Napoleon und das Jahr, in dem der Sommer ausfiel - „Achtzehnhundertunderfroren“ versus "Zweitausendundverbrannt" - Klimaflüchtlinge gestern und heute ...
Von Stefan Weinert (c)
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Nach den verlorenen Schlachten Napoleon Bonepartes ("der Löwe von Neapel") vor den Toren Berlins und bei Leipzig und der davorliegenden Schlappe 1812 im und durch den russischen Winter auf dem Rückweg des von ihm verbrannten Moskau nach Brandenburg-Preußen, war dieser auf die Insel Elba verbannt worden, und die von ihm verschobenen Landgrenzen wurden nun auf dem Wiener Kongress - vom 18. September 1814 bis zum 9. Juni 1815 - wieder ins Lot gebracht. Als eine der bedeutenden Mächte Europas, war auch das wiederhergestellte Königreich Frankreich dabei. Nur das Osmanische Reich fehlte. Zwar kehrte Napoleon noch einmal für 110 Tage nach Frankreich zurück, aber nur um dann bis zu seinem Lebensende auf der Insel Sankt Helena verbannt zu bleiben.
Zu erwähnen sei, dass es während dieser neun Monate des "Wiener Kongress'" auf der anderen Seite der Erdkugel zu einer Katastrophe ungeahnten Ausmaßes kam, von der die Europäer, die Russen, die Franzosen, Österreicher, Dänen und Preußen erst Wochen später durch Postschiffe und Monate später durch einen extremen Klimasturz in ihren Regionen erfuhren. Die Winter 1815/16 und 1816/17 waren auf dem europäischen Kontinent extrem kalt und das Jahr 1816 über - vor allem in den Sommermonaten - kam es zu starken Unwettern, einer "Schafskälte", die aber kein Ende finden wollte, und im Herbst zu sehr hohen Ernteausfällen. In der Folge dessen litten auch in Preußen, dem ehemalige Königreich Polen (es war im 18. Jahrhundert dreimal geteilt und dann ganz aufgelöst worden) und Österreich unter einer Hungersnot und es kam zu Seuchen mit Cholera und Typhus.
Das Volk nannte diese Jahre nur noch „Achtzehnhundertunderfroren“. Der Grund dafür war der Ausbruch des indonesischen Vulkans "Tambora" im April des Jahres 1815 - der heftigste der letzten 25.000 Jahre (!) - bis heute. Der asiatische Vulkan schleuderte 50-mal mehr Lava und Vulkanasche aus, nämlich ganze 160 km³ = Kubikkilometer, als im Jahr 79 nach Christus, wo die römische Stadt Pompeji durch den Ausbruch des Vesuvs völlig zerstört und begraben wurde. Der durch den Tambora verursachte Vulkanstaub wurde hoch in die Atmosphäre geschleudert und legte sich wie ein Schleier um den gesamten Erdball und verursachte so etwas wie eine "kleine Eiszeit". Als Folge dessen, weil den Menschen der damaligen Zeit nicht klar war, ob dies alles nur vorrübergehend sei, kam es 1817 zu den ersten Auswanderungen von Europäern per Segel- und Postschiffen nach Nord-Amerika, Süd-Amerika, Kanada und nach Australien.
Es ist absolut nicht zu weit hergeholt, hier von den ersten "Klimaflüchtlingen" zu sprechen. Auch wenn sich die herben Naturerscheinungen auf dem Kontinent sukzessive wieder verflüchtigten, die Ausgewanderten kehrten nicht zurück, sondern blieben, zumal nicht klar war, ob sich die "Schafskälte" dauerhaft in der alten Heimat festsetzt.
Dagegen ist es heute in Bezug auf Klimaveränderungen doch "etwas" anders. Bricht ein Vulkan auf Island aus, weiß es weltweit jedermann/frau in wenigen Minuten und auch jeder weiß, woher die leichte Absenkung der Temperaturen kommt. Was aber auch klar ist, der Klimawandel und die damit verbundene --Erwärmung weltweit, wird in einigen Regionen des Planeten dazu führen - und hat schon dazu geführt - dass Menschen sich aufmachen, dahin zu wandern (migrieren), wo es noch grüne Wiesen, Schatten spendende Bäume, nicht versiegte Brunnen, sichere Häfen und freundliche Menschen gibt, die nachempfinden können, was diese Zeitgenossen bewegt, ihren lebensfeindlichen Grund und Boden zu verlassen und nicht "bodenlos" bleiben, sondern neue Wurzeln dort schlagen dürfen, wo für sie (die Menschen und Wurzeln) noch Wasser vorhanden ist. Und dies, damit sie nicht verdursten, verhungern und bei lebendigen Leibe verdörren. Denn für sie sind die beiden vergangenen Dekaden das "Zweitausendundverbrennen"
Natürlich ist es im Vergleich zu Napoleons Zeiten eng auf unserem Planeten geworden. Im Jahr 1820 lebten eine (1) Milliarde Menschen weltweit. 1925 waren es zwei (2) Milliarden und dato sind es über acht (8) Milliarden:
Asien: 4,72
Afrika: 1, 43
Amerika: 1,04
Kontinent Europa: 0,74 (EU= 0,48)
Australien/Ozeanien: 0,05
Quelle: Statistisches Bundesamt
Vom 7. bis 9. Juni 2024 waren Wahlen in Europa, jedenfalls in den ausgesuchten und wohlhabendsten Ländern des Kontinents - der EU. Dort in der Europäischen Gemeinschaft leben derzeit 447 Millionen Menschen, das sind weniger als fünf (5) Prozent der Weltbevölkerung. Und die haben am vergangenen Wochenende zu großen Teilen entschieden, Flüchtlinge aus politisch, gesellschaftlich, und klimabedingt gefährlichen Regionen von vornherein von der lebenswerten Region "EU" zu exkludieren.
Auch Napoleon hatte einst politische Flüchtlinge "generiert" - und wie! Das hatte zwar nichts mit dem Öko-Klima, aber doch mit dem des politischen zu tun. Heute heißen sie nicht "der Löwe von Neapel", sondern Orban, Chrupalla, Le Pen, Meloni, Wagenknecht - um nur einige zu nennen. Armes Europa - jedenfalls aus Sicht der Humnaität.