Der "Deutsche Herbst" 1977 und der deutsche Herbst 2024 ... RAF & AfD ... und mittendrin die Klimaaktivist/innen ...
In einem Dossier *) vom April 2007 erinnert der WDR an die Zeit des Terrors durch die so genannte Bader-Meinhof-Bande in den 1970er-Jahren. Diese schlimme Zeit gipfelte in den von den Medien so bezeichnete "Deutschen Herbst" im Jahr 1977. Ich greife dies heute deshalb noch einmal auf, weil ich befürchte, dass wir nur wenige Tage vor einem weiteren "Deutschen Herbst" stehen - doch diesmal mit umgekehrten Vorzeichen.
Am kommenden Sonntag - da schreiben wir den 1. September, welcher zufällig auch der Beginn des meteorologischen Herbstanfangs 2024 ist - werden in Sachsen und Thüringen die politischen Karten neu gemischt. Es ist davon auszugehen, dass die rechtsnationale "Alternative für Deutschland" die Oberhand gewinnt und damit die dunkelste (Jahres)Zeit seit 1933 ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Begonnen hatte diese "Dunkelzeit" im September 2017, als die AfD wieder in das Deutsche Reichstagsgebäude einziehen durfte - demokratisch legitimiert!
Doch dazu später. Zunächst noch einmal zurück nach 1977.
Ich war damals 25 Jahre alt und lebte als langhaariger Rockmusiker in Flensburg. Natürlich waren die RAF, der Terror und die Entführung von Hanns Martin Schleyer Themen in unserer WG, in der Band und in der Clique. Andererseits stand ich mitten in einer persönlichen Umbruchsphase, und genau drei Jahre später - nämlich am 1. Oktober 1980 - begann ich im Oberbergischen Land mein Theologiestudium, das mich dann in der Folge über mehrere Stationen in die Stadt Ravensburg (1989) führte.
In Anbetracht der schlimmen politischen, gesellschaftlichen und terroristisch-tödlichen Vorgänge in den 1970er-Jahren, für die das Akronym RAF bis in die Gegenwart als Synonym steht, hat es mich nicht nur geärgert, sondern auch erschüttert, dass im "Deutschen Frühling" 2021 (Mai 2021) die spätere Bundestagsabgeordnete (September 2021) der SPD - Heike Engelhard - aus dem Wahlkreis Ravensburg, die nun wirklich harmlosen und pazifistisch gesinnten oberschwäbischen Klimaaktivist/innen um den inzwischen bundesweit bekannten und auch beliebten Samuel Bosch, ganz in die Nähe dieser RAF stellte.
Der Landtagsabgeordnete der CDU - August Schuler - bestätigte dies denn auch, in dem er eben jene christlich geprägten "Samuels" des Klimaterrors bezichtigte. Das aber Schlimmste daran war (und ist bis heute) für mich die Berichterstattung der hiesigen "Schwäbischen Zeitung", für die damals letztverantwortlich Dr. Hendrik Groth zeichnete. Die nämlich hat Engelhard und Schuler über ihr Medium frei so einen Unsinn und diskrinierndes Geschwafel reden lassen, so dass sich "Klimaakivist = RAF" und "Klimademos = Klimaterror" in die Köpfe der Leser und Leserinnen bis heute einbrennen konnte. Kein kritisches Wort, keine hinterfragende Bemerkung, kein Kommentar. Dabei waren die Klima-Kleber nie in Ravensburg aktiv - bis heute.
*) Dossier
Schleyer-Entführung, die Kaperung der Lufthansa-Maschine "Landshut" und tote RAF-Häftlinge im Hochsicherheitstrakt der JVA Stuttgart-Stammheim: Der so genannte Deutsche Herbst bildete den Höhepunkt des Terror-Jahres 1977. Sechs Wochen, die die Republik veränderten.
"Wir haben nach 43 Tagen Hanns Martin Schleyers klägliche und korrupte Existenz beendet" - das 25. Bekennerschreiben der "Roten Armee Fraktion" (RAF) bringt am 19. Oktober 1977 die tödliche Gewissheit. Der entführte Arbeitgeber-Präsident, für die Terroristen eine der Symbolfiguren des verhassten Kapitalismus, ist tot. Hingerichtet mit drei Kopfschüssen findet die Polizei den 62-Jährigen im Kofferraum eines Audi im elsässischen Mühlhausen. Bereits am 4. August 1977, einen Monat vor der Entführung, hatte die Bild-Zeitung getitelt: "Schleyer soll der nächste sein".
Sechs Wochen lang halten die Terroristen die Bundesrepublik und das Ausland in Atem. Am 5. September 1977 um 17.29 Uhr stoppt das vierköpfige RAF-Kommando "Siegfried Hausner" in Köln-Braunsfeld Schleyers Fahrzeugkonvoi. Die Terroristen eröffnen sofort das Feuer.
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Nun also in wenigen Tagen die Wahlen im Osten der Republik. Ich kann nur wiederholen, was ich an anderen Stellen schrieb und worauf ich versuchte (?) aufmerksam zu machen: Wir haben diese braunen Geister gerufen und werden sie nun nicht mehr los. Sie alle wurden demokratisch in Stadt-, Kreis- und Landtagsparlamente gewählt, sie haben demokratisch legitimiert Einzug in den Deutschen Bundestag gehalten. Und jeder der lesen und hören und sehen kann, kann heute nicht sagen: das haben wir nicht gewusst. Und den Nährboden für diese "Braungewächse" haben wir teilweise auch noch selbst ausgebracht. Den Nährboden dafür haben aber vor allem die Talkshows mit ihren illustren Gästen von Rechts und die Presse mit ihrer kommentarlosen Berichterstattung bereitet.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber der Aufmarsch in Schwarz mit Krawatte und weißem Hemd der Politiker/innen in Solingen und die Rede des Bundeskanzlers, erschienen mir wie eine hilflose Aktion angesichts einer haushohen Überforderung. Und das schlimmste kommt erst noch: Der Deutsche Herbst 2024.