Mit der Schwäb'schen Eisenbahn - Gestern und Heute - "Ob Stuttgart, Ulm und Ravensburg: Ist doch alles nur noch Murks ... Trulla ..."
Neben meinen beiden großen Hobbys, dem Bloggen und Lesen, gibt es noch ein weiteres, welches ich bereits seit Mitte der 1960er Jahre betreibe: Das Musik machen. Erst die Gitarre und dann wenige Jahre später das Schlagzeug. Seitdem habe ich in verschiedensten Pop/Rock/Blues-Bands gespielt, respektive tue ich das aktuell. Aber nicht als Gitarrist, sondern als Drummer. Als solcher fungiere ich derzeit in einer Bluesformation in Kluftern. Kluftern? Ja, dieser kleine aber feine Ort zwischen Bodensee und Markdorf im Badischen, gehört zur Zeppelinstadt Friedrichshafen und ist von dort mit der Bodenseebahn, die bis Radolfzell am anderen Seeufer fährt, zu erreichen.
Da ich bereits seit 2015 keine Autobesitzer mehr bin, fahre ich in der Regel einmal pro Woche eben nach Kluftern, um dort mit meinen Bandkollegen zu proben. Und zwar immer nachmittags, so dass ich spät abends wieder in meiner Dachwohnung eintrudele. Wer mit der Bahn - der Deutschen Bundesbahn und den vielfachen Regionalbahnen - fährt, hat viel zu erzählen. Auch wenn es nur relativ kurze Strecken sind.
- Lesen Sie auch hier: "Auf der schwäb’scha Eisabahna ..." bei der BILDSCHIRMZEITUNG
Seit Mitte Januar bis dato bin ich die Strecke "Ravensburg - Meckenbeuren - Friedrichshafen (Umstieg) - FN-Kluftern" und zurück über 25-mal gefahren und wurde nur zweimal kontrolliert, ob ich auch einen gültigen Fahrschein habe. Hatte ich, immer! 12 Euro hin und zurück. Ab 1. August 2024 sind es 13 Euro. Laut Wahrscheinlichkeitsrechnung aber hätte ich womöglich bis heute rund 300 Euro sparen können, wenn ich's drauf ankommen hätte lassen. Aber da ich fair bin und das Risiko zu hoch, zahle ich jede Woche meinen DB-BOB-REGIO-Beitrag. Abgesehen davon sind Verspätungen und verpasste Anschlusszüge mit im Programm der DB ... dafür wird sie auch regelmäßig teurer.
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Viel zu erzählen über das Zug-Fahren hatten die Schwaben bereits Mitte des ausgehenden 19. Jahrhunderts, als die "Schwäbische Eisenbahn" zwischen "Schtuegert und Mekkebeure" rangierte. - Ein Bauer, der es gewohnt war, seinen Geißbock hinter seinen Ochsenkarren zu spannen, tat das nun auch bei dem ihm bisher unbekannten Dampfross mit dem Ergebnis, dass in "Durlesbach" nur noch der Kopf der Ziege am Seil hing. Das ging um die Welt und erreichte auch mich als Kind und Jugendlicher nahe der dänischen Grenze.
Bereits zu der Zeit, wo ich in Schleswig-Flensburg begann Gitarre zu spielen, sang ich abend am Lagerfeuer des jährlichen Zeltlagers im Sachsenwald bei Hamburg auch das Lied von der "Schwäbschen Eisenbahn" (Mundorgel) - natürlich dialektlos und keine Ahnung habend, dass ich irgendwann mal entlang dieser dort besungenen Bahnstrecke leben würde. Beigebracht hat mir dies Lied schon zuvor meine Mutter am Küchenherd.
Tja, nun wohne ich tatsächlich seit 1989 an dieser Bahnstrecke zwischen Stuttgart und Meckenbeuren. Aber im Refrain des weltbekannten Schwabenliedes fehlt die wichtige Stadt, in der ich lebe und die ganz direkt mit ihrem zukünftigen "Schussen-Strand" an dieser Strecke steht: Ravensburg.
In der ersten Strophe und jeweils im Refrain des Liedes heißt es (auf Hochdeutsch): Stuttgart - Ulm - Biberach - Meckenbeuren - Durlesbach. Wo bitte bleibt da Ravensburg? Weil es sich nicht reimt auf Biberach, sondern nur auf "Schurk", murk und "absurt"? Dabei war Ravensburg bei der Entstehung des Liedes um 1880 bereits sehr bekannt. Denn 1883 hatte Otto Maier mit seinem Verlag und den späteren "Ravensburger Spielen" seinen ersten Autorenvertrag abgeschlossen. Und heute gilt Ravensburg als Klimastadt schlechthin, mit toten Fischen im "Gespinstbach" und einer überheizten Innenstadt.
Und überhaupt. Der kleine Bahnhof "Durlesbach" liegt geografisch immer noch vor Meckenbeuren, welches zwischen Ravensburg und Friedrichshafen steht. Aber das weiß eh kein "Fischkopp". Der Bahnhof in Durlesbach - gelegen in einem verwunschenen Tale zwischen Aulendorf (fehlt auch in dem Lied) und Ravensburg - wurde 1984 stillgelegt - und hier hält nur die "Geißbockbahn" der modernen Art (BOB), wenn du rechtzeitig den Anforderungs-Knopf drückst.
Nun fährt täglich ein ICE der modernsten Bauart von Norden kommend nach Innsbruck (A) und hält um Punkt 15:00 Uhr auf Gleis 3 des Ravensburger Bahnhofs. Wenn er denn pünktlich ist. Das ist er aber oft nicht, was Probleme mit sich bringt. Denn ICE hat Vorrang vor BOB und vor IRE. Sie müssen entweder den verspäteten ICE-4 erst passieren lassen - oder beide kommen in etwa pünktlich, dafür der ICE noch später. Das bringt Turbulenzen mit sich bis man/frau geschnallt hat, dass der IRE, der später als der BOB kommt, doch früher in Friedrichshafen einläuft.
Nun ja, singen wir die moderne Fassung des alten Liedes, dann ist das alles zu ertragen. Denn besser ein später Zug, als gar keiner. Apropos: Neuerdings fahren keine Nachzüge mehr zwischen 0:00 und 04:00 Uhr mehr zwischen Bodensee und Neckar. Darüber dürfen Sie liebe Leser/innen eine Strophe schreiben!