Stefan Weinert (c)
Das Leben ist eine Reise, die uns von einer Phase zur nächsten führt, und jede Phase bringt ihre eigenen Herausforderungen und Abschiede mit sich. Diese Übergänge können als "Aufstieg in das nächste Level unseres Daseins" betrachtet werden, bei dem wir wachsen, lernen und uns weiterentwickeln. Allerdings nicht ohne eine gewisse Kraftanstrengung und die Bereitschaft zum Loslassen des Vorherigen und dem Zulassen und der Bereitschaft von entsprechender Trauer und Trauerarbeit.
Das schafft nicht unbedingt jeder Mensch. Leider gibt es auch Mütter - es sind tatsächlich signifikant meist die Mütter - die ihre Töchter und ihre Söhne emotional aber auch material nie loslassen, und ihnen damit die autonome Zukunft verbauen. Zudem gibt es Zeitgenoss/innen, die sich nach einer zu vorigen Lebensphase = Level zurücksehnen und sich auch entsprechend verhalten.
Dieser pathologisch zu nennende Mechanismus wird in der Psychologie als Regression bezeichnet. Dieser Rückschritt in eine vorherige Lebensphase wird deutlich im Denken des Menschen, in seinem Verhalten, durch seinen sprachlichen Ausdruck und seine Körperhaltung. Ein für das wirkliche Lebensalter eben untypisches Verhalten. Dieser Rückschritt - davon gehen die Psychologen aus - ist der (meist unbewusste) Versuch, verborgene Ängste so zu kontrollieren und wie einen Ball unter Wasser zu halten, damit sie nicht ausbrechen, hervorbrechen, um lebensbeeinflussend sein zu können. man/frau könnte von emotional Regulierung sprechen, um eben Ängste weniger fühlen zu müssen oder ihnen ganz aus dem Weg zu gehen. Regression können sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen auftreten.
- Gemeint in diesem Artikel sind nicht Trennung und Trauer aufgrund des Todes eines geliebten Menschen, vor allem wenn es sich um die Eltern oder das eigene Kind oder den/die Partner/in handelt. Auch nicht die Trennung eines ganzen Familienverbandes aufgrund einer Scheidung, oder politischer, religiöser oder gesellschaftlicher (Corona!) Entwicklungen. Denn diese können so schwer und auf ewig so traumatisch sein und bleiben, dass dies hier die falsche und unsensible Stelle wäre, um es gerecht einzuordnen.
Im Mutterleib "erfahren" wir die ultimative Geborgenheit und Sicherheit. Die Dyade mit der Mutter ist so eng, dass hier von einer Einheit mit ihr gesprochen werden muss. Es gibt nur die Mutter, weshalb das "Erfahren" nicht als eine Icherfahrung wahrgenommen werden kann. Ja, es gibt noch nicht einmal das von Sigmund Freud so benannte "Es". Die embryonale, oder auch uterine Phase genannt, ist eine Zeit und ein Raum der Ruhe und des Schutzes, wo wir uns entwickeln und wachsen können, ohne äußere Einflüsse.
GeburtDie Geburt ist der erste große Abschied. Wir verlassen diese Geborgenheit des Mutterleibs und treten in eine Welt mit einerseits ungeahnten Möglichkeiten, aber auch mit unberechenbaren Risiken. Es ist der erste Schritt der Vertreibung des Menschen aus dem Paradies und ist dennoch unumgänglich und zur Individuation des Einzelnen notwendig. Wer im späteren "Erwachsenenleben" den Wunsch zur Rückkehr in den Mutterleib hat, gilt in unserer Gesellschaft zu Recht als jemand unter einer krankhaft infantiler Neurose Leidender. Sieh oben unter "Regression".
Symbiose mit der MutterIn den ersten Lebensmonaten erleben wir eine enge Symbiose mit der Mutter. Der neue Mensch ist unbedingt und vollkommen von dieser Bezugsperson abhängig. Im günstigsten Fall ist es eben die Mutter, deren Herzschlag das heranwachsende Leben neun Monate "gehört" hat und deshalb beim Stillen auch die linke Brust bevorzugt. Diese Phase ist geprägt von Nähe, Fürsorge und Liebe. Doch auch hier kommt der Moment des Abschieds, wenn wir beginnen, die Welt um uns herum zu erkunden und das Baby anfängt wahrzunehmen, dass - im Idealfall - da auch noch der Vater ist.
Dreiecksbeziehung mit Vater und Mutter (Primärgruppe)Mit der Zeit erweitert das neue Individuum seinen Bezugskreis und tritt in eine Dreiecksbeziehung mit Vater und Mutter ein. Geleichzeitig ist diese Phase eine der Subjekt-Objekt-Differenzierung und zugleich der Grundstein für die kommende autonome Entwicklung. Der unvermeidliche Abschied von dieser Primärgruppe, die dem Menschen unbedingte Sicherheit und Orientierung gewährleistet, ist der Beginn, die eigene Identität zu finden. Es ist die endgültige Vertreibung aus dem Paradies, ohne die ein gesunde Individuation des Individuums gar nicht möglich ist!
Lösung von der Primärgruppe und IdentitätsfindungDer Übergang zur eigenen Identitätsfindung ist also ein weiterer bedeutender Abschied im Leben des Menschen, ohne den das "next level" nicht erreichbar ist. Ich behaupte, dass diese "Metamorphose" der Raupe zum Schmetterling, eine ganz entscheidende in unserem Leben ist. Wir lösen uns von der Familie und beginnen, unseren eigenen Weg zu gehen. Diese Phase ist geprägt von Selbstentdeckung und dem Streben nach Unabhängigkeit. Für mich ist die biblische Vertreibung des Menschen aus dem Paradies genau so zu verstehen und entsprechend zu bewerten. Ohne das Essen der verbotenen Frucht, ist die Entdeckung der Welt auf eigenen Wegen außerhalb des geschützten Gartens (persisch: Paradies) gar nicht möglich. Das ist die "Schuld", die WIR eigentlich unberechtigter Weise mit uns lebenslang herumschleppen.
Das Treffen von Entscheidungen im Leben
Nachdem auch der Abschied von der gleichgeschlechtlichen Gruppe (Mädchen sind "blöd") hin zu der von Jungen und Mädchen gemischten Gruppe und dem Interesse am anderen Geschlecht sich vollzogen hat, stehen im Leben jedes und jeden Einzelnen Entscheidung für oder gegen etwas an. Berufswahl, Studiengang, Heirat ja oder nein, um mit wem, Wohnortwechsel, Hausbau oder nicht etc. Jede Entscheidung für etwas, ist (meist) auch eine Entscheidung gegen eine mögliche Alternative - es sei denn, man/frau ist so schwer verliebt, oder hat nur den einen Berufswunsch. Aber auch hier gibt es Konkurrenz oder ungenügende Qualifikation.
Klimakterium bei der Frau und Klimakterium virile beim Mann