Polizei, statt Pädagogen - Verbote, statt Verständnis - Strafen, statt "Soziales" ... Der Mensch lebt nicht von sanierten Projekten, sondern von seinen sicheren "Vier Wänden" ...
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Bekanntlich stammt die Wörter "Pädagogik/Pädagoge" vom griechischen Wort 'paidion' = das Kleinkind ab (gemeint das Kind bis drei Jahre, ab da wurde es 'teknon' genannt). Aber mit einem Kindergarten haben wir es in Ravensburg nicht zu tun, wenngleich es einem/einer manchmal so erscheinen kann. Heute in der Moderne wird dieser Begriff für Erziehung (beinhaltet Verständnis, Augenhöhe, Geduld), Bildung, Beratung und den ganzen Bereich des Sozialen (sozialpädagogische Maßnahmen) gebraucht. Gerade Pädagogik und Soziales gehören ineinanderfließend zusammen.
Die eingangs oben aufgeführter Stichpunkte, haben alle etwas gemeinsam. Eigentlich sind es die drei Gegensatzbegriffe, welche die Headline dieses Artikels ausmachen.
Polizei, statt Pädagogen - Verbote, statt Verständnis - Strafen, statt "Soziales"
In den zurückliegenden Jahren hatte ich auf meinen Blogs darüber ausführlich geschrieben, weshalb hier etwas kürzer zur Erinnerung. Ich schreibe dies auch unter der Prämisse, dass wir in Ravensburg einen Polizei- und Sozialbürgermeister haben, der lichtschnell und unverzüglich nach Überwachung, Verbote, Strafen und übermächtige Polizeipräsenz mit Vertreibungsauftrag, ruft und darauf auch besteht. Es ist derselbe Erste Bürgermeister, der gefühlt seit drei Monaten Wahlkampf in Friedrichshafen betreibt und dort nachweislich als zukünftiger Oberbürgermeister mit Versprechungen um sich wirft, die seit den neun Jahren unter seiner "Türme-Ägide" schwerlich nachzuweisen sind.
Friedrichshafener Bürger und Bürgerinnen, welche nur die Zeitung lesen, haben selbstverständlich das gewollte Blend-Bild des Kandidaten. Aber auch dieses Bild hat mindestens zwei Seiten ...
Die "Szene am Ravensburger Bahnhof" gibt es wie in jeder etwas größeren Stadt. Doch dadurch, dass die "Penner und "Säufer", die "Bettler" und "Taugenichtse" durch die Administration Rapp-Blümcke-Bastin und die Mehrzahl der Gemeinderäte - erst vom Buswartehäuschen am Frauentorplatz und anschließend auch noch vom nahe gelegenen "Holzmarkt" vertrieben wurden, hat sich die "Szene der Ungewollten" sozusagen "nachverdichtet" und konzentriert.
Um die Sprayer-Gruppe ist es ruhig geworden. Das hörte sich vor vier bis sechs Jahren völlig anders an. Vor allem aus dem Rathaus, wo es einem Ersten Bürgermeister gefiel, von den Sprayern, von denen viele mit ihren Aktionen um Aufmerksamkeit betteln (das weiß aber nur ein Pädagoge und kein Amtsschimmel), als "pinkelnde Hunde, die ihr Revier abstecken" sprach. Natürlich wurden hier die härtesten Geschütze aufgefahren, statt es der Stadt Flensburg gleichzutun. Stattdessen dürfen die Akademiker und gut Situierten von Kunstverein Ravensburg-Weingarten, die Fenster mannigfach leerstehender Geschäfte "kunstvoll" bekleben. Pseudograffiti!
Erinnern muss ich an Sylvester-Vorabend 2020 und an den Mai 2021. Tatort der Polizeikräfte, der Ortspolizeibehörde und des Bürgermeisters Blümcke war jeweils die Ravensburger Schussentraße. Zunächst (2020) war ein (1) einzelner (1) junger Klimaaktivist (17 Jahre alt) auf einen Baum an jener Straße geklettert, um ihn aus Protest gegen die schlechte Klimapolitik der Stadt zu besetzen. Eine Hundertschaft Polizeibeamter aus Göppingen wurde angefordert und rückte auch an. Der junge Sam (Samuel Bosch, der inzwischen deutschlandweit als pazifistischer Klimaretter bekannt ist), hangelt sich an sicheren Seilen von Baum zu Baum und wurde schließlich von der "100-Schaft") einkassiert.
Fünf Monate später (2021) - ich war als Unterstützer live dabei - hingen an sicheren Seilen befestigt - zwei Klimaaktivisten in genügender Höhe über besagter Schussenstrasse in Hängematten. Daraufhin sperrte die Polizei die gesamte Schussenstrasse in einer Länge von 350 Meter, was nachweislich aber nicht notwendig gewesen wäre. Aufgrund aber der Straßensperrung setzten sich rund 20 Aktivii in die Mitte der vierspurigen Tangente und wurden daraufhin sanktioniert und teilweise in Friedrichshafen weggesperrt. Zurecht - wie ich meine - bezeichneten sich die Aktivisten als politische Gefangenen, was die aktuelle Bundestagsabgeordnete Heike Engelhard (SPD) aus Ravensburg dazu bewog, ungestraft jene Klimaaktivisten/innen in die Ecke der todbringenden und mörderische "Rote-Armee-Fraktion RAF um Bader und Meinhof zu stellen. Kommentarlos in der hiesigen Zeitung und ohne jede nachträgliche Bitte um Entschuldigung.
Und während in den Monaten April bis September der Partybär auf dem südlichen Marienplatz (längste Theke Oberschwabens) tobt und säuft, wurde der jugendlichen Szene das Feiern auf dem Veitsburggelände mit hohem Polizeieinsatz mehrfach untersagt. Von Pädagogik keine Spur. Auch ein adäquater von der Jugend akzeptierter anderer Platz konnte von der Ravensburger Bürgermeister-Triga angeboten werden. Bürgervorschläge weiß nur noch der Wind.
Und nun gestern, einem halb verregneten Sonntag, besetzten rund zehn "Sozial-Aktivist/innen" ein seit vielen Jahren leerstehendes Haus in Ravensburg-Süd. Doch kaum hatten die Hausbesetzer/innen ihre entsprechende Pressemitteilung herausgegeben, rollten Polizei und Feuerwehr an, um rechtliche Klarheit zu schaffen.
Nun gut, es war ein Sonntag und der entsprechend zuständige Bürgermeister war auf Wochenend-Wahlkampf-Tour (man/n kann als auch am Wochenende arbeiten). Dennoch, wo war das, was er am Hafen verspricht: Das ständig offene Ohr für die Nöte der Bürger?? Und hätte man/n nicht noch bis Montag warten können, um sein Pädagogen-Heer (Streetworker der Stadt, gibt es die eigentlich noch?) in die "Hindenburgstrasse" (die eigentlich gar nicht mehr so heißen dürfte) hinauszuschicken oder selbst in persona mit den jungen Leuten und ihr berechtigtes Anliegen zu sprechen? Immerhin hatten diese angekündigt, mit dem Besitzer des Hauses zu reden.
Der Artikel könnte den Eindruck erwecken, als gäbe es in Ravensburg und für Ravensburg keine präventiven und/oder pädagogischen Bemühungen. Das stimmt natürlich nicht. Dennoch darf gefragt werden, wo denn auf diesen wichtigen Themenfeldern Entscheidendes getan wurde und wird. Oder soll man/frau teilresigniert und sinngemäß resümieren, wie es der Erste Bürgermeister tat als er meinte, dass eine urbane Stadt wie Ravensburg mit einer gewissen Anzahl an Ordnungswidrigkeiten und Straftaten leben muss.
Abgesehen davon, dass eine Stadt immer urban ist, ist diese Einstellung bestes Gummi, welches man ziehen und ziehen kann, ohne dass es reißt. "Urbanus" (zur Stadt gehörend) ist aber auch, dass Wohnraum für Bürger und solch die es werden wollen, Priorität haben muss, vor Sanierungen von Plätzen und Rathäusern, Musikschulen und Straßen. Denn der Mensch lebt nicht von diesen genannten Projekten, sondern vor den vier sicheren Wänden um ihn herum.