblingen schwer und blutig geschlagen wurden. Diese Schlacht gilt als eine der grausamsten des Großen Bauernkrieges von 1524/25. Von den 15.000 Bauern des „Hellen Haufens“ wurden 8000 durch 10.000 angeworbene Landsknechte und andere Söldner aufgeschlitzt und niedergestochen.
Der "Schwäbische Bund" wurde wie schon oben erwähnt einst am 14. Februar 1488 auf Initiative Kaiser Friedrichs III. gegründet. Er verband zwei Gruppen, die selbst schon eine lange Tradition bündische Zusammenschlüsse aufwiesen: die schwäbischen Reichsstädte und den reichsunmittelbaren Adel. Dazu traten nun Erzherzog Sigismund von Österreich und Graf Eberhard im Bart von Württemberg zwei mächtige Landesherren. Als Mitglieder der Gesellschaft mit Sankt Jörgenschild gehörten auch die Freiherren von Brandis, die Herren von Vaduz und Schellenberg, dem Schwäbischen Bund an. Im Schwabenkrieg 1499 trug der Bund die Hauptlast im Kampf gegen die Eidgenossen, 1525 war er - wie gesagt - in Süddeutschland entscheidend an der Niederschlagung des Bauernkriegs beteiligt. Wesentlich infolge der durch die Reformation bewirkten Gegensätze endete der Schwäbische Bund 1534.
Wikipedia
**) Martin Luther (lesen Sie hier) hatte im Rahmen seiner versuchten Reformation der Katholischen Kirche seine Vorstellung von geistiger Freiheit im Glauben bei gleichzeitiger Einwilligung in soziale Unfreiheit vor allem im Rahmen der Bauernkriege gezeigt. Als die Bauern, angeführt von dem Prediger Thomas Müntzer, die reformatorische Kritik an Autoritäten auch sozial und damit politisch deuteten und dafür kämpften, bezog Luther klar Position gegen die Aufständischen und damit implizit unter anderem auch pro "Schwäbischer Bund".
Man könne nicht Gewalt mit Gegengewalt begegnen, denn das sei nicht Gottes Wille, predigte der Reformator dem gemeinen Volk. Das aber - inklusive der großen Bauernschaft - hatte Luthers Credo von der "Freiheit des Christenmenschen" auch verstanden als die Befreiung vom Joch der Grafen und Fürsten.
Luthers Verhalten während des Bauernaufstandes wird unterdessen heute von protestantischer Seite als Versuch zur Deeskalation gedeutet. Doch hat der Reformator unverblümt zur Gewalt gegen die Bauern aufgerufen, indem er forderte, man solle "die mörderischen und räuberischen Rotten (…) zerschmeißen, würgen und stechen, heimlich oder öffentlich." Es gebe nichts "Giftigeres, Schädlicheres, Teuflischeres" als "einen aufrührerischen Menschen." Diesen müsse man deshalb "wie einen tollen Hund totschlagen." (Luther 1525 in „Wider die mordischen und reubischen Rotten der Bawern“) Diese Hetze Luthers setzte sich gegenüber Menschen jüdischen Glaubens fort.
Der Reformator hat diese dunklen Gedanken. Spuren und Äußerungen - verbal und niedergeschrieben - unauslöschlich (!) in der deutschen Kultur und Geschichte hinterlassen, und er hat uns auch unsere Untertanenmentalität eingebläut. Er hat uns gelehrt, der Obrigkeit hörig zu sein und uns in die Innerlichkeit zurückzuziehen, ins Private zu emigrieren, während draußen auf den Feldern die Bauern und das Volk von ihren Lanzen durchbohrt und ihren Schwertern enthauptet und ihren Landsknechten geschändet werden.
In dem Martin Luther uns zur Verachtung gegenüber sozial Unterprivilegierten und Ausgegrenzten ermutigt und erzogen hat, ebenso wie im selbstgefälligen Abbügeln Andersdenkender, hat er uns in unserem deutschen und europäischen Antisemitismus bestärkt und ihm Vorschub geleistet. Das und Luthers generelle Verachtung des „Anderseienden“, des „Abnormalen“, sollten wir uns Tag für Tag vor Augen halten, wenn „Ihn“ feiern.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden die historischen Bücherreihen zum Thema „Luther – Hitler“ mit jenem Vorzeichen versehen, die Luther zum geistigen Urheber des Nationalsozialismus machten. 1941 veröffentlichen Mc Govern und W. Montgomery das Buch "From Luther to Hitler" und 1949 P.F. Wiemer "Martin Luther - Hitlers Spiritual Ancestor".
Ernst Niekisch sieht in seinem Buch "Deutsche Daseinsverfehlung" Luther als den heimlichen Vater der heillosen Entwicklung, die zum Nationalsozialismus führte. Luther habe das Bündnis mit den revolutionären Bauern abgelehnt, damit sei die Reformation politisch zusammengebrochen, und Luther habe das Fundament zum deutschen Obrigkeitsstaat gelegt, das im NS-Staat seinen furchtbaren Ausdruck fand. Im "Hochland", der katholischen Elitezeitung, erscheint 1946 ein Aufsatz von Alfred v. Martin. Er macht die Reformation für den Anfang der Säkularisierung verantwortlich, die sich im preußischen Machtstaat und in der NS-Diktatur fortsetze und verdichte. (Quelle: LUTHER'S LISTE, Stefan Weinert)
Wie auf der Karte oben zu sehen, war auch Wurzach - ein Weiher mitten in Oberschwaben, nahe der Stadt Ravensburg - von den Bauerkriegen hart betroffen. Die Schlacht am Leprosenberg, ganz in der Nähe von Wurzach (heute Landkreis Ravensburg) war eines der vom Adel (und mit dem "Segen" Luthers) veranstalteten Gemetzel gegen jene, die Luthers Reformation wohl zu ernst genommen hatten.
Bis September 1525 waren alle Gefechte und Strafaktionen gegen die aufständischen Bauern abgeschlossen. Kaiser Karl V. und Papst Clemens VII. dankten dem Schwäbischen Bund für sein Eingreifen.
Pfaff-Florian zählte zu den Überlebenden der Schlacht und floh nach der Aushandlung des Weingartner Vertrags in die Eidgenossenschaft. In der Regel wurden Anführer und Hauptleute bei Ergreifung sofort hingerichtet. Gefangen genommene aufständische Bauern hatten ein allgemeines Kopfgeld von 6 Gulden in Raten zu zahlen und kamen danach frei. Georg von Waldburg-Zeil und sein Vetter Wilhelm wurden beide von Kaiser Karl V. am 27. Juli 1526 in Toledo zum „Reichserbtruchsess“ ernannt.
Und das alles (einschließlich der nazistischen Folgen und der heute beim "Rutenfest" glorifizierten Trunkenbolde namens Landsknechte) nun feierlich zu begehen - mit einem Stelenpark und der blutigen Flagge des einstigen "Schwäbischen Bundes" zeigt, welch Geistes Kind der Oberschwabe ist. Ganz ausdrücklich muss ich an dieser Stelle betonen, dass ich ein "Reingeschmeckter" (seit 1989) bin und explizit darauf bestehe. Ich lebe gerne in Ravensburg - aber das Hissen der Blutfahne von 1488 bis 1534 befürworte ich explizit nicht
Es wundert mich, dass die offizielle "Stadt Ravensburg" das aber tut - und zwar feierlich!